Skorpione

[532] Skorpione (Scorpionidae), Familie der Gliederspinnen, Spinnentiere mit ungegliedertem Kopfbruststück, kleinen scherenförmigen Kieferfühlern, beinartig verlängerten und am Ende ebenfalls mit Scheren ausgerüsteten Kiefertastern, vier kräftigen, mit Doppelkrallen endenden Beinpaaren und nicht abgesetztem, schlankem Hinterleib, dessen sechs letzte Ringe einen Schwanz bilden. Der letzte Ring des Schwanzes birgt ein Paar Giftdrüsen und läuft in einen Stachel aus, an dessen Spitze die Giftdrüsen münden. An der Basis des Hinterleibes hinter dem letzten Beinpaar befinden sich zwei kammförmige Anhänge von vielleicht auf die Fortpflanzung bezüglicher Bestimmung. Auf dem Kopfbruststück stehen zwei Scheitelaugen und jederseits 2–5 Nebenaugen. Vier Stigmenpaare auf der Bauchseite des Hinterleibes münden in ebenso viele Paare von Lungensäcken. Die S. gebären 20–50 lebendige Junge, die sie einige Zeit auf sich herumtragen. Sie leben (in etwa 200 Arten) hauptsächlich in den heißen Ländern, nördlich bis zum 45°, halten sich unter Steinen, in faulem Holz und Mauerlöchern verborgen, dringen auch gern in die Wohnungen ein, gehen mit emporgerichtetem Schwanz auf die Jagd, ergreifen kleine Tiere mit den Scheren, heben sie in die Höhe und töten sie durch einen Stich mit dem Stachel. Das Gift ist eine farblose, saure Flüssigkeit, die leicht eintrocknet. Beim Menschen erzeugt der sehr schmerzhafte und brennende Stich örtliche Entzündung, Lähmung, Fieber, Ohnmacht, Übelkeit, ist im allgemeinen aber nicht so gefährlich, wie vielfach angenommen wird. Nur einige afrikanische und asiatische Arten können einen Menschen töten. Die Ansichten über die Größe der Gefahr gehen sehr weit auseinander. Ein unschuldiges Volksmittel gegen den ungefährlichen Stich südeuropäischer Arten ist Öl, in dem S. krepiert sind; wirksamer ist Einreibung mit Ammoniak oder Asche. Wiederholte Stiche wirken weniger heftig als der erste. Vgl. Selbstmord bei Tieren. In den Mittelmeerländern sind gemein der 8 cm lange, rostgelbe, braun gewässerte Feldskorpion (Buthus occitanus Am., s. Tafel »Spinnentiere II«, Fig. 5) und der viel weniger schädliche, 3,5 cm lange, rotbraune, auf der Unterseite, an den Beinen und der Schwanzblase gelbe Hausskorpion (Scorpio carpathicus L., S. europaeus Latr.). der bis Tirol und in die Karpathen geht. Die größte Art ist der 13–16 cm lange schwarze Felsenskorpion (S. afer) in Afrika, Ostindien und auf den benachbarten Inseln; er ist, wie die Arten am Kap, sehr giftig. Seit dem Altertum ist über den Skorpion viel gefabelt worden; bei den Ägyptern war er Symbol des Typhon, dem auf geschnittenen Steinen der Anubis in beschwörender Stellung gegenübersteht. – Über den zu den Afterskorpionen gehörenden Bücherskorpion s. d.

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 18. Leipzig 1909, S. 532.
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