Smolka

[554] Smolka, 1) Franz, österreich. Politiker, geb. 5. Nov. 1810 zu Kalusz in Galizien, gest. 4. Dez. 1899 in Lemberg, studierte in Lemberg die Rechte und ließ sich 1840 daselbst als Advokat nieder. Als Führer des Geheimbundes des sogen. Jung-Polen, der die Wiederaufrichtung des alten polnischen Reiches plante, nach vierjähriger gerichtlicher Untersuchung zum Tode verurteilt, aber begnadigt, stellte er sich im März 1848 an die Spitze der national-polnischen Bewegung in Galizien und wirkte in deren Interesse auf dem Reichstag zu Wien, wo er erst zum Vizepräsidenten, dann 12. Okt. zum Präsidenten erwählt wurde. Nach Aufhebung des Reichstags kehrte er zu seiner advokatorischen Praxis in Lemberg zurück. 1861 ward er abermals in den Reichsrat entsandt, wo er seinen Platz neben den polnischen und tschechischen Föderalisten auf der Rechten nahm. 1863 schied er aus dem Reichsrat, ließ sich aber 1867 wieder in denselben wählen und gehörte zu den Führern der polnischen Fraktion. 1879 wurde er zum ersten Vizepräsidenten, 1881 zum Präsidenten des Abgeordnetenhauses gewählt und[554] 1882 zum Geheimrat ernannt. Im März 1893 legte er das Präsidium und sein Abgeordnetenmandat seines hohen Alters wegen nieder und wurde ins Herrenhaus berufen. Vgl. Widmann, Franz S. (Wien 1887).

2) Stanislaw, poln. Geschichtsforscher, Sohn des vorigen, geb. 1850 in Lemberg, studierte in Lemberg und Göttingen, wurde 1875 Dozent und 1883 Professor der allgemeinen Geschichte in Krakau und ist seit 1890 Generalsekretär der dortigen Akademie der Wissenschaften. Er schrieb (in polnischer Sprache): »Die Archive in Preußisch-Polen« (1875); »Polen und die Hussitenkriege« (1879); das Hauptwerk: »Mieszko der Alte und seine Zeit« (1880); »Über die Gesellschaftsordnung Polens unter den Piasten« (1881); »Historische Skizzen« (1882–83, 2 Bde.); »Josef Szujski« (1883); »Das Jahr 1386« (1886); »Kiejstut und Jagiello« (1888) und zahlreiche Abhandlungen in den »Jahrbüchern der königlichen Akademie der Wissenschaften«. In deutscher Sprache erschien von ihm: »Ferdinands I. Bemühungen um die Krone von Ungarn« (Wien 1878).

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 18. Leipzig 1909, S. 554-555.
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