Solothurn [1]

[584] Solothurn (franz. Soleure, ital. Soletta), ein Kanton der Schweiz, wird im O. von Basel und Aargau, im Süden und W. von Bern begrenzt, umfaßt mit zwei Exklaven Mariastein und Klein-Lützel 791,51 qkm, gehört fast zu gleichen Teilen dem Kettenjura und dem Mittelland an und wird hier von der Aare durchflossen. Gegen die Birs zu liegt das »Schwarzbubenland«, zwischen Aare und Dünnern das »Gäu« (mit Olten); letztere durchfließt das »Tal« und bricht durch die Klus heraus ins Gäu. Dementsprechend gibt es zwei verschiedene klimatische und anbaufähige Teile. Das produktive Areal umfaßt 97,56 Proz., wovon 36,83 Proz. Wald und 0,8 Proz. Rebland. Von den (1900) 100,806 Einw., die zu 97 Proz. Deutsch sprechen und zu 69 Proz. katholischer Konfession sind, leben 79 Proz. in der Niederung unter 500 m, die übrigen 21 Proz. zwischen 500 und 1000 m. Mehr als die Hälfte der Bevölkerung widmet sich der Landwirtschaft. Man zählte 1901: 3608 Pferde, 37,935 Rinder, 15,568 Schweine, 1330 Schafe, 10,166 Ziegen und 10,554 Bienenstöcke. Der Bergbau liefert altberühmte Bausteine (Marmor) bei S. u. a. O., feuerfeste Tone bei Matzendorf, etwas Bohnerz, Mergel, Kalke zu Zement (Bärswil, Grindel im Jura). Die Industrie hat sich durch Erbauung des Emmenkanals besonders um die Stadt S. entwickelt (in der die Uhrenindustrie blüht) und umfaßt eine Zellulosefabrik in Biberist, Eisenwerke in Gerlafingen (1000 Arbeiter), Baumwoll-, Kammgarnfabriken in Derendingen bei Luterbach, Seidenindustrie im Jura (Balstal etc.); s. besonders unter Olten. Von höhern Lehranstalten sind zu nennen: die Kantonschule in S.-Stadt (Gymnasium, Gewerbe- und Handelsschule, Lehrerbildungsanstalt), ferner eine Uhrmacherschule. Auf Rosegg ist eine kantonale Irrenanstalt. Nach der 1895 revidierten Verfassung ist der Kanton eine Repräsentativdemokratie mit Referendum und proportionalem Wahlsystem. Der Kantonsrat (Legislative) und der fünfgliederige Regierungsrat (Exekutive) werden auf je vier Jahre gewählt. Der Präsident des letztern führt den Titel Landammann. Die Staatsrechnung zeigt Ende 1906 an Einnahmen 3,064,707 Fr., an Ausgaben 3,048,356 Fr. Es betragen die Aktiva 12,865,141 Fr., die Passiva 9,564,210 Fr., demnach das reine Staatsvermögen 3,300,931 Fr. Dazu kommen siebzehn Spezialfonds mit (1905) einem Reinvermögen von 6,49 Mill. Fr.

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 18. Leipzig 1909, S. 584.
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