Tábari

[273] Tábari, Abu Dscha'far Mohammed ibn Dscherîr, großer mohammedan. Historiker und Theolog, geb. 838 zu Âmul in Taberistan, gest. 923 in Bagdad, besuchte während der ersten Hälfte seines Lebens auf einer vieljährigen Studienreise alle Zentren des geistigen muslimischen Lebens zwischen Ostpersien und Ägypten, eignete sich hierselbst die Wissensgebiete des Islams, besonders die Koran- und Traditionswissenschaften, das Recht, die Geschichte und die Philologie, in erstaunlicher Weise an und war während der zweiten Hälfte seines Lebens als gefeierter Lehrer und Schriftsteller in Bagdad tätig. Seine beiden Hauptwerke sind sein »Tefsîr« (s. d.), eine alles wesentliche Material der ältern Korankommentare in sich begreifende große Kompilation (gedruckt in Kairo 1904, in 30 Teilen; vgl. Loth in der »Zeitschrift der Deutschen Morgenländischen Gesellschaft«, Bd. 35, Leipz. 1881), und sein außerordentlich wichtiges großes Annalenwerk, das die Weltgeschichte von der Schöpfung bis zum Jahre 914 n. Chr. behandelt (hrsg. von de Goeje u. a., Leid. 1879–1901, 15 Bde.; vgl. dazu Nöldeke, Die Geschichte der Perser und Araber zur Zeit der Sasaniden, das. 1879; einen Teil hatte mit lateinischer Übersetzung bereits J. G. L. Kosegarten veröffentlicht, Greifsw. 1831–53, 3 Bde.; eine bereits 963 von dem Wesir Bal'ami gemachte Übersetzung von Teilen des Werkes ins Neupersische veröffentlichten französisch Dubeux, Par. 1836, Bd. 1, und Zotenberg, das. 1867–74, 4 Bde.). Ein drittes uns erhaltenes Werk Tabaris: »Ichtilāf al-fuqahā«, behandelt die Differenzen zwischen den großen juristisch-religiösen Systemen der Mohammedaner (hrsg. von Kern, Kairo 1902). T. begründete auch eine eigne juristisch-theologische Schule, die Dscherîrîja, die indes bereits mit seinen nächsten Schülern ausstarb.

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 19. Leipzig 1909, S. 273.
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