Tansillo

[313] Tansillo, Luigi, ital. Dichter, geb. 1510 in Venosa, gest. 1. Dez. 1568 in Teano, trat früh in den Hofdienst und erwarb sich die Gunst des Vizekönigs von Neapel, Don Pedro de Toledo, und seines Sohnes Don Garcia. Mit ihnen zog er gegen die Türken und machte lange Seefahrten, wobei er sich durch Tapferkeit auszeichnete. Nach Don Pedros Tode (1553) wurde er Steuerbeamter und später Justizbeamter in Gaeta. Die dialogische Ekloge »I due Pellegrini« ist ein noch unvollkommenes Jugendwerk. Das geistreiche, aber schlüpfrige Gedicht »Il vendemmiatore« (Neap. 1534) begründete seinen literarischen Ruf, zog ihm aber später unter Paul IV. das Verdammungsurteil der römischen Kurie zu. Um sie wieder auszusöhnen, nahm er sein schon 1539 begonnenes religiöses Epos »Le lagrime di San Pietro« wieder auf, das jedoch unvollendet erst nach seinem Tod erschien (Vico Equense 1585 u. ö., vgl. Imbriani im »Propugnatore«, Bd. 9, Teil 1). Es besitzt im einzelnen große Schönheiten, ermüdet aber durch seine Länge und eine gewisse Monotonie. Seine formvollendeten lyrischen Gedichte fesseln trotz konventioneller Elemente durch ihre starke Subjektivität, ihr tiefes Gefühl, ihren offenen Blick für die Natur. Seine »Capitoli« sprühen von seiner Satire. Fesselnd ist das Gedicht »La Balia«, worin er die Mütter auffordert, ihre Kinder selbst zu stillen, und das Lehrgedicht »Il podere« ist eins der besten seiner Gattung in der italienischen Literatur. Ausgaben: »Opere di Luigi T.« (Vened. 1738, nicht alles enthalten d); »Poesie di Luigi T.« (Lond. [für Livorno] 1782); »Capitoli giocosi e satirici« (Neap. 1870); »Poesie liriche edite ed inedite di Luigi T.« (hrsg. von Fiorentino, das. 1882, mit Biographie); »L'egloga e i poemetti di Luigi T«. (hrsg. von Flamini, das. 1893).

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 19. Leipzig 1909, S. 313.
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