Pedro

[532] Pedro, span. u. portug. Form des Namens Peter, als deren Träger hauptsächlich zu nennen sind:

Kaiser von Brasilien: 1) Dom P. I. d'Alcantara, Herzog von Braganza, Sohn Johanns VI. von Portugal und Brasilien, geb. 12. Okt. 1798 in Lissabon, gest. 24. Sept. 1834, erhielt 1801 den Titel eines Prinzen von Beira, wuchs seit 1807 in Brasilien auf, wurde 1816 zum Prinzen von Brasilien ernannt und vermählte sich 1817 mit Leopoldine, der Tochter Franz' I. von Österreich. Als 1820 die konstitutionelle Bewegung auch in Brasilien Platz griff, entwarf er eine freisinnige Verfassung, die er im Namen seines Vaters 26. Febr. 1821 einführte. Am 22. April 1821 als Regent an die Spitze der brasilischen Regierung gestellt, 12. Okt. 1822 vom Volke zum Kaiser ausgerufen und 1. Dez. gekrönt, regierte er ganz in konstitutionellem Geist, verdarb aber viel durch seine Leidenschaftlichkeit und vermochte namentlich nicht die Brasilier mit den Portugiesen zu versöhnen. Nach dem Tode seines Vaters, 10. März 1826, trat er als P. IV. die Regierung von Portugal an, aber nur, um dem Land eine Verfassung zu geben, worauf er 2. Mai die portugiesische Krone seiner Tochter Dona Maria da Gloria abtrat und seinen Bruder Dom Miguel unter der Bedingung, daß er das Grundgesetz annehme und sich mit Dona Maria verlobe, zum Regenten ernannte. Pedros unglücklicher Feldzug gegen die Argentinische Republik und seine Verwickelung in den portugiesischen Thronstreit (1828) entfremdeten ihm die Brasilier in dem Grade, daß die Cortes ihm schließlich die Mittel zum Kampfe gegen Dom Miguel verweigerten und 6. April 1831 ein Volksaufstand ausbrach, der P. bestimmte, zugunsten seines Sohnes Dom Pedro II. abzudanken. Er nahm den Titel eines Herzogs von Braganza an, führte 1832 eine Expedition nach Terceira, dann nach Oporto und focht so erfolgreich gegen Dom Miguel, daß er 28. Juli 1833 in Lissabon einziehen konnte. Am 23. Sept. erhob er darauf seine Tochter auf den Thron und ordnete in ihrem Namen als Regent den zerrütteten Staat; doch legte er wegen seiner leidenden Gesundheit schon 18. Sept. 1834 die Regentschaft in die Hände der versammelten Cortes nieder, die nun die junge Königin für volljährig erklärten. Aus seiner ersten Ehe mit Leopoldine von Österreich (gest. 11. Dez. 1826) stammen außer Dona Maria II. da Gloria und dem Kaiser Pedro II.: Dona Januaria, geb. 11. März 1822, 1844 vermählt mit Ludwig, Grafen von Aquila, und Dona Franziska Karoline, geb. 2. Aug. 1824, 1843 vermählt mit dem Prinzen von Joinville.

2) Dom P. II. d'Alcantara, Sohn des vorigen, geb. 2. Dez. 1825 in Rio de Janeiro, gest. 5. Dez. 1891 in Paris, ward 7. April 1831 unmündig zum Kaiser ausgerufen, wurde 23. Juli 1840 für volljährig erklärt und 18. Juli 1841 gekrönt. Er erwarb sich durch wohlwollende Gesinnung, Uneigennützigkeit und kluge Zurückhaltung allmählich einen entscheidenden Einfluß auf die Regierung des Kaiserreichs, obwohl die Verfassung seine Rechte sehr beschränkte und er streng nach derselben regierte. Er hatte im Anfang mit innern Unruhen zu kämpfen und wurde später in manche auswärtige Kriege hineingezogen, so 1851–52 gegen den Diktator Rosas von Buenos Aires, 1854–55 und 1864–65 gegen Uruguay und endlich 1865–70 gegen Lopez von Paraguay. Später machte er große Reisen nach Nordamerika und Europa. Durch eine Revolution in Rio ward er 15. Nov. 1889 entthront und begab sich, ohne auf den Thron zu verzichten, nach Portugal. P. war Mitglied mehrerer Akademien der Wissenschaften und gelehrten Gesellschaften Deutschlands und andrer Staaten. Vgl. Mossé, Dom P. II, empereur de Brésil (Par. 1889). Vermählt war er seit 1843 mit Therese Christine Maria von Sizilien, die ihm die Prinzessinnen Isabel, die Thronfolgerin (geb. 29. Juli 1846, vermählt mit dem Grafen von Eu 15. Okt 1864), und Leopoldine (geb. 13. Juli 1847, vermählt 15. Dez. 1864 mit dem Prinzen August von Sachsen-Koburg) gebar.

Könige von Portugal: 3) P. I., Sohn Alfons' IV. und der Beatrix von Kastilien, geb. 8. April 1320 in Coimbra, gest. 18. Jan. 1367 in Estremos, gelangte 12. Mai 1357 auf den Thron, beteiligte sich an den Kriegen zwischen Kastilien und Aragonien 1358 und 1364 abwechselnd für beide Parteien; von Zeitgenossen wurde er o Justiceiro, der Strenggerechte, genannt wegen der scharfen Handhabung der Strafgesetze gegen die Vornehmen und Mächtigen, während er sich gegen die Geringen freundlich und mildtätig zeigte. Vermählt war er in erster Ehe mit Konstanze von Kastilien-Villene, in zweiter mit Ines de Castro (s. Castro 1), deren Ermordung 1355 er nach dem Tode seines Vaters auf das grausamste rächte.

4) P. II., dritter Sohn Johanns IV. und der Luise de Guzman, geb. 26. April 1648 in Lissabon, gest. 9. Dez. 1706, ward auf Betrieb der Gemahlin seines Bruders Alfons VI., Marie Françoise Elisabeth von Savoyen, an dessen Stelle 23. Nov. 1667 zum Regenten ausgerufen, worauf der König freiwillig abdankte. P. vermählte sich bald darauf mit seiner Schwägerin und ward das blinde Werkzeug der Jesuiten. Dennoch gewann das Land unter seiner Regentschaft nach außen. Er schloß 13. Febr. 1668 Frieden mit Spanien und legte die ostindischen Streitigkeiten mit den Niederländern bei. Erst nach seines Bruders Tod 1683 nahm P. den Königstitel an. In dem Spanischen Erbfolgekrieg verhielt er sich anfangs neutral und schloß sich erst 1703 an Österreich an. Vgl. Lipowsky, Peter II., König von Portugal (Münch. 1818).[532]

5) P. III., jüngerer Sohn Johanns V., Bruder Josephs I. und mit dessen Erbin Maria vermählt, erhielt bei Josephs Thronbesteigung den Königstitel; starb 1786.

6) P. IV., soviel wie Pedro 1), s. oben.

7) Dom P. V. d'Alcantara, Herzog zu Sachsen, Sohn der Königin Maria II. da Gloria und ihres Gemahls Ferdinand von Sachsen-Koburg-Gotha, geb. 16. Sept. 1837, gest. 11. Nov. 1861. Der Tod seiner Mutter 15. Nov. 1853 berief ihn unter väterlicher Vormundschaft zur Regierung, die er, nach dem er fast ganz Europa bereist hatte, 16. Nov. 1855 selbständig übernahm und dieselbe in durchaus konstitutionellem Geist führte. Vermählt war er seit 18. Mai 1858 mit Stephanie von Hohenzollern-Sigmaringen, die ihm 17. Juli 1859 im Tode voranging. Vgl. Schelhorn, Dom P. V., König von Portugal (Nürnb. 1866).

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 15. Leipzig 1908, S. 532-533.
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