Tarasca

[322] Tarasca (Tarasco), die ursprünglichen Bewohner des mexikan. Staates Michoacan, die ihn und einige Dörfer der Staaten Jalisco und Guerrero, noch jetzt etwa 300,000 Köpfe stark, bewohnen und danach auch Michoacaque genannt werden. Sie sind verwandt mit den Azteken, denen sie an Kultur kaum nachstanden, die sie sogar in manchen kunstgewerblichen Leistungen, wie farbenprächtigen Mänteln und Decken, noch übertrafen, während ihre Tonwaren minder bedeutend erschienen. Ihre Sprache (Grammatik, Wörterbuch etc. von de la Grasserie und Léon, Par. 1896) war noch im Anfang des 19. Jahrh. die vorherrschende in Michoacan und wird in vielen Dörfern immer noch fast allein gesprochen, doch macht das Spanische immer mehr Fortschritte. Den Azteken, von denen sie Menschenopfer angenommen zu haben schienen, leisteten sie tapfern Widerstand, während sie sich den Spaniern leicht fügten und unschwer zum Christentum durch Augustiner bekehrt wurden. Doch war auch im Unabhängigkeitskriege gegen Spanien ihre Tapferkeit ebenso groß wie nachhaltig. Ihre Hauptstadt Tzintzutzan (»Ort des Kolibri«, aztekisch Huitzitzillan) lag am Ostufer des Sees von Pazcuaro. Die Totenhügel, Ayacata (Yacata), der T. finden sich zu Hunderten verstreut über das Land, besonders in der Umgebung von Ario (2000 m ü. M.) bei dem Vulkan Tauetiaro. Die bei Tzintzutzan durch Harford ausgegrabenen sind in sehr hohen und schmalen Stufen aufgebaute Pyramiden von 12 m Höhe, die durch eine 11 m hohe Mauer miteinander verbunden werden. Dazwischen liegen überall die Trümmer der Wohnstätten der alten T.

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 19. Leipzig 1909, S. 322.
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