Taxil

[361] Taxil, Leo (eigentlich Gabriel Jogand), Schriftsteller, geb. 1854 in Marseille, gest. 30. März 1907 in Sceaux, war schon 1872 in radikalen Blättern in Paris als Journalist tätig und gründete zahlreiche Freidenkervereine (281 mit 17,000 Mitgliedern). Nach dem Erlaß der Bulle des Papstes Leo XIII. gegen die Freimaurer vom 20. April 1884 erklärte er sich im »Univers« für einen reuigen Sünder und trat nun angeblich im Interesse der römischen Kirche gegen die Freidenker auf. Er schrieb: »Vollständige Enthüllungen über die Freimaurerei« (Par. 1885, 2 Bde.), »Drei Punkte-Brüder« (deutsch von Gruber) und andre Bücher, in denen er die Freimaurer des Teufelsdienstes und schändlicher Laster beschuldigte. Mit einem Dr. Bataille (Karl Hacks) gab er das Werk: »Der Teufel im 19. Jahrhundert« (1892–94, 2 Bde.) heraus, mit einem Italiener Margiotta »Adriano Tenani, Oberhaupt der Freimaurer«. Er erfand einen Teufel Bitru und als dessen jetzt bekehrte Dienerin eine amerikanische Miß Diana Vaughan, die in ihren Memoiren tolle Enthüllungen machte und dafür den päpstlichen Segen empfing. 1896 fand in Trient ein von 36 Bischöfen etc. besuchter Kongreß statt, der T. wegen seiner Verdienste um die Kirche feierte. T. enthüllte aber 19. April 1897 in Paris selbst, daß er der römischen Geistlichkeit und Presse eine grobe Mystifikation gespielt habe. Vgl. Rieks, Leo XIII. und der Satanskult (Berl. 1897); Bräunlich, Der neueste Teufelsschwindel (Leipz. 1897).

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 19. Leipzig 1909, S. 361.
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