Tiberĭas

[521] Tiberĭas, Stadt in Palästina (Galiläa), am Westufer des Sees Genezareth, der daher auch See von T. heißt, gewöhnliche Residenz des Herodes Antipas, der ihr dem Kaiser Tiberius zu Ehren den Namen gab, war im römisch-griechischen Geschmack erbaul, mit Amphitheater, Rennbahn etc. und daher den strenggläubigen Juden verhaßt. Nach der Zerstörung Jerusalems war T. Jahrhunderte hindurch Sitz einer berühmten jüdischen Akademie, wo Mischna und der Jerusalemische Talmud entstanden. Das Christentum fand nur langsam Eingang. 637 fiel die Stadt den Arabern in die Hände. Während der Kreuzzüge galt sie als eins der wichtigsten Bollwerke der Kreuzfahrer; aber 4. Juli 1187, nach der Niederlage bei Hattin, mußte T. dem Saladin übergeben werden. Das heutige Tabarîje, ein ärmlicher, schmutziger Ort mit verfallenem Kastell, dicker Stadtmauer und 3600 Einw., davon 2800 Juden, deren Begräbnisplätze die Gräber der berühmtesten Talmudisten (Maimonides, Rabbi Akiba etc.) enthalten, liegt etwas nördlich von den Ruinen des alten T.

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 19. Leipzig 1909, S. 521.
Lizenz:
Faksimiles:
Kategorien: