[729] Tristan und Isolde, die beiden Hauptpersonen einer weitverbreiteten mittelalterlichen Sage, die, aus mannigfachen, darunter vorzugsweise keltischen, Erzählungen zusammengewachsen, von nordfranzösischen Dichtern im 12. Jahrh. ausgebildet wurde und sodann in die deutsche, spanische, italienische, slawische, skandinavische und sogar in die griechische Literatur überging. Der Name Tristan soll aus der Sprache der Ureinwohner Britanniens, der Pikten, herstammen. Isolde ist wahrscheinlich nordisches Îshild. Die ältesten Werke, welche die Sage behandeln, sind die französischen Dichtungen aus der Mitte des 12. Jahrh. von Berol und Thomas, beide nur in Bruchstücken erhalten (hrsg. von Francisque Michel: »Tristan«, Lond. 183539, 3 Bde.; neuere Ausgaben: der Fassung des Berol von E. Muret, Par. 1903; der des Thomas von Bédier, das. 190205, 2 Bde.). Auf Berol beruht die deutsche Dichtung des Eilhart von Oberge (s. d.), die auch einer spätern Prosaauflösung (zuerst gedruckt 1484; Neudrucke in Simrocks »Volksbüchern« und in den Schriften des Literarischen Vereins in Stuttgart) zugrunde liegt; auf Thomas beruht die jüngere, aber glanzvollere Darstellung Gottfrieds von Straßburg. Über den Inhalt der Sage sowie neuere Bearbeitungen derselben s. Gottfried von Straßburg. Vgl. Golther, Die Sage von T. u. I. (Münch. 1887) und T. u. I. in Dichtungen des Mittelalters und der neuen Zeit (Leipz. 1907); E. Löseth, Le Romanen prose de Tristan (Par. 1890); G. Paris, Tristan et Iseut (in der »Revue de Paris«, Bd. 1, 1894); Fritz Vetter, La légende de Tristan (Marb. 1882); Bossert, La légende chevaleresque de Tristan et Iseult (Par. 1902); H. Zimmer, Beiträge zur Namenforschung: Tristan, Isolt (in der »Zeitschrift für französische Sprache«, Bd. 13, S. 58 f., 1890).