Tsitsikar

[784] Tsitsikar (Zizikar), Hauptstadt der nördlichsten Provinz Holungkiang der chinesischen Mandschurei, 400 km im SW. von Blagoweschtschensk, am linken Ufer des Nonni, mit 30,000 Einw. Die von einer Lehmmauer umgebene Stadt besteht aus engen, schmutzigen Straßen mit Lehmhütten, chinesischen Läden und Garküchen. Sie ist Sitz des Militärgouverneurs der Provinz. Die Bevölkerung besteht in der Mehrzahl aus Chinesen (meist Mohammedanern), die teils freiwillig ausgewandert, teils verbannt sind; unter letztern sind besonders auch hervorragende politische Persönlichkeiten und Mitglieder geheimer Gesellschaften. Die Verbannten genießen entweder große Unabhängigkeit oder sind auf Zeit oder für immer den Mandschu überwiesen, welche die militärische Besatzung der Stadt bilden, aber schlecht bewaffnet sind. Einige Kilometer im S. der Stadt liegt die Station der großen mandschurischen Eisenbahn Chailar-Charbin. T. ist das Verwaltungszentrum für alle Bukhanen genannten Mandschu, die noch in Stämmen gruppiert sind, sowie für die Daurier, Solonen, Barkhu, Orotschonen und Birar. Jedes Jahr, im Juni, bringen sie ihren Tribut in 5500 Zobelfellen und empfangen dafür Geschenke in Getreide, während gleichzeitig eine große Messe stattfindet.

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 19. Leipzig 1909, S. 784.
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