Vielfraß

[152] Vielfraß (Wolverene, Gulo Storr.), Raubtiergattung aus der Familie der Marder (Mustelidae), kräftig und gedrungen gebaute Tiere mit gewölbtem Rücken, großem Kopf, länglicher, ziemlich stumpf abgeschnittener Schnauze, dickem, kurzem Hals, kurzem, sehr buschigem Schwanz, kurzen, starken Beinen und plumpen, fünfzehigen Pfoten mit scharf gekrümmten Krallen. Der nordische V. (Wolverene, G. borealis Nilss., s. Tafel »Raubtiere II«, Fig. 5) ist 85 cm lang, mit 15 cm langem Schwanz, 45 cm hoch, lang und zottig, an den Seiten und um die Schenkel straff und sehr lang behaart, braunschwarz, auf dem Rücken, an der Unterseite und an den Beinen schwarz, mit hellgrauem Fleck zwischen Augen und Ohren und einer hellgrauen Binde, die von der Schulter längs der Seiten verläuft. Er bewohnt den Norden der Alten und Neuen Welt; früher fand er sich südlich bis zu den Alpen, jetzt nur noch bis zum südlichen Norwegen und Finnmarken; er bevorzugt die nackten Höhen der Gebirge, schweift beständig umher, ist plump und ungeschickt und überfällt größere Tiere, indem er ihnen von Baumästen aus auf den Rücken springt und die Halsadern durchbeißt. Er nährt sich hauptsächlich von Mäusen und vertilgt Lemminge in großer Zahl, bewältigt aber auch Renntiere, Elen und Kühe. Er plündert auch die Hütten der Lappen und soll Menschenleichen ausgraben. In der Gefahr stellt er sich auch gegen Menschen zur Wehr. Das Weibchen wirft in hohlen Bäumen oder Erdhöhlen. Der Name stammt wohl aus der schwedischen Sprache von Fjäl-Fräs und bedeutet Felsenkatze. Das Fell (bisweilen Karkajou genannt) ist bei den nordischen Völkerschaften, besonders bei den Kamtschadalen, sehr geschätzt; in den europäischen Handel gelangt es meist aus Nordamerika. Es dient zu prächtigen Vorlagen, Schlitten- und Wagendecken und galonniert verarbeitet zu Muffen, Besätzen und Boas.

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 20. Leipzig 1909, S. 152.
Lizenz:
Faksimiles:
Kategorien: