Waldwertberechnung

[338] Waldwertberechnung (Waldwertrechnung), die Ermittelung des Geldkapitalwerts eines Waldes, seiner Bestandteile oder Nutzungen. Gegenstände der W. sind: Bodenwert, Holzbestandswert, Waldwert und der Wert einzelner Nutzungen. Die Wertberechnung stützt sich auf die zu erwartenden Wirtschaftserträge (Erwartungswert) oder auf die aufgewendeten Wirtschaftskosten (Kostenwert) oder auf stattgefundene Verkäufe (Verkaufswert). Zur Ermittelung der Geldkapitalwerte aus Walderträgen oder Waldwirtschaftskosten bedient man sich des Waldzinsfußes, d. h. desjenigen Zinses, den die Einheit der in der Waldwirtschaft angelegten Kapitalien bringt oder bringen soll. Der Waldzinsfuß wird in der Regel erheblich niedriger als der landesübliche Geldzinsfuß angenommen. Man rechnet vielfach mit einem Waldzinsfuß von 2–3 Proz. Bodenwert ist der Geldkapitalwert des unbestandenen oder unbestanden gedachten Waldbodens. Der Bodenwert wird am zuverlässigsten aus Verkäufen gleichwertigen Bodens (Bodenverkaufswert) bestimmt, vielfach berechnet man ihn aber auch aus den bei der Bodenbewirtschaftung zu erwartenden Erträgen und Kosten (Bodenerwartungswert). Als Bodenerwartungswert gilt der Überschuß der Rohertragsvorwerte über die Kostenvorwerte der Bodenbewirtschaftung. Der Bodenerwartungswert ist verschieden, je nach der Bewirtschaftungsart, namentlich nach der Umtriebszeit. Diejenige Umtriebszeit, bei welcher der Bodenerwartungswert am größten ist, nennt man die finanzielle Umtriebszeit (s. Umtrieb). Bestandswert ist der Geldkapitalwert des auf dem Waldboden angesammelten Holzvorrates. Je nachdem der Bestandswert ermittelt wird aus dem Verkaufspreis des sofort ab zutreibenden Holzbestandes oder aus den Kosten, welche die Herstellung des Bestandes verursacht hat, oder aus den zukünftigen Erträgen, die der Bestand erwarten läßt, unterscheidet man zwischen Bestandsverkaufswert, Bestandskostenwert und Bestandserwartungswert. Dasjenige Haubarkeitsalter, bei dem der Bestandserwartungswert am größten ist, ist das finanziell vorteilhafteste (finanzielle) Haubarkeitsalter. Waldwert ist die Summe der Boden- und Bestandswerte. Im Normalwald ergibt sich der Waldwert aus der Kapitalisierung der gleichbleibenden Normalwaldrente (Waldrentierungswert). Vgl. G. Heyer, Anleitung zur Waldwertrechnung (4. Aufl. von Wimmenauer, Leipz. 1892); Burckhardt, Der Waldwert (Hannov. 1860); »Anleitung zur W., verfaßt vom königlich preußischen Ministerialforstbureau« (2. Aufl., Berl. 1888); Baur, Handbuch der W. (das. 1886); Lehr, Waldwertrechnung und Statik (in Loreys »Handbuch der Forstwissenschaft«, Tübing. 1887); Wimmenauer, Grundriß der Waldwertrechnung und forstlichen Statik (Wien 1891); Stötzer, Waldwertrechnung und forstliche Statik (3. Aufl., Frankf. a. M. 1903); Endres, Lehrbuch der Waldwertrechnung u. Forststatik (Berl. 1895).

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 20. Leipzig 1909, S. 338.
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