Watson

[431] Watson (spr. ŭottß'n), 1) William, engl. Lyriker, geb. 2. Aug. 1858 zu Wharfedale in Yorkshire als Sohn eines Landmannes, schrieb zuerst unter der seinem großen Vorbilde Wordsworth nachgeahmten Abkürzung W. W. Seine ersten Dichtungen: »The Prince's quest« (1880) und »Epigrams of art, life and nature« (1884), blieben unbeachtet. Erst »Wordsworth's grave« (1890) erhob ihn auf den Schild der Wordsworth-Verehrer und machte ihn im Wiederabdruck 1892 auch dem weitern englischen Publikum bekannt. Es folgen »Lacrymae Musarum« (1892) mit dem vortrefflichen Nachruf auf Tennyson, »Odes and other poems« (1894), die ihm 1895 eine Pension von 100 Pfd. Slerl. jährlich eintrugen, »The father of the forest« (1895) und »The Purple East« (1896), »The year of shame« (1896), ein dröhnender Zornesausbruch über Englands Haltung in den armenischen Wirren. Das letzte auf dem Gebiete der Lyrik ist ein düster-philosophisches Gedicht »The hope of the world« (1897) mit antiteleologischer Tendenz. Weniger bedeutend sind Watsons kritische Leistungen: »Excursions in criticism« (1893). W. ist der korrekteste Metriker und die stärkste Individualität unter den neuern englischen Lyrikern. Formal gebildet von den Klassikern des Altertums und den Musterdichtern des 16. Jahrh., ohne große innere Wandlungen, ein gesunder Naturdichter, ist er Wordsworths geistiger Schüler und unter dessen Verehrern jedenfalls der bedeutendste Dichter. Gesammelt erschienen seine »Poems« in 2 Bänden (1904).

2) John Christian, britisch-austral. Politiker, geb. 9. April 1867 in Valparaiso, betätigte sich zuerst als Schriftsetzer, schloß sich dann der australischen Arbeiterbewegung an, wurde Präsident des Handels- und Arbeitsrats in Sydney und war nach Deakins Sturz 25. April bis 15. Aug. 1904 gemein-australischer Premier eines meist aus Arbeiterparteilern bestehenden Kabinetts und zugleich Schatzminister.

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 20. Leipzig 1909, S. 431.
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