Webster [2]

[447] Webster, 1) John, Dramatiker, Sohn eines Londoner Kaufmanns, trat 1602 mit Versen hervor, starb nach 1624; sein Leben ist dunkel. Er half verschiedene Stücke verfassen und ältere modernisieren. Seine Originalwerke sind: »The white devil, or Vittoria Corombona« (die berühmte venezianische Kurtisane, 1612); »Appius and Virginia«; »The duchess of Malfi« (1623, Tragödie von einer Herzogin, die ihren Haushofmeister liebt, bis sich ihre Brüder grausam einmischen, vgl. Kiesow in der »Anglia«, Bd. 17); »The devil's law case« (1623, eine romantische Komödie). Als Dramatiker liebte W. das Gewaltige und Entsetzliche, oft auf Kosten natürlicher Schönheit. Seine Werke sind herausgegeben von Dyce (Lond. 1859) und vollständiger von Hazlitt (das. 1857, 4 Bde.). Vgl. Vopel, John W., researches on his life and plays (Zürich 1887); W. v. Wurzbach im »Jahrbuch der deutschen Shakespeare-Gesellschaft«, Bd. 34, S. 9–51 (Berl. 1898); E. E. Stoll, John W., the periods of his work (Boston 1905).

2) Noah, amerikan. Sprachgelehrter, geb. 16. Okt. 1758 in Hartford (Connecticut) als Sohn eines Farmers, gest. 28. Mai 1843, studierte seit 1774 auf dem Yale College in Newhaven, focht im Unabhängigkeitskrieg an der Seite seines Vaters, bekleidete seit 1781 ein Lehramt in dem Städtchen Goshen im Staate New York und veröffentlichte ein vollständiges Lehrbuch der englischen SpracheGrammatical institute of the English language«, Hartford 1783–85, 3 Tle.), das einen ungemeinen Erfolg hatte und noch heute viel gebraucht wird. An der Politik lebhaften Anteil nehmend, ließ er sich 1822 in Newhaven nieder. Das Werk, das seinen Namen auch außerhalb Amerikas berühmt gemacht hat, ist das große »Dictionary of the English language«, das er nach 20jähriger Arbeit 1825 vollendete; es erschien 1828 in erster, 1841 in vermehrter 2. Auflage und seitdem in zahlreichen Ausgaben (am besten von Goodrich und Porter).[447]

3) Daniel, amerikan. Staatsmann, geb. 18. Jan. 1782 in Salisbury (New Hampshire), gest. 24. Okt. 1852 auf seinem Landsitz in Massachusetts, besuchte das College in Dartmouth, verdiente sich das Geld zum Studium der Rechte durch Errichtung einer Schule und ließ sich nach beendeten Studien in Portsmouth als Advokat nieder. 1812 wurde er in die Gesetzgebende Versammlung von New Hampshire gewählt, 1820 trat er als Deputierter der Grafschaft Suffolk in Massachusetts in das Repräsentantenhaus, 1828 in den Senat, und 1841–43 sowie 1850–52 stand er als Staatssekretär an der Spitze des Ministeriums. In dieser Stellung schloß er unter anderm 1842 in Washington mit dem britischen Gesandten Lord Ashburton den Vertrag zur Regulierung der Grenzen, zur Unterdrückung des Sklavenhandels und zur Auslieferung der Verbrecher. Websters. Reden erschienen gesammelt in 6 BändenSpeeches, forensic arguments and diplomatic papers of D. W.«, Bost. 1853) und in 3 Bänden (das. 1902); seine Privatkorrespondenz gab sein Sohn heraus (das. 1856, 2 Bde.). Seine Biographie schrieben unter andern Curtis (New York 1870, 2 Bde.), Lodge (Bost. 1883), Mc. Master (New York 1902), Wheeler (das. 1905).

4) Augusta, engl. Dichterin und Gelehrte, geb. 30. Jan. 1837 in Poole (Dorset), gest. 5. Sept. 1894 in Kew bei London, Tochter des Admirals G. Davies, studierte auch die alten Sprachen und verheiratete sich mit Thomas W.; 1879–85 war sie Mitglied des Londoner Erziehungsrates. Unter dem Schriftstellernamen Cecil Home erschienen von ihr: »Blanche Lisle, and other poems« (1860), »Lilian Gray, a poem« und der Roman »Lesley's guardians« (beide 1864); unter ihrem eignen Namen veröffentlichte sie vortreffliche Übersetzungen des »Gefesselten Prometheus« (1866) von Äschylos und der »Medea« (1868) des Euripides; ferner: »Dramatic studies« (1865); »A woman sold, and other poems« (1867); »Portraits« (1870, 3. Aufl. 1893); »The auspicious day, a poem« (1872); »A house wife's opinions«, in Prosa (1878); »A book of rhyme« (1881); »Daffodil and the Croäxaxicans, romance of history« (1884); »Mother and Daughter, an uncompleted sonnetsequence« (1895); endlich die Dramen: »Disguises« (1879), »The sentence« (1887) und »In a day« (1893).

5) Sir Richard Everard, Lord Alverstone, engl. Jurist, geb. 22. Dez. 1842, wurde 1868 Rechtsanwalt in London, war 1885–90 konservatives Mitglied des Unterhauses, 1885, 1886–92 und 1895–1900 Attorney general, vertrat England wiederholt vor internationalen Schiedsgerichten und war 1903 selbst Mitglied des Schiedsgerichts zur Regelung der Grenzen in Alaska. Er wurde 1900 in den Peerstand erhoben und zum Master of the Rolls, im September d. J. aber zum Lord-Oberrichter von Eng land ernannt.

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 20. Leipzig 1909, S. 447-448.
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