Salisbury [1]

[469] Salisbury (spr. ßaols-bĕri), 1) Hauptstadt (municipal borough) von Wiltshire (England), auf einer von der Mündung des Bourne in den Avon gebildeten Halbinsel, mit einer auf dem linken Ufer des Avon liegenden Vorstadt (Fisherton Anger), sehr regelmäßig und gut gebaut. S. ist der Sitz eines anglikanischen Bischofs und hat eine prächtige, im reinsten gotischen Stil und in edlen Verhältnissen erbaute Kathedrale, die ein erzbischöfliches Kreuz bildet, 144,1 m lang, 69,7 m breit, mit 124 m hohem Turme, dem höchsten in England. Letzterer und die Westfassade wurden erst 1350 vollendet, während die Kirche selbst 1220–60 erbaut wurde. Die von den Puritanern zerstörten Skulpturen wurden 1863–70 wiederhergestellt. Unter den Denkmälern im Innern sind mehrere, die aus der alten Kathedrale von Sarum (s. unten) stammen. Bemerkenswert sind die Grabkapellen des Bischofs Audley und eines Grafen Hungerford. Ein Kreuzgang verbindet die Kathedrale mit dem achteckigen Kapitelhaus. Unter den andern Kirchen zeichnen sich die von St. Thomas (1240) und von St. Edmund (15. Jahrh.) aus. Die Stadt hat ferner eine große, in dorischem Stil erbaute Gerichtshalle, eine Grafschaftshalle (1899), einen bischöflichen Palast, ein Theater, einen Konzertsaal, eine Bibliothek, das Blackmore-Museum (reich an vorhistorischen Altertümern), das S.- und South Wilts-Museum (mit geologischen, ornithologischen Sammlungen), ein anglikanisches Seminar, eine Lehrerinnenbildungsanstalt, eine höhere [469] Schule, eine Kunstgewerbeschule, ein altes Grafschaftsgefängnis, ein Zucht- und Arbeitshaus, ein großes Krankenhaus, mehrere Hospitäler, ein altes Marktkreuz (14. Jahrh.), Denkmäler des Lords Herbert Lea und des Volkswirts H. Fawcett, einen Viktoriapark und (1901) 17,117 Einw. Früher war S. wegen seiner Stahl- und Messerschmiedewaren berühmt, gegenwärtig hat es Teppich- und Deckenfabriken, Gerbereien, Brauereien, Getreidemühlen, eine Schuhwarenfabrik, besonders aber Vieh- und Produktenhandel. Etwa 3 km nördlich der Stadt liegen die unansehnlichen Trümmer von Old Sarum (Sorbiodunum der Römer), ehemals Residenz der Sachsenkönige, deren Eigentümer bis 1832 im Parlament durch zwei Mitglieder vertreten war, und aus der seit dem 12. Jahrh. die jetzige Stadt S. (daher auch New Sarum genannt) entstand. Unweit S. liegen ferner die Reste von Clarendon Castle (s. d.) und 15 km nördlich das merkwürdige Stonehenge (s. d.). – 2) Hauptstadt der Grafschaft Rowan des nordamerikan. Staates Nordcarolina, Bahnkreuzung, mit dem Livingstone College und einem Seminar (für Farbige), Eisenbahnwerkstätte, Baumwollspinnerei und (1900) 6277 Einw. – 3) Stadt im nordamerikan. Staate Connecticut, mit Blödsinnigenanstalt, Eisengruben, Hochöfen, Gießereien, Eisenbahnwerkstätten, Kornmühlen und (1900) 3489 Einw. – 4) Stadt in Maryland, Grafschaft Wicomico, am Wicomico River, Bahnkreuzungspunkt, mit Konservenfabrikation, Holzhandel und (1900) 4277 Einw.

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 17. Leipzig 1909, S. 469-470.
Lizenz:
Faksimiles:
469 | 470
Kategorien: