Wratislaus II

[759] Wratislaus II., Herzog von Böhmen, geb. bald nach 1031, gest. 14. Jan. 1092, zweiter Sohn Herzog Břetislaus' und seiner Gemahlin Judith von Schweinfurt, verwaltete noch zu Lebzeiten seines Vaters die Osthälfte Mährens, floh vor seinem Bruder Spitihnew, als dieser 1055 den böhmischen Thron bestiegen hatte, nach Ungarn, wo er König Andreas Tochter Adleyta ehelichte. Später von Spitihnew zurückberufen, übernahm er nach dessen Tode (1061) die böhmische Krone. Er begründete 1063 das Olmützer Bistum. Im selben Jahre vermählte er sich, da Adleyta 1062 gestorben war, mit Swatawa, der Schwester König Boleslaus' von Polen, womit das bisher feindliche Verhältnis zwischen den beiden Fürsten beendet wurde; erst 1070 und 1073 brachen neue Kämpfe zwischen Böhmen und Polen aus. Mit dem deutschen Kaiser stand W. andauernd in freundschaftlichem Verhältnis, unterstützte ihn bei allen kriegerischen Unternehmungen, wofür ihm der Kaiser neben verschiedenen Landschenkungen 1086 auf der Mainzer Reichssynode den Titel eines Königs von Böhmen und Polen verlieh. Gegen Ende seines Lebens hatte er ernste Zwistigkeiten mit seinem ältesten Sohn, Břetislaus, und mit seinem Bruder Konrad, Herzog von Brünn. Sein Nachfolger im böhmischen Herzogtum war sein Bruder Konrad, der aber schon 1092 starb, worauf Wratislaus' Erstgeborner Břetislaus folgte.

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 20. Leipzig 1909, S. 759.
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