Zeremonīe

[901] Zeremonīe (lat., richtiger Cärimonie), äußere Förmlichkeit symbolischer Art, die den Gehalt und Zweck einer Handlung versinnlichen soll. Wichtige Akte im privaten und öffentlichen Leben sind meist von Zeremonien begleitet (s. Zeremoniell); namentlich fehlen sie bei keiner religiösen Handlung und haben im Kultus (s. d.) nicht selten einen so breiten Raum eingenommen, daß dadurch die innere Bedeutung der Handlung in den Hintergrund gedrängt ward. Die Reformatoren erklärten die Zeremonien für unwesentliche Bestandteile des Gottesdienstes. Während aber Zwingli alles beseitigte, das keinen Grund in der Schrift hatte, ließ Luther vielfach eine zu große Schonung walten. In der Theorie steht beiderseits fest, daß in den Kultusformen eine durch Zweckmäßigkeitsrücksichten ermäßigte Freiheit, Mannigfaltigkeit innerhalb einer gewissen Gleichförmigkeit herrschen soll.

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Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 20. Leipzig 1909, S. 901.
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