[948] Zinnsulsīde, Verbindungen des Zinns mit Schwefel. Zinnmonosulfid (Zinnsulfur, Zinnsulfuret) SnS entsteht beim Erhitzen von Zinn mit Schwefel als bleigraue blätterig-kristallinische Masse, wird durch Schwefelwasserstoff aus Zinnchlorür und Zinnoxydulsalzen braunschwarz gefällt, löst sich in schmelzendem wasserfreien Zinnchlorür und kristallisiert beim Erkalten in metallglänzenden Blättchen vom spez. Gew. 4,97; Alkalipolysulfide führen es in lösliches Zinnsulfid über; durch Salzsäure wird es zersetzt. Zinndisulfid (Zinnbissulfuret, Zinnsulfid) SnS2 wird (zinnoxydhaltig) aus Zinnchlorid durch Schwefelwasserstoff gelblich gefällt, ist nach dem Trocknen gelbbraun, etwas durchscheinend, wasserhaltig. Es gibt mit Salzsäure Schwefelwasserstoff und Zinnchlorid; Alkalien lösen es und bilden zinnsaures Alkali und Verbindungen von Zinnsulfid mit Alkalisulfuret (Sulfostannate). In goldgelben Kristallblättern entsteht das Disulfid aus Zinnchloriddampf und Schwefelwasserstoff bei Rotglut. Im großen wird es in dieser Form dargestellt durch Erhitzen einer Mischung von Zinn mit Salmiak und Schwefel. Dies Musivgold (mosaisches Gold, Judengold, unechte Goldbronze, Aurum musivum, [948] A. mosaicum) bildet zarte, goldgelbe oder bräunlich gelbe, metallglänzende Schuppen, fühlt sich zwischen den Fingern wie Talk an und läßt sich sehr stark verteilen. Es ist unlöslich in Wasser, wird auch von Salzsäure und Salpetersäure nicht angegriffen, löst sich in Königswasser und Kalilauge und sublimiert beim Erhitzen zum Teil unzersetzt. Man benutzt es zur unechten Vergoldung von Holz, Gips, Metall, indem es mit Eiweiß oder Lack aufgetragen wird. Es widersteht Säuren, fetten Ölen und Schwefelwasserstoff besser als die freilich schönern Bronzefarben, durch die es in neuerer Zeit fast ganz verdrängt ist. Musivgold war bereits am Ende des 15. Jahrh., vermutlich schon viel früher, bekannt. In einer aus dem Kloster Tegernsee stammenden Handschrift von 1473 wird die Bereitung von Aurum musivum angegeben.