Zwirn

[1047] Zwirn (gezwirntes Garn), ein Faden, der durch Zusammendrehen mehrerer Fäden (selten über acht; zwei-, drei- etc. drähtig oder fädig) entstanden ist und sich durch Festigkeit, Glätte, Rundung und Härte auszeichnet. Die Richtung des Zusammendrehens ist jener beim Spinnen entgegengesetzt, so daß die Windungen die Lage linker Schraubengänge erhalten. Oft, z. B. beim Nähzwirn, vereinigt man zuerst zwei Fäden und dann wieder zwei oder drei solcher doppelter Fäden, um einen regelmäßigern Z. zu erhalten. In der Praxis nennt man zweifädigen Z. dupliertes Garn, wenn die Fäden lose oder schlank gedreht sind. Zum Zwirnen dient mitunter das Spinnrad, bei fabrikmäßigem Betrieb die Zwirnmaschine (Zwirnmühle), die nach dem Prinzip der Watermaschine oder der Ringspinnmaschine (s. Spinnen) ausgeführt werden. Der Z. heißt hohlsträngig, masseldrähtig, gemasselt, wenn die Fäden nicht gleichmäßig zusammengedreht sind. Baumwollzwirn dient hauptsächlich zum Nähen, Stricken und Sticken, ferner zu Spitzen und Bobinet, in der Weberei und Strumpfwirkerei. Der Nähzwirn (Glanzzwirn) ist in der Regel sechsfädig, auch drei- und vierfädig und selbst zweifädig. Mit Stärke appretiert heißt er Eisengarn. Leinener Z. dient zum Nähen und Stricken, zur Verfertigung der Zwirnspitzen sowie in der Weberei zu den Litzen der Webergeschirre etc. (Spitzenzwirn, Strickzwirn, Litzenzwirn etc.). Nähzwirn wird mit Gummi, Hausenblase und Pergamentleim appretiert. Hanfzwirn gleicht dem leinenen Z. und ist sehr fest. Kammgarne werden zwei-, drei- oder vierfädig gezwirnt, ebenso die Strickgarne. Über Seidenzwirn s. Seide, S. 290. Zierzwirne werden durch Zusammenzwirnen der buntesten Farben unter gleichzeitigen Veränderungen der Drehungen und Spannungen hergestellt; Noppenzwirn durch Umzwirnen eines Fadens (Seele) mit einem bunten Zierfaden. Durch Zusammenzwirnen ungleich gedrehter Garne entstehen Kräuselzwirn, Schlangenzwirn, Perlgarn etc.

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 20. Leipzig 1909, S. 1047.
Lizenz:
Faksimiles:
Kategorien: