Zwirn, Zwirnen

[1044] Zwirn, Zwirnen. Zwirnen ist die Erstellung eines aus mehreren gesponnenen Fäden zusammengedrehten Zwirnfadens auf einer Maschine (Auszwirnmaschine), welche, nach Art der Mulespinnmaschine oder der Waterspinnmaschine (s. Bd. 1, S. 612) konstruiert, als Aufdeckung direkt die Windung der Spinnmaschine oder dann diese umgespult besitzt, als Spindel eine nackte Spindel, eine Flügelspindel (Flügelzwirnmaschine) oder eine Ringspindel (Ringzwirnmaschine) hat, und deren Lieferwalzen immer nur ein Paar glatte Zylinder sind, weil der gesponnene Faden nicht gestreckt werden darf [1].

Nach Anzahl (zwei bis acht) der mehr oder weniger fest zusammengedrehten Fäden heißt der Zwirn zwei-, drei-, vier- u.s.w. drähtiger; der Draht bezw. die Fadenzahl bestimmt die Fertigkeit des Produkts (vgl. a. Garn und Garnprüfung). Doubliertes Garn besteht aus lose oder schlank gedrehten Fäden; beim gezwirnten Garn (Nähzwirn) sind die Fäden unter starker Drehung vereinigt. Masseldrähtig oder hohldrähtig, auch meißeldrähtig, wird der Zwirn bei nicht gleichmäßig zusammengedrehten Fäden. Mit Stärke appretierter, aus zwei, drei oder vier Fäden zusammengedrehter Nähzwirn heißt Eisengarn. Werden Fäden von verschiedenen Farben unter gleichzeitiger Veränderung der Drehung und Spannung verarbeitet, so entsteht der Zierzwirn (Effektzwirn). Vielfach wird der Zwirn mit der Knäuelwickelmaschine auf Knäuel gezogen; man zieht dabei den Faden durch eine in einer rotierenden Gabel angebrachte Oese und wickelt ihn auf einer langsamer gehenden Spindel, die in einem Bügel schwingt, auf.


Literatur: [1] Boßhard, O., Die mechanische Baumwollzwirnerei mit ihren neuesten Maschinen und Apparaten, Weimar 1891.

Boßhard.

Quelle:
Lueger, Otto: Lexikon der gesamten Technik und ihrer Hilfswissenschaften, Bd. 8 Stuttgart, Leipzig 1910., S. 1044.
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