Osterheiligabend 1852
Der Abend, den Faust mit tiefem Nachsinnen über Welt und Menschen und das eigene Ich vollbringt, er hat seit langen Reihen von Jahren eine eigene Gewalt über mich gehabt und bewährt sie auch diesmal! Still und mondlos ist die Nacht, ich durchsuchte alte Papiere, versenkte mich in vergangene Zeiten, bedachte, wie nach und nach gerade dieses mein Sein, mein Denken, mein Leben so herangewachsen und geworden war, und da trat denn auch der Gedanke wieder hervor, ich müsse denn doch die angefangene Geschichte dieses Wachstums weiterführen, ja sie endlich irgendwie abschließen und vollenden!
Welche Betrachtung der Seele ist aber fruchtbarer als die genetische? Was ist lehrreicher als die Geschichte der Entwicklung des Menschen? Lehrreich in der verschiedensten Beziehung! Und so – ohne alle biographische Weitläufigkeit und Ostentation – den Geist nötigen, in sich selbst zurückzublicken und auf sein Werden zu achten: sollte es nicht abermals fördernd und aufklärend erscheinen? Sei denn also in dieser Osternacht der Grundstein gelegt, auch eine dritte, gewichtigste, schwerst darstellbare Phasis meines Lebens betrachtend zu verfolgen und in seiner Folge zu betrachten! Möge einst auch dieser Nacht der wahre Ostermorgen nicht fehlen![127]