Atharava-çiras (Atharavaçira'-Upanishad).[715] 1

Diese Upanishad, welche sich selbst pag. 10,9 (der Calcuttaer Ausgabe) Atharvaçiras (d.h. wohl: »Hauptsache des Atharvaveda«, – vgl. Vedânta »Endziel des Veda«) nennt und 9,3 den (wohl missverstandenen) Vers Atharvav. 10,2,27 zur Erläuterung dieses Namens zitiert, feiert als Prinzip aller Dinge und als höchstes Ziel, parama-param (nicht param aparam), parâyaṇam, den Rudra (Îçâna, Bhagavân Maheçvara, – der Name Çiva kommt nicht vor). Rudra ist Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft, ist allumfassend und der Dinge Innerstes, ist das Offenbare und das Unoffenbare. Wer ihn weiss, weiss damit alles 1,12; nur durch Schweigen ist er zu verkünden 7,13. Sein Symbol ist der Laut Om, und speziell die dreiundeinhalbte (imaginäre) Mora desselben 4,10. Rudra weilt im Herzen 4,10 und durchdringt die ganze Schöpfung 8,10 fg., welche aus neun Himmeln, neun Lufträumen und neun Erden besteht 9,5. Er absorbiert, wenn er sich als Schlange zusammenringelt, die Welt und lässt sie aus seinem Hauche wieder hervorgehen 9,10 fg. Er ist die Einheit der Lebensorgane und der entsprechenden Gottheiten 6,1 fg. Der Mensch ist sein Geschöpf (paçu) und an den Strick (pâça) des Erdendaseins gebunden. Die Erlösung von Geburt, Leiden, Tod, 5,10, erfolgt, indem man Zorn und Begierde (tṛishṇâ), die Erde als Wurzel der Kausalitätskette (hetujâlasya mûlam) und alle Habe in Rudra aufgibt 7,3. 8,3. – Die Upanishad scheint einer Sekte der Pâçupata's anzugehören, als deren Gelübde (vratam pâçupatam)[716] das symbolische Bestreichen mit Asche erwähnt wird 8,8. Die weitere Systematik der Pâçupata's kommt in dieser Upanishad noch nicht vor. Der Text derselben ist vielfach korrupt, so dass durch Konjekturen geholfen werden musste.

Quelle:
Sechzig Upanishads des Veda. Darmstadt 1963 [Nachdruck der 3. Aufl. Leipzig 1921], S. 715-717.
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