Fünfter Khaṇḍa.

[192] 1. Nämlich Brahmacaryam ist das, was man Opfer (yajña) nennt, denn durch Brahmacaryam findet man den [Lehrer], welcher wissend ist (yo jñâtâ); – und Brahmacaryam ist das, was man Geopfertes (ishṭam) nennt, denn durch Brahmacaryam findet den Âtman, wer danach trachtet (ishṭvâ); – 2. und Brahmacaryam ist das, was man Sattrâyaṇam (die grosse Somafeier) nennt, denn durch Brahmacaryam findet man für das wahre (sat) Selbst die Errettung (trâṇam); – und Brahmacaryam ist das, was man Maunam (die schweigende Meditation des Asketen) nennt, denn durch Brahmacaryam findet man den Âtman und meditiert (manute) über ihn; – 3. und Brahmacaryam ist das,[192] was man Anâçakâyanam (die Fastenregel; könnte auch allenfalls heissen »Eingang in das Nichtverderbende«) nennt, denn der Âtman, den man durch Brahmacaryam findet, der verdirbt nicht (na naçyati); – und Brahmacaryam ist das, was man Araṇyâyanam (das Gehen in den Wald, araṇyam) nennt, denn ara und ṇya sind zwei Seen in der Brahmanwelt, im dritten Himmel von hier, – da wo auch das Gewässer Airammadîyam (etwa: »Labung und Begeisterung spendend«) und der Feigenbaum Somasavana (Soma triefend) und Brahmans Burg Aparâjitâ (die Unbezwingliche) und das goldne Prdbhuvimitam (der Herrscherpalast) ist; – 4. darum diejenigen, welche diese beiden Seen in der Brahmanwelt, ara und ṇya, durch Brahmacaryam finden, solcher ist diese Brahmanwelt, und solchen wird zuteil in allen Welten ein Leben in Freiheit.

Quelle:
Sechzig Upanishads des Veda. Darmstadt 1963 [Nachdruck der 3. Aufl. Leipzig 1921], S. 192-193.
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