Siebenter Khaṇḍa.

[196] 1. »Das Selbst (âtman), das sündlose, frei vom Alter, frei vom Tode und frei vom Leiden, ohne Hunger und ohne Durst, dessen Wünschen wahrhaft, dessen Ratschluss wahrhaft ist, das soll man erforschen, das soll man suchen zu erkennen; der erlangt alle Welten und alle Wünsche, wer dieses Selbst gefunden hat und erkennt!« – Also sprach Prajâpati. 2. Das vernahmen beide, die Götter und die Dämonen. Und sie sprachen: »Wohlan! lasst uns nach diesem Selbste forschen, dem Selbste, durch dessen Erforschung man alle Welten erlangt und alle Wünsche!« – Da machten sich auf von den Göttern Indra und von den Dämonen Virocana, und beide, ohne voneinander zu wissen, kamen mit dem Brennholze in der Hand [d.h. als Schüler] zu Prajâpati. 3. Und sie verweilten als Brahmanschüler zweiunddreissig Jahre. Da sprach zu ihnen Prajâpati: »Was begehrt ihr, darum ihr als Schüler hier gewohnt habt?« – Und sie sprachen: »›Das Selbst, das sündlose, frei vom Alter, frei vom Tode und frei vom Leiden, ohne Hunger und ohne Durst, dessen Wünschen wahrhaft, dessen Ratschluss wahrhaft ist, das soll man erforschen, das soll man suchen zu erkennen; der erlangt alle Welten und alle Wünsche, wer dieses Selbst gefunden hat und er kennt‹. Dies verkündigen sie, o Ehrwürdiger, als deinen Ausspruch. Dies begehren wir, darum wir hier als Schüler gewohnt haben.«

4. Und Prajâpati sprach zu ihnen beiden: »Der Mann (purusha), der so in dem Auge gesehen wird, der ist das Selbst«, so sprach er, »der ist das Unsterbliche, das Furchtlose,[196] der ist das Brahman.« – »Aber derjenige, o Ehrwürdiger, der so im Wasser, und der so im Spiegel erblickt wird, was ist denn der?« – »Es ist einer und derselbe, der in diesen allen erblickt wird«, sprach er.

Quelle:
Sechzig Upanishads des Veda. Darmstadt 1963 [Nachdruck der 3. Aufl. Leipzig 1921], S. 196-197.
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