Achter Khaṇḍa.

[197] 1. »Betrachtet euer Selbst«, so fuhr er fort, »in einem Gefässe voll Wasser, und was ihr von eurem Selbste nicht wahrnehmt, das sagt mir an!« – Da betrachteten sie sich in einem Gefässe voll Wasser; und Prajâpati sprach zu ihnen: »Was sehet ihr?« – Sie aber sprachen: »Wir sehen, o Ehrwürdiger, dieses unser ganzes Selbst bis zu den Härchen, bis zu den Nägeln, im Abbilde.« – 2. Und Prajâpati sprach zu ihnen: »Nun schmückt euch schön, zieht schöne Kleider an und putzt euch aus, und dann schaut wieder in das Gefäss voll Wasser.« – Da schmückten sie sich schön, zogen schöne Kleider an und putzten sich aus und schauten dann in das Gefäss voll Wasser. Und Prajâpati sprach zu ihnen: »Was sehet ihr?« – 3. Sie aber sprachen: »Ganz wie wir hier, o Ehrwürdiger, schön geschmückt, angetan mit schönen Kleidern und ausgeputzt stehen, ebenso sind, o Ehrwürdiger, diese dort schön geschmückt, mit schönen Kleidern angetan und ausgeputzt.« – Und er sprach: »Das ist das Selbst, das ist das Unsterbliche, das Furchtlose, das ist das Brahman.« – Da zogen sie zufriedenen Herzens von dannen. 4. Prajâpati aber blickte ihnen nach und sprach: »Da ziehen sie hin, ohne das Selbst wahrgenommen und gefunden zu haben! Welche von bei den (yatare) aber dieser Lehre (upanishad) anhängen werden, seien es die Götter oder die Dämonen, die werden unterliegen.«

Und der eine, Virocana, kam zufriedenen Herzens zu den Dämonen und verkündigte ihnen diese Lehre: »Seinen Leib (âtman Selbst, hier: Leib) muss man hienieden erfreuen, seinen Leib pflegen; und wer hienieden seinen Leib erfreut, seinen Leib pflegt, der erlangt damit beide Welten, die diesseitige und die jenseitige [d.h. er geniesst die himmlischen Freuden schon hienieden].« – 5. Darum auch jetzt noch, wenn hier einer nicht freigebig, nicht gläubig, nicht opferfreudig ist, so[197] sagt man: »O welch ein dämonischer Mensch!« Denn dieses ist die Lehre der Dämonen. Und wenn einer gestorben ist, so putzen sie seinen Leichnam mit allerlei Plunder (bhikshâ), mit Kleidern und Schmuck aus. Sie glauben wohl, damit die jenseitige Welt zu gewinnen! –

Quelle:
Sechzig Upanishads des Veda. Darmstadt 1963 [Nachdruck der 3. Aufl. Leipzig 1921], S. 197-198.
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