Adiaphŏra

[131] Adiaphŏra (v. gr., Mitteldinge), Handlungen, welche weder gut noch böse sind, u. welche daher nach Belieben gethan u. unterlassen werden können. Die in der Moral höchst schwierige Frage, ob es dergleichen Handlungen gebe, wurde von den Stoikern bejaht, unter den Scholastikern von Thomas von Aquino gegen Duns Scotus verneint, u. zur Zeit der Reformation in Bezug auf. Cultus, Liturgie u. Disciplin, z.B. wegen des Fastens u. Fleischessens, sehr lebhaft besprochen. Die Pietisten des 17. u. 18. Jahrh. verwarfen ebenfalls die gleichgültigen Handlungen, wie auch die Philosophen Wolf u. Fichte, auch die heilige Schrift weiß nichts von gleichgültigen Handlungen, u. neuere Moralisten, z.B. Ammon, behaupten, daß es nur in der Rechtslehre indifferente Handlungen gebe,[131] nicht aber in der Moral, wo jede Handlung aus einer Maxime hervorgehen u. wo stets das Übergewicht der Gründe entscheiden soll.

Quelle:
Pierer's Universal-Lexikon, Band 1. Altenburg 1857, S. 131-132.
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