Bitteres Fluchwasser

[831] Bitteres Fluchwasser (B. Eiferwasser), bei den Juden Wasser, welches den des Ehebruchs verdächtigen Frauen zu trinken gegeben wurde; bitteres Wasser genannt, wegen der Schmerzen, die es den Schuldigen verursachen sollte. Die von ihrem Mann eines Ehebruchs angeklagte Frau wurde, wenn sie läugnete, in den Tempel geführt; dort entblößte[831] ihr der Priester das Gesicht, schnitt ihr die Haare ab, las ihr einen furchtbaren Eid, mit Verwünschungen, wenn sie schuldig sei, vor, führte sie vor das Heiligthum, füllte einen Becher mit dem Waschwasser der Priester, that etwas Erde vom Fußboden des Heiligthums hinein, wusch damit die auf eine Tafel geschriebene Eidesformel ab u. ließ ihr dies trinken. War sie schuldig, so schwoll ihr Leib auf u. die Hüften schwanden, ja sie starb auf der Stelle, od. doch binnen Jahresfrist; war sie unschuldig, so schadete ihr das Wasser nichts. Ein solches Weib wurde Sotah genannt. Ähnliche Unschuldsproben der Ehebrecherinnen u. anderer Verdächtiger finden sich auch bei anderen alten Völkern, u. nach Dampier bei den Einwohnern der Goldküste Guineas.

Quelle:
Pierer's Universal-Lexikon, Band 2. Altenburg 1857, S. 831-832.
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