Haare

[817] Haare (Pili, Bot.), sind gleichsam auf der Oberhaut der Pflanzen aufgepflanzte Organe, von sehr verschiedener Form u. Anordnung, welche aus einer od. mehreren Zellen bestehen. Man unterscheidet einfache (Pili simplices), u. im Gegensatze verästelte (P. ramosi) u. sternförmige (P. stellati), ferner Schuppchen (Lepides), Knopfhaare (P. capitati) mit einem Knopfe an der Spitze, Drüsenhaare (P. glanduliferi). welche letztere an der Spitze einen eigenthümlichen Saft absondern. Zu den Drüsenhaaren gehören auch die Brennhaare (P. urentes), z.B. an den Brennnesseln; diese H. sind steif, dickwandig, mit der Basis auf einem verdickten Polster stehend, welches einen ätzenden Saft in das Haar absondert. Fast alle Brennhaare endigen in einer kleinen knopfförmigen Anschwellung u. sind vorzüglich an der Spitze sehr spröde, so daß bei der Berührung das Knöpfchen leicht abbricht, die nun geöffnete Spitze in die Haut hineindringt u. einen Theil des giftigen Inhalts entleert. Übrigens stehen die H. bald aufrecht (Pili erecti), bald abstehend (patentes), niederliegend (decumbentes) angedrückt (appressi), bald zurückgebogen (reflexi). Ist der Pflanzentheil haarlos, so heißt er glatt (Pars glabra, laevis), mit langen, dichten, geraden Haaren heißt er zottig (villosa), mit weichen, krausen wollig (lanata). Außerdem unterscheidet man kurzweichhaarig (pubescens), langweichhaarig (pilosa), kurzsteifhaarig (hirta) u. langsteifhaarig (hispida), u. bei den niederliegenden od. angedrückten: filzig (tomentosa), d.h. mit verwebten Haaren, seidenhaarig (sericea), d.h. glänzend u. nach einer Richtung hin angedrückt, spinnwebartig (arachnoidea), mit langen, seinen, verschieden gerichteten Haaren, die angedrückt sind, u. striegetig (strigosa), mit steifen, niederliegenden Haaren. Bei ganz kurzen, spitzigen Haaren, die man nur fühlen, aber nicht sehen kann, nennt man den Pflanzentheil scharf (Pars scabra s. scabrosa), weil er sich dann wirklich wie die scharfe Schneide eines Messers anfühlt, wie z.B. bei dem Bandgrase u. den Blättern der Herlitze (Cornus mascula). Borsten (Setae) sind steife, aus dickwandigen, langen, stechenden Zellen bestehende[817] H.: borstig, borstentragend (setaceus. setiformis), mit Borsten besetzt (setosus), kleinborstig (setulosus). Stacheln (Aculei) sind den Haaren ebenfalls verwandt u. bestehen aus mehreren, steifen, dickwandigen, fest verbundenen Zellen mit scharfer Spitze. Theile mit Stacheln heißen stachelig (Partes aculeatae), im Gegensatze zu dem unbewehrten (P. inermes).

Quelle:
Pierer's Universal-Lexikon, Band 7. Altenburg 1859, S. 817-818.
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