Brandkugeln

[198] Brandkugeln (Carcassen), Kugeln von brennbaren Stoffen, deren Zusammensetzung in[198] den verschiedenen Staaten sehr von einander abweicht; meist von 6 Pfd. Kanonen-, 7 Pfd. Mehl-, 6 Pfd. seinem Jagdpulver, 4 Pfd. Pech, 21/2 Pfd. Harz, 1 Pfd. Kienöl, 1/4 Pfd. Talg od. Fett (Brandkugelsatz) zusammengeschmolzen u. mit geschnittenem Hanfwerge vermischt u. vor. dem Erkalten mit Kornpulver durchgeknetet; in Österreich mischt man noch Antimonium dazu. Die Masse wird dann in einen Sack gebracht, in welchem zu unterst eine gefüllte kleine Granate eingelegt wird, um vom Löschen abzuhalten. Damit der Sack nicht durch die Ladung des Mörsers od. der Haubitze zerrissen wird, legt man vier eiserne sich kreuzende Rippen (Brandkreuz) darum, von denen die unterste wohl die Form eines hohlen Kugelsegments hat, u. umstrickt (beschnürt) ihn mit fingerdicker Schnur, taucht die B. in flüssiges Pech u. stopft das oben, mittelst eines mit Leinöl bestrichenen Winders, bei dem Stopfen des Satzes erhaltene Brandloch mit Anfeuerungszeug u. baumwollenen Ludelfäden aus. Mit Haken versehen heißen sie Ankerkugeln. Die B. werden aus Haubitzen od. Mörsern auf Ortschaften od. Gebäude, die man anzünden will, geworfen. Da sie leicht u. zerbrechlich sind, so sind die Würfe sehr unsicher u. können nur mit schwacher Ladung auf geringe Weite erfolgen.

Quelle:
Pierer's Universal-Lexikon, Band 3. Altenburg 1857, S. 198-199.
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