Cylinderuhr

[609] Cylinderuhr, Taschenuhr, welche sich von der Spindeluhr dadurch unterscheidet, daß die Spiralfeder statt an einer Spindel an einem hohlen aus Stahl od. Stein gefertigten Cylinder befestigt ist. Dieser Cylinder bringt die Hemmung (Cylinderhemmung) durch zwei sich gegenüberstehende von unten nach oben geführte Ausschnitte hervor. Es greifen nämlich in diese Ausschnitte die dreieckigen aufrechtstehenden Haken an der Peripherie eines horizontalen Rades (Cylinderrad), welches die Stelle des Steigrads vertritt, ein u. drehen den Cylinder herum. Die Spannkraft der Feder bewirkt die entgegengesetzte Bewegung des Cylinders, sobald derselbe den ergriffenen Haken fahren läßt, während gleich darauf der folgende Haken in den andern Einschnitt greift, wodurch die regulirende Vor- u. Rückwärtsbewegung des Cylinders u. der Unruhe (Balancier) bewirkt wird. Das Cylinderrad theilt seine Bewegung in langsamerem Tempo durch das seine Welle am unteren Ende umgebende Getriebe einem Stirnrade mit, welches die Bewegung auf das übrige Räderwerk fortpflanzt. Die Cylinderhemmung hat vor der Steigradshemmung den Vorzug, daß sie gestattet, das Werk der Uhren slgcher zu bauen, der Uhr selber also ein zierlicheres Äußere zu geben, während der Gang der Uhr eine größere Regelmäßigkeit hat u. vom Rütteln weniger afficirt wird. Übertroffen wird in letzterer Hinsicht die Cylinderhemmung von der Ankerhemmung (vergl. Ankeruhr). Die Cylinderuhrenfabrikation ist vorzugsweise in Lachaux-de-Fonds, Neufchatel, Locle u. Genf zu Hause. Bedeutende Fabriken hat außerdem Paris u. London.

Quelle:
Pierer's Universal-Lexikon, Band 4. Altenburg 1858, S. 609.
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