Daltonismus

[655] Daltonismus (Chromopsie), der Fehler der Augen, gewisse Farben unter einander zu verwechseln, genannt nach Dalton 2), der an diesem Fehler litt. Man unterscheidet solche Kranke, welche Roth, Grün u. Blau mit Grau u. den Nüancen der Orange, des Rosa u. Violett verwechseln; u. solche, welche die am wenigsten brechbaren Strahlen kaum, die rothen Gegenstände aber besser unterscheiden können, als die Ersteren. Es kommt vor, daß Leute nur 2 Farben od. wenigstens nicht alle Nüancen mehrerer Farben unterscheiden können; Dalton selbst sah nur 3 Farben: Gelb, Blau u. Violett; das Rosenrothe erschien ihm hell himmelblau, bei Lichte nahm dies einen orangefarbenen od. gelblichen Schein an; Karmoisin war ihm schmutzigblau, rothes Siegellack u. Gras galt ihm gleichgefärbt, das Incarnat einer verblichenen Färbung erschien ihm dunkelblau, u. alle diese Mängel traten am Tage bei ihm stärker hervor, als bei Lichtschein. Der D. ist nicht selten; nach Prevost besitzt unter 20 Einer diesen Fehler nach Seebeck waren unter 40 Schülern des Gymnasiums zu Berlin sogar 5. Nach angestellter Untersuchung waren die Augen solcher Personen grau, ihre Pupille gab unter einem mehr od. weniger schrägen Einfallswinkel einen goldartigen Reflex von ganz eigenthümlicher Nüance. Im Ganzen scheinen blaue Augen diesem Fehler häufiger unterworfen als schwarze, u. Männer häufiger als Frauen davon befallen zu sein. Nie findet Verwechslung der brechbarsten Farben mit weniger brechbaren statt u. umgekehrt. Zumeist betrifft der Irrthum das Roth; geschieht es mit Blau, so wird es mit Violett od. Indigo verwechselt. Diejenigen Farben, welche die Mitte des Spectrums einnehmen (Grün, Rosa, Lila) rufen gewöhnlich nur eine einzige Empfindung hervor. Das Farbenspectrum zeigt sich ihnen nur in 4 Farben (Blau, Grün, Gelb, Roth). Was die Erklärung des D. anlangt, so glaubten Einige, daß dabei die Flüssigkeiten des Auges blau gefärbt seien; Andere, daß diese Kranken das Blau u. folglich auch das Grün, das Gemisch von Gelb u. Blau, nicht unterscheiden können u. nannten daher diesen Fehler Acyanoblepsie; nach Anderen, daß die Netzhaut des Auges mit den Lichtwellen vibrirt. Bei den an D. Leidenden vibrirt sie unter gewissen Bedingungen nicht od. nicht auf dieselbe Art unter verschiedenen Umständen. Mit dieser Krankheit haben sich Pierre Prevost, Seebeck, Srokatski, Purkinje, bes. Wartmann beschäftigt.

Quelle:
Pierer's Universal-Lexikon, Band 4. Altenburg 1858, S. 655.
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