[804] Gyges, 1) so v.w. Gyes; 2) lydischer Hirt, welcher einst in einem Felsen ein Grabmal entdeckte; in dem Sarg war an der Seite eine Thür, nach deren Eröffnung er an dem einen Finger des Leichnams einen Ring entdeckte. Er nahm diesen Ring mit sich, steckte ihn an u. bald nahm er wahr, daß er den Andern, wenn er den Stein einwärts drehte, unsichtbar, wenn er ihn nach außen drehte, wieder sichtbar wurde. Diese Kraft des Ringes benutzte er, um sich in das Schlafgemach der Königin zu schleichen u. den König Kandaules zu morden, worauf er selbst König wurde. So erzählen Plato u. Cicero; dagegen ist bei Herodot G. ein Vertrauter des Königs, welchem dieser die Schönheit seiner Gemahlin rühmt u. ihn auffordert, sie in ihrem Schlafgemach zu belauschen. G. that es, hinter der Thür stehend, da ihn aber die Königin bemerckt hatte, ließ sie ihn zu sich kommen u. bot ihm die Wahl, entweder selbst ermordet zu werden, od. den König zu ermorden, sie zu heirathen u. dann den Thron der Lydier zu besteigen. Er wählte das Letztere, wurde 716 v. Chr. König von Lydien, stiftete die Dynastie der Mermnaden u. st. 678, s. Lydien (Gesch). Daher die sprichwörtliche Redensart, den Ring des G. besitzen, so v.w. auf billige Weise etwas zu erlangen wissen.
Pierer-1857: Gyges [2]