[559] Gyges, 1) erster König von Lydien aus der Dynastie der Mermnaden, Sohn des Daskylos, ursprünglich Günstling des Königs Kandaules aus der Dynastie der Herakliden. Letzterer rühmte gegen G. die Reize seiner Gemahlin und verbarg ihn in deren Schlafgemach, damit er Gelegenheit erhalte, sich von der Schönheit der Königin zu überzeugen. Diese bemerkte aber den Eindringling und stellte ihm andern Tags die Wahl, entweder den König zu töten und sie zu heiraten, oder selbst ermordet zu werden. G. wählte das erstere und bestieg nach Kandaules' Tode den Thron. Die Lydier wollten anfangs zwar G. nicht anerkennen, gaben sich indes zufrieden, als das delphische Orakel ihn in seiner Würde bestätigte. Aus Dankbarkeit sandte G. reiche Weihgeschenke nach Delphi, unter andern sechs goldene Mischkrüge, deren Gewicht 30 Talente betrug. G. regierte darauf 33 Jahre (687 bis 654 v. Chr.), dehnte sein Reich nach der ionischen Küste hin aus, griff Milet und Smyrna zwar vergeblich an, eroberte jedoch Kolophon. So erzählt Herodot; nach Plutarch verschaffte sich G. die Herrschaft durch Empörung und mit Heeresmacht. Platon (»De republica«) dagegen erzählt, G. habe einst als Hirt in einer unterirdischen Höhle einen Ring gefunden, der die Kraft gehabt habe, seinen Besitzer unsichtbar zu machen, sobald man den Stein einwärts kehrte. Mit Hilfe dieses Ringes habe er die Königin gewonnen und seinen Herrn ermordet. Fr. Hebbel behandelte den Stoff dramatisch (»Der Ring des G.«). Vgl. K. H. Smith, The tale of G. and the king of Lydia (»American Journal of Philology«, Bd. 23, Baltimore 1903).
2) S. Gyes.