Ibis [1]

[768] Ibis, 1) (Ibis Lacép., Falcinellus Bechst.), Gattung der Reiher; Schnabel lang, dünn, nach der Basis hin verdickt, fast vierkantig, ohne Kerbe an der Spitze u. mit Nasenlöchern, die auf dem Rücken desselben, nahe an der Basis stehen u. bis zur Spitze verlaufen; Kinnwinkel nur eine Furche an der Unterseite des Schnabels; Kopf od. Hals fast nackt; Fußzehen geheftet; Fraß: Insecten u. Würmer. Arten: Heiliger I. (I. sanctus s. religiosus, Tantalus aethiopicus Lath. s. Tantalus ibis L.), weiß, Schnabel, Füße, so wie der ganze nackte Theil des Kopfes u. Halses u. die Spitzen der Schwungfedern sind schwarz; Bürzelfedern lang, zerschlitzt, schwarz mit violettem Schiller, die Flügelspitzen u. den Schwanz bedeckend; groß wie eine Henne; nistet auf Palmen. Der I. galt, als Vertilger des Ungeziefers nach Nilüberschwemmungen, mehr aber wohl als Götterbote, der durch seine Ankunft die segensreiche Überschwemmung ankündigt, den Ägyptiern für heilig, wurde in den Tempeln gehalten, mumisirt u. in den Todtenstätten beigesetzt. Er war dem Thot heilig u. dieser trägt einen Ibiskopf. Symbol der Nilfluth, u. galt, da man wähnte, er spritze sich krank mit dem Schnabel Wasser in den After, für den Erfinder der Klystiere. Man zweifelt, ob der I. sanctus der Heilige I. sei, da man ihn nicht mehr in Ägypten, sondern nur in Habesch findet. Vielleicht wich er von Ägypten, als die großen Wasserbehälter vertrockneten. Hasselquist u. Andere geben dagegen an, daß der I. noch in Niederägypten lebe. Aus den Exemplaren in Mumien u. alten Bildwerken läßt sich die Art schwerlich mehr bestimmen. Brauner I. (I. falcinellus, Tantalus f.), kastanienbraun, Oberleib schwarzgrün, in Ägypten, kommt nach Deutschland; Rother I. (I. rubra), brennend scharlachroth im Alter, wandert nicht, leicht zu zähmen, u. m. a.; 2) s.u. Nimmersatt.

Quelle:
Pierer's Universal-Lexikon, Band 8. Altenburg 1859, S. 768.
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