Insecten

[930] Insecten (Insecta, d.i. Einschnitts- od. Kerbthiere), 1) Klasse des Thierreichs, von den Naturforschern in verschiedenem Umfang genommen. Linne rechnete dazu die wirbellosen Thiere, mit weißem Blute, welche am Kopfe Fühlhörner tragen, die an der Wurzel eingelenkt u. meist gegliedert sind, u. sich mittelst eingelenkter u. gegliederter Füße (deren wenigstens 3, bei einigen auf 150 Paar sind), die meisten auch mittelst Flügeln bewegen. Er theilt sie in 7 Ordnungen: Hornflügler (Käfer), Halbflügler (Wanzen), Staubflügler (Schmetterlinge), Netzflügler (Libellen), Hautflügler (Bienen, Wespen), Zweiflügler (Fliegen), Ungeflügelte (Flöhe). Bei den Neuern bilden die I. die erste Abtheilung der wirbellosen Thiere unter dem Namen: Ringel od. Gliederthiere (Animalia articulata), u. sie zählen auch die Eingeweide- u. Ringelwürmer, sowie die Rankenfüßler u. Räderthiere dazu; die eigentlichen I. bilden in dieser Abtheilung die erste Klasse; 2) I. im engern Sinne, Kerbthiere od. Kerfe (Insecta) sind Gliederthiere mit Körperringen, die bei einem u. demselben Thiere nicht alle gleich sind, ferner mit nie mehr als 6 Beinen u. meistens mit 4, seltener mit 2, noch seltner ohne Flügel. Ihr Leib ist durch Einkerbung in drei Haupttheile getheilt (daher der Name): Kopf, Brustkasten u. Hinterleib. Der Kopf u. Brustkasten können als aus drei Ringen od. Segmenten bestehend betrachtet werden, der Hinterleib aus neun, doch sind oft mehre zu einem mit einander verwachsen.

A) Der Kopf enthält den größten Nervenknoten, den Viele auch wohl als Gehirn betrachten, ferner die Taft-, Gehör-, Gesichts- u. Freßwerkzeuge. Seine äußere Bedeckung ist gewöhnlich der härteste Theil der allgemeinen hornartigen od. häutigen Bedeckung. Am Kopfe stehen 2 gegliederte Fühlhörner (Antennae) u. 2 zusammengesetzte od. Netzaugen (Oculi compositi), die auf ihrer Oberfläche aus vielen kleinen sechseckigen Facetten bestehen, von denen jede eigentlich ein besonderes Auge ist u. deren manche I. mehrere Tausende haben. Diese Augen stehen seitlich vorn an der Stirn, stoßen auch wohl an einander. Außerdem bemerkt man auf der Stirn od. auf dem Scheitel oft noch 3 im Dreieck stehende, od. auch nur 2 einfache od. Nebenaugen (Ocelli s. Oculi simplices). Die Insectenlarven mit vollkommener Verwandlung haben nur einfache Augen, in vielen Fällen fehlen sie aber ganz. Die Freßwerkzeuge bestehen aus 2 Oberkiefern od. Kinnbacken (Mandibulae) u. einer Oberlippe (Labrum, Labium superius) darüber, 2 Unterkiefern od. Kinnladen (Maxillae), einer Unterlippe (Labium, Labium superius) darunter; diese besteht aus dem Kinne (Mentum), einer dünnen Hornplatte, welche durch eine Gelenkhaut am Kehlrande befestigt ist u. die eigentliche Munddecke von unten bildet u. inwendig auf dem Kinne aus der Zunge (Ligula, Lingua), ein meist häutiges od. fleischiges Organ, das nicht selten über das Kinn hervorragt, dann auf der unteren, äußeren Seite ebenfalls hornartig wird. Diesen hornigen Theil nennt man dann Zungenbein od. Stütze (Os hyoideum, Fulcrum). Neben od. an ihm sind die Lippentaster (Palpi labiales) eingelenkt.[930] Der obere fleischige Theil der Zunge ist zuweilen gespalten u. eng mit dem Kinne verbunden (Käfer) od. zerfällt wie bei den Wespen in 3–4 Lappen, od. die Zunge ragt, wie bei den Bienen, als langer, drehrunder, oft mit Borsten besetzter, zurückziehbarer Faden hervor u. bei den Grabwespen ist dieser in drei Äste getheilt. Hülfsorgane der Freßwerkzeuge sind die Freßspitzen od. Taster (Palpi). Sie erscheinen als mehrgliederige, selten einfache Anhängsel der Unterkiefer u. Unterlippe, u. man unterscheidet daher Kiefertaster (Palpi maxillares) u. Lippentaster (P. labiales). Zuweilen zeigt sich noch ein zweites Kieferpaar (innere Kiefertaster), das zweigliederig ist u. dem vorderen häutigen lappenartigen Anhange des Unterkiefers entspricht, der bei den Geradflüglern wie eine Mütze einen zweiten innern Lappen bedeckt u. Helm (Galea) genannt wird, u. die Mundtheile sind bei den meisten I. beißende. Diese stehen freier neben einander, sind gleichförmiger in ihrer Bildung u. zeigen mehr Regelmäßigkeit u. dadurch beurkunden sie eine höhere Entwickelungsstufe; bei manchen sind sie saugend. Diese sind mehr od. weniger unter einander verwachsen u. nehmen in den verschiedenen Ordnungen sehr verschiedene Gestalt an.

Jeder der drei Ringe B) des Brustkastens (Thorax) trägt ein Fuß paar. Jeder Fuß sitzt in einer Gelenkform des Brustringes. Mit dieser steht der Schenkelring (Trochanter) in beweglicher Verbindung. Diesem folgt der Schenkel (Femor), diesem das Schienbein (Tibia) u. mit diesem steht endlich der Fuß in engerem Sinne (Tarsus) in Verbindung. Letzter besteht aus einer Reihe hintereinanderliegender Glieder, u. am Endgliede befinden sich gewöhnlich Krallen u. andere Anhängsel. Die höchste Zahl der Fußglieder ist fünf. Die Füße sind entweder Gangfüße (Pedes ambulatorii) mit breiter behaarter Sohle, od. Schreitfüße (P. gressorii), deren vorderes Paar unvollkommen entwickelt ist, während die anderen den Gangfüßen gleichen. Zuweilen fehlt den Vorderbeinen auch der Fuß ganz, u. oft sind alle Glieder klein u. unvollkommen. Schwimmfüße (P. natatorii), wie sie die Wasserinsecten haben, sind mit breiten, zusammengedrückten u. mit langen Haaren besetzten Schienen u. Fußgliedern versehen. Springfüße (P. saltatorii) haben sehr verdickte Hinterschenkel u. sind gewöhnlich länger als die anderen. Raubfüße (P. raptorii) sind solche, deren Schienbein u. Fuß sich gegen den Schenkel zurückschlagen läßt; so gebildet sind jedoch stets nur Vorderfüße. Grabfüße (P. fossorii) endlich heißen die Beine, deren Schienen u. Fußglieder sehr breit, fast wie eine Hand gebaut sind, u. die den Thieren zum Graben von Höhlen u. Gängen unter der Erde dienen. Manche I. haben an ihrem Fußende kleine behaarte Kissen, um die Gewalt entweder des Stoßes od. Falles zu brechen; andere haben sogenannte Haftlappen (Arolia), mit denen sie sich an steilen, selbst sehr glatten Gegenständen anheften können. Bei den Bienen ist der Fuß zusammengedrückt. Die zwei Krallen (Ungues) sind gewöhnlich einfach, selten gegabelt od. gezähnelt. Zwischen ihnen bemerkt man zuweilen noch eine kleinere, die Afterklaue od. den Streber (Pseudonychia s. Empodium) an die Stelle der Sohlen od. Haftlappen tretend. Die Flügel (Alae) sitzen am zweiten od. dritten Ringe des Brustkastens, mit ihm durch Gelenke u. Gelenkhäute verbunden. Sind nicht 4, sondern nur 2 vorhanden, so fehlt stets das hintere Paar. Oft weichen die vorderen dadurch. daß sie ganz horn- od. pergamentartig sind, so sehr von den häutigen Hinterflügeln ab, daß man sie Flügeldecken nennt, indem sie auch als horn- od. lederartige Deckschilde die Hinterflügel bedecken. Beide Flügeldecken zusammen heißen Deckschilde (Coleoptera), jede einzelne aber wird Flügeldecke (Elytrum) genannt. Man unterscheidet an ihnen den Grund (Basis), d.i. die Stelle, mit welcher sie am Thorax befestigt sind, die ihr gegenüberliegende Spitze (Apex), die Ränder (Margines) u. von diesen wieder den inneren u. äußeren Rand, u. die Stelle, wo die beiden inneren Ränder zusammenkommen Naht (Sutura). Zuweilen fehlen I. mit Flügeldecken die häutigen Hinterflügel, u. dann sind sie auch wohl an der Naht mit einander verwachsen, so daß sie nicht bewegt werden können. Bei manchen I., namentlich bei den wanzenartigen, ist die Endhälfte der Flügeldecken häutig. Die blos häutigen Flügel unterscheiden sich von den Deckschildern dadurch, daß sie aus einer durchsichtigen, trockenen Haut bestehen, die von verschiedenen Rippen durchzogen sind, welche zwar auch bei den Deckschildern vorhanden sind, aber dort weniger hervortreten. Die Rippen od. die Adern (Venae), auch Nerven genannt, entspringen alle vor der Wurzel des Flügels u. hängen in ihren 2–3 Hauptstämmen durch Einlenkung mit dem Brustkasten zusammen. Die Flügel sind durch diese Hauptstämme in ein Rand-, Mittel- od. Hinterfeld (Area marginalis s. costalis, A. intermedia s. discoidalis u. A. posterior s. analis) getheilt, u. im Ruhezustande schlägt sich das Hinterfeld unter das Mittelfeld zurück. Die Hinterflügel sind oft kleiner als die vorderen u. dann gewöhnlich auch in der Form abweichend.

C) Der Hinterleib (Abdomen) besteht aus einfachen Reisen, die zuweilen durch häutige Bänder so verbunden sind, daß fast keine Bewegung möglich ist, zuweilen aber auch so schlaff zusammenhängen, daß eine Beugung wohl möglich ist. Jeder Ring besteht wieder aus einem obern- od. Rückentheile u. einen unteren od. Bauchtheile, jeder einen Halbring bildend. Bei vielen I. ist die ganze breite Basis des Hinterleibes mit der Brust verbunden, bei andern verdünnt sich aber derselbe zu einer dünnen Röhre (Stiel). u. ist durch diese am Thorax befestigt. Da wo der Ober- u. der Untertheil des Leibringes sich verbindet, liegt eine kleine Öffnung (Luftloch, Stigma), welches der Eingang zu den im Leibe verästelten Athemgefäßen ist. Der After (Anus) befindet sich am hinteren Ende des Körpers. Zuweilen haben die Hinterleibsringe besondere Verlängerungen u. Anhängsel, die theils am Seitenrande als Lappenvortreten, theils als Dornen od. Stacheln hervorragen. Zu diesen Anhängseln gehören auch die am Hinterleibsende mancher Weibchen, die dazu dienen, die Eier bequemer an ihren Bestimmungsort zu bringen. Es sind vorzüglich folgende: a) der Stachel (Aculeus), eine theils frei hervorstehende, od. im Hinterleibe verborgene Röhre, die in beiden Fällen mehrklappig, dünn u. sein zugespitzt ist, u. zwischen deren Klappen od. Borsten die Eier hinabgleiten. Dieser Stachel besteht immer aus 2–3 Stücken, von denen das[931] größte rinnenartig ausgehöhlt ist, um die andern in sich aufzunehmen. Außerdem sind noch zwei seitliche Klappen da, zwischen denen der Stachel steckt. Der immer frei herausstehende Stachel der Holzwespe wird auch wohl Bohrer (Terebra) genannt; b) die Röhre (Tubulus), eine blos röhrenförmige Fortsetzung des Hinterleibes, die aus mehreren cylindrischen Ringen besteht, die in einander geschoben werden; c) die Scheide (Vagina), zwei lange, gewölbte, oft etwas nach oben gekrümmte Klappen, die genau zusammenpassen u. eine Legscheide bilden, durch welche die Eier in die damit gemachte Öffnung gelangen. Außerdem haben zuweilen die I. noch besondere Schwanzabhänge, wie z.B. die Zangen (Forcipes) des Ohrwurms, zwei gezähnte, sich gegen einander bewegende Haken; die Gabel (Furca), ein vom vorletzten Leibesringe unten entspringender, vorwärts gerichteter, gabelartiger Fortsatz, wie ihn das Springschwanzthierchen hat u. vermittelst dessen sich das Thier in die Höhe schnellt; die Griffel (Styli), zwei kurze, ungegliederte Fortsätze neben dem After, wie bei den Staphylinen; die Raife (Cerci), kurze lanzettliche, meist platte, gegliederte Anhänge zur Seite des Afters, wie bei der Schabe; Fäden (Fila), längere od. kürzere, gegliederte, drehrunde, allmälig sich verdünnende Fortsätze des letzten Leibessegmentes, wie bei der Eintagsfliege; Borsten (Setae), eben solche, aber ungegliederte, steifere Anhängsel, u. Honigröhren (Siphunculi), aus dem vorletzten Segmente hervorstehende Röhren der Blattläuse, aus denen ein süßer Saft fließt.

Der Darmkanal ist gewöhnlich länger als der Leib u. zeigt mehrere Abschnitte, z.B. den Schlund, Kropf, den mit Zähnen besetzten sogenannten Kaumagen, welcher letztere jedoch allen denen fehlt, die weiche, flüssige Nahrung genießen; ferner den eigentlichen Magen, der bei den Pflanzenfressern lang, bei Fleischfressern kürzer, bei Honigsaugern am kürzesten ist; ferner den Dünndarm, gewöhnlich von geringerer Länge, den den Dünndarm od. zweiten Magen vertretenden keulenförmigen Darm vieler Pflanzenfresser u. den gewöhnlich kurzen Dickdarm. Außerdem zeigen sich noch als Hülfsorgane für die Verdauung die Speicheldrüsen, bei vielen Pflanzenfressern u. allen Säfte saugenden I.; am Anfange u. Umfange des Magens besondere Magenspeicheldrüsen, wie z.B. bei Fliegen; bei allen I. aber malpighische od. Gallengefäße, d.h. 4–6 od. mehr geschlängelte seine Kanäle, die sich in das Ende des Magens senken u. wahrscheinlich die Leber u. die Nieren ersetzen sollen; außerdem findet man bei manchen I. noch besondere Absonderungsorgane, die als Gift- od. Harnorgane zu betrachten sind. Die Athemwerkzeuge sind beständig Luftröhren (Tracheae), die von den Luftlöchern, od. auch in den frühern Zuständen der Entwickelung des I-s von äußeren Kiemen aus beginnen, den ganzen Leib mit den feinsten Ästen durchziehen, sich aber auch zuweilen überall in kleinere od. größere Blasenräume erweitern. Von den Blutgefäßen ist dagegen nur der arterielle Rückenstamm da u. dieser vertritt durch seine Pulsation die Stelle des Herzens, ist in acht Kammern getheilt, hat in jeder Kammer drei durch Klappen verschließbare Löcher, nimmt durch diese in sich Blut auf u. treibt es durch seine vordern Öffnungen in den Kopf hervor, von wo aus es im Körper ohne Wandungen kreist, zuletzt sich in zwei Strömen sammelnd, aus denen es wieder jederseits durch die Spaltöffnungen zwischen den Kammern in das Rückengefäß getrieben wird, so daß also ein wirklicher Kreislauf der Säfte stattfindet. Das Blut ist übrigens kalt u. gewöhnlich nicht roth, sondern anders gefärbt. Das Nervensystem besteht aus einer Reihe Ganglien (Nervenknoten) u. Nerven, die unter dem Speisekanal sich hinzieht, u. einer noch beträchtlicheren Masse über der Speiseröhre (Oesophagus), die mit den unteren Ganglien durch Fäden verbunden eine Art Halsband um den Speisekanal bildet. Die Zahl der Ganglien entspricht der Zahl der Ringe, also eigentlich zwei im Kopfe, drei im Brustkasten, die übrigen im Hinterleibe; sind nämlich die Leibesringe wenig od. gar nicht von einander geschieden, so verschmelzen auch die Nervenknoten mit einander. Vom oberen Kopfknoten geht, außer den Sinnesnerven, auch das Magen- u. Schlundnervensystem aus.

Männchen u. Weibchen paaren sich zu verschiedenen Zeiten u. nach der Paarung sterben gewöhnlich die Männchen bald, die Weibchen nach Absetzung der Eier od. Larven. Die meisten legen Eier, manche sehr viele, die Bienen- u. Wespenweibchen sogar gegen 50,000; wenige, wie die Fleischfliege, bringen gleich die Larve, u. die Lausfliege sogar die Puppe zur Welt. Wenige I., welche im Sommer od. Herbste ihren Lebenszweck nicht erreichen, überwintern im lethargischen Zustande, alle übrigen aber gehen im Herbste unter. Zum Behufe der Fortpflanzung leben viele gesellig u. theilen die verschiedenen Geschäfte der Mutter unter einander, indem eins od. einige Weibchen der ganzen Gesellschaft die Eier legen, andere, verkümmerte u. nicht Eier legende, die Jungen pflegen u. füttern, od. die Erbauer der Nester sind. Die Jungen, die sich aus den Eiern entwickeln, nennt man Larven, Maden, Raupen od. Engerlinge. Sie häuten sich mehrmals, doch gewöhnlich nur dreimal, bringen in diesem Zustande längere od. kürzere Zeit, manche sogar mehrere Jahre zu, bis sie endlich nach ihrer letzten Häutung sich in die Puppe od. Nymphe verwandeln. Endlich springt auch die Haut der Puppe auf, u. aus ihr tritt nun das vollkommene, meist geflügelte I. So durchlaufen also die I. eine dreifache Verwandlung. Diese ist aber nicht bei allen gleich; man unterscheidet vielmehr a) eine unvollkommene Verwandlung, wo das I. in allen drei Zuständen ziemlich gleich aussieht, im Larvenzustande nur keine Flügel od. Flügelscheiden, im Puppenzustande aber unbewegliche Flügelscheiden hat, in denen die Flügel verborgen sich ausbilden, dabei auch als Puppe wie die Larve umherläuft u. Nahrung zu sich nimmt; b) eine vollkommene, bei der das I. in allen drei Zuständen sehr verschieden gebildet ist, als Puppe ruhig liegt, oft noch von einem besondern Gespinnste umgeben ist u. keine Nahrung zu sich nimmt. Oft vertauschen die I. nach der Verwandlung ihr altes Wohnelement mit einem neuen, indem sie in ihrem unvollkommenen Zustande Wasserthiere sind, als vollkommene I. aber Luftbewohner werden. Wenige I. häuten sich nur, ohne eine eigentliche Verwandlung zu durchlaufen, z.B. die Laus. Auch sind die I. sehr merkwürdig durch die mannigfaltigsten u. wunderbarsten Kunsttriebe. In keiner andern Klasse findet man so auffallende Lebenserscheinungen. Die[932] meisten I. sind zunächst an die Pflanzen gebunden u. mit der Anzahl der I. wächst auch die der letzteren. Obgleich sie durch An- u. Abfressen der Blätter, Blüthen, Früchte, Stängel u. Wurzeln oft großen Schaden zufügen, so sind sie doch auf der andern Seite wieder dadurch nützlich, daß sie der allzugroßen Vermehrung gewisser Pflanzen Schranken setzen u. verfaulende Stoffe derselben schnell wegräumen. Wo es schädliche I. gibt, da fehlt es übrigens auch in der Regel nicht an Feinden derselben, die ihrer großen Vermehrung Einhalt thun. Manche I. thun auch an Backwerk, Fleisch, Kleidungen u. Meubles großen Schaden, wogegen andere wieder das die Luft verpestende Aas vertilgen. Unmittelbar schädlich sind den Menschen nur wenige I. Manche, wie die Stubenfliege, belästigen die Menschen, andere bringen ihnen mit ihrem Stachel od. Stechrüssel od. durch ihren Biß mehr od. weniger gefährliche Wunden bei; einige Raupen verursachen durch ihre Haare eine Entzündung auf der Haut u. manche I. geben einen ätzenden Saft von sich. Mehrere I. nützen dagegen wieder dadurch, daß sie heilkräftig sind, von anderen benutzt man das Gespinnst zu Seide, Watte u. Geweben, od. sie geben Farbestoff, Honig, Wachs etc., od. dienen zum Schmuck, als Speise etc., die glänzenden Flügeldecken zu Stickereien u. mancherlei Kunstarbeiten. Manche leben als Parasiten auf Menschen u. Thieren u. werden dadurch oft sehr lästig, sind jedoch auch nicht ohne Nutzen. Die Zahl der I. ist groß; so nennt man bereits gegen 36,000 Käferarten, u. die Gesammtzahl der Gliederthiere kann man auf mindestens 100,000 Arten anschlagen. Man hat die I. auf verschiedene Weise eingetheilt, z.B. Gmelin (in der von ihm verbesserten Ausgabe des Linné'schen Systems) in Deckflügler (Coleoptera), Halbdeckflügler (Hemiptera), Schuppenflügler od. Schmetterlinge (Lepidoptera), Netzflügler (Neuroptera), Hautflügler (Hymenoptera), Zweiflügler (Diptera) u. Flügellose (Aptera), zu welchen letzteren auch die Krebs- u. Spinnenthiere u. Tausendfüße gezählt wurden. Diese Eintheilung ist von den meisten neueren Naturforschern später im Wesentlichsten, aber mit Hinweglassung der Aptera beibehalten worden. Burmeister theilt sie ein: A) Mit vollkommener Verwandlung (Metabola). a) Flügel ungleich, die Vorderflügel sind Deckschilder, die Mundtheile Kauwerkzeuge: 1. Ordn. Käfer (Coleoptera); b) Flügel gleich, d.h. die Vorderflügel keine Deckschilder; aa) vier mit Schuppen besetzte Flügel; Kauwerkzeuge verkümmert, die Unterkiefer einen Rollrüssel. bildend: 2. Ordn.: Schmetterlinge (Lepidoptera); bb) vier Flügel, die nackt u. von zweigartigen Adern durchzogen sind, Kauwerkzeuge mit Saugzunge: 3. Ordn.: Hautflügler (Pierata); cc) nur zwei Flügel, die Mundtheile bilden einen Schöpf- od. Stechrüssel: 4. Ordn.: Zweiflügler (Diptera). B) Mit unvollkommener Verwandlung (Ametabola): a) Mit Kauwerkzeugen: aa) vier gleiche netzaderige Flügel: 5. Ordn. Netzflügler (Neuroptera); bb) vier ungleichartige Flügel, die vorderen pergamentartig: 6. Ordn. Helmkerfe od. Geradflügler Orthoptera). b) Mit saugenden Mundtheilen: vier ungleiche Flügel, die vorderen am Grunde leder- od. hornartig, od. beide gleich: 7. Ordn. Schnabelkerfe od. Halbdeckflügler (Rhynchota). Vgl. H. Burmeister, Handbuch der Entomologie, Berl. 1832–47, Bd. 1–5, Fortsetzung des 4. u. 5. Bandes bis 1855; W. Kirby u. W. Spence, Einleitung in die Entomologie, aus dem Englischen übersetzt, 4 Bde., Stuttg. 1823 u. f.; Eiselt, Geschichte, Systematik u. Literatur der Insectenkunde, Lpz. 1836; Sigismund, Das Insectenbüchlein, Naumb. 1856; Erichson, Naturgeschichte der I. Deutschlands, Berl. 1856 u. ff.; Heeger, Beiträge zur Naturgeschichte der I., Wien 1857; I. Michelet, Das Insect, Braunschw. 1858.

Quelle:
Pierer's Universal-Lexikon, Band 8. Altenburg 1859, S. 930-933.
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