Kanal [2]

[274] Kanal (Britischer K., bei den Franzosen La Manche, Ärmelmeer, bei den Alten Mare Britannicum), 1) Theil des Atlantischen Oceans, zwischen England u. Frankreich, verbindet jenes Meer mit der Nordsee; seine Länge beträgt 75 Meilen, seine größte Breite (zwischen der Mündung des Exe in England u. der Rhede von Cancale in Frankreich) 34 Meilen (255 Kilometer), seine schmalste Stelle zwischen Calais u. Dover (Straße von Dover, Pas de Calais) ist nur 4 Meilen (42, 632 Kilometer) breit; Tiefe 25–70 Faden; Gesammtstächenraum 8, 800,000 Hectars (1603 QM.). Er umschließt die Normannischen u. die Sieben Inseln (diese sehr klein), ferner die Inseln Wight, Ouessant u.a., u. zeigt namentlich an der englischen Küste eine starke Strömung von Westen nach Osien, durch welche das Atlantische Meer in die Nordsee tritt. Er ist unter allen Meeren am meisten befahren; bildet an den englischen Küsten viel, an den französischen wenig gute Häfen. Er beginnt im Westen zwischen Cap Landsend u. der Insel Quessant u. endigt zwischen Dover u. Calais u. nimmt die Sanne, Seine, Orne französischer Seits, die Ouse, Avon u.a. britischer Seits auf. Von ihm hat ein Departement in Frankreich den Namen, s. La Manche. Nachdem schon lange die Celtischen Völker Britanniens u. Galliens ihren gegenseitigen Verkehr auf dem K. unterhalten hatten, überschritten denselben von den südlichen Völkern zuerst die Römer unter I. Cäsar 55 v. Chr. vom Promontorium Icium (Gris Nez) aus; darauf trieben Friesen u. Sachsen, angelockt von dem regen Handelsverkehr auf dem K., Seeräuberei auf demselben. Seit dem 6. Jahrh. bildete der K. die Grenze zwischen dem Angelsächsischen Reich in Britannien u. dem Fränkischen in Gallien, die Herrschaft über denselben war seit dem 10. Jahrh. den, an der Nordwestküste Frankreichs angesiedelten Normannen, u. der K. selbst wurde wieder seit der Verbindung der Normandie mit England, 1066, ein Binnenmeer, bis er im 15. Jahrh., wo die Engländer alle Besitzungen in Frankreich verloren, wieder die Grenze zwischen Frankreich u. England wurde. Im K. fielen mehrere Seeschlachten vor: am 29. Juli 1588 zwischen der spanischen Armada u. der englischen Flotte unter Howard Effingham, s.u. Calais den 21. Octbr. 1639 zwischen den Niederländern unter Admiral Tromp u. der spanischen Silberflotte unter dem Herzog von Oquendo, letztere gänzlich geschlagen u. fast vernichtet; den 29. Mai 1652 zwischen den Niederländern unter Tromp u. den Engländern unter Blake, unentschieden; den 10. Decbr. 1652 zwischen denselben, die Engländer räumten die See; am 18. Febr., 2.–3. März u. 8. Aug. 1653, in welcher letztern Tromp blieb; den 11.–14. Juni 1666 unter de Ruyter u. Monk, die Engländer wurden geschlagen; den 4. Aug. 1666 zwischen denselben, wo aber de Ruyter geschlagen wurde; den 7. Juni 1673 zwischen den Niederländern unter de Ruyter, Bankert, van Nees u. Tromp u. der vereinigten französisch-englischen Flotte unter Prinz Ruppert, d'Etrées u. Eduard Spragge, blieb unentschieden. 2) Längere u. schmälere Meeresstrecken zwischen zwei Ländern od. Inseln, z.B. Georgenkanal u.a., s.u. dem Hauptnamen. 3) K. vom 8. Grade, K. vom 9. Graden. K. vom 11. Grade, s.u. Lakediven.

Quelle:
Pierer's Universal-Lexikon, Band 9. Altenburg 1860, S. 274.
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