Howard [1]

[562] Howard (spr. Hauerd), altes englisches Adelsgeschlecht, das von Richard III. in der Person Johns H. zu Herzögen von Norfolk erhoben wurde, s. Norfolk; die ältesten Söhne führen stets, bis zum Tode des Stammhauptes, den Titel als Grafen von Surrey, namentlich ist 1) Thomas H., Herzog von Suffolk, Sohn Johus, Lord H., bekannt, s.u. Norfolk. Aus diesem Geschlecht war 2) Katharina H., die fünfte Gemahlin Heinrichs VIII. (von 1540–42), s. Heinrich 24) u. England (Gesch.) X. Nicht aus dieser Familie sind: 3) John, Sohn eines Kaufmanns, geb. 1727 zu Putney; gab den Kaufmannsstand nach seines Vaters Tode auf, bereiste Frankreich u. Italien u. trieb nach seiner Rückkehr 1752 Medicin u. Chemie. 1755 wollte er nach Portugal gehen, sein Schiff wurde aber von den Franzosen genommen u. er kriegsgefangen nach Brest gebracht. Die Noth, die er dort in den Gefängnissen der Kriegsgefangenen wahrnahm, bewog ihn, sein Leben der Milderung des Elends der Gefangenen zu widmen. Auf Ehrenwort nach England entlassen, that er der Regierung dahingehende Vorschläge, u. nachdem dieselben im Parlament durchgegangen waren, zog er sich auf ein Landgut bei Lymington u. 1765 auf sein väterliches Gut Cardington zurück. Hier wurde er 1773 Sherif der Grafschaft Bedford; in Folge der Untersuchung der dortigen Gefängnisse durch ihn, erließ das Parlament zwei Bills zu Gunsten der Gefangenen. Er besuchte nun 1775–87 die Gefängnisse des übrigen Europa, u. in mehreren Staaten geschah die Verbesserung der Gefängnisse u. Zuchthäuser nach Vorschlägen in H-s Schriften. Auch für die Lazarethe war er thätig. H. st. 20. Jan. 1790 zu Potemkin unweit Cherson. Dort u. in der Paulskirche in London sind ihm Denkmäler errichtet. Er setzte in seinem Testament 40,000 Pfd. St. zur Verbesserung der Gefängnisse u. Irrenhäuser in England aus. Er schr.: The state of the prisons in England and Wales, Warrington 1777, Anhang 1780 u. 2. Aufl. Lond. 1792 (deutsch von Köster, Lpz. 1780); An account of the principal lazarettos in Europe, Lond. 1789 (deutsch von Ludwig, Lpz. 1791). 4) Henry, geb. 1769, bildete sich seit 1791 in Rom zum Maler u. wurde dort, namentlich durch Flaxmann, zum Studium der Antike geführt, kehrte 1796 nach England zurück, wo er durch ein schon vorher an die Akademie gesendetes Gemälde, der Lod Kains, einen Ruf erworben hatte, dessenungeachtet Anfangs seinen Unterhalt durch Portraitiren erwerben mußte. 1808 wurde er Mitglied der Akademie u. später Secretär u. Professor der Malerei an derselben; als solcher wirkte er durch seine Vorlesungen höchst wohlthätig anregend auf den Kunstsinn ein, während seine Gemälde wegen ihres kalten klassischen Styls, wenigstens in England, keinen Beifall fanden, von den ersten Kunstkennern (Marquis von Lansdowne, Herzog von Sutherland u. A.) dagegen geschätzt u. angekauft wurden. Die bedeutendsten derselben sind: Hero u. Leander, Lear u. Cordelia, die Horen, die Lautenschlägerin, die Geburt der Venus. Er st. 5. Oct. 1847 in Bath. 5) Luke, geb. 1772 in London, Quäker, Pharmaceut, Chemiker u. Besitzer einer großen chemischen Fabrik in Stratfort, Meteorolog; er schr.: The climate de London, Lond. 1818–20 (in Deutschland vorzüglich durch Goethe bekannt geworden); Seven lectures on meteorology, ebd. 1837; auch gab er mehre moralische Schriften heraus. 6) Edward, englischer Marineoffizier, gest. 30. Dec. 1841; schrieb Seeromane, die zu den gelungensten Nachahmungen Marryats gehören: Outward bound (deutsch, Lpz. 1837); The old commodore (deutsch, ebd. 1838); Rattlin the reefer (deutsch, Stuttg. 1844). 7) s. Carlisle.

Quelle:
Pierer's Universal-Lexikon, Band 8. Altenburg 1859, S. 562.
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