Kopflinien

[705] Kopflinien (Lineae cephaloscopicae), Längendimensionen, in Beziehung auf die daraus sich ergebenden Winkel, um darnach theils die Stufenleiter menschenähnlicher Bildung in der Thierreihe, theils die Racenverschiedenheiten des Menschengeschlechtes am Schädel u. den darnach sich ergebenden Ausdruck der mindern od. mehrern Humanität zu bestimmen. Den ersten Versuch dieser Art machte Spiegel. Er unterschied: Gesichtslinie, vom untersten Punkt des Kinns bis zum höchsten der Stirn; Hinterhauptslinie, vom Scheitel bis zum ersten Halswirbel; Stirnlinie, von einer Seite der Schläfe bis zur anderen; Vorderhauptslinie, vom untersten Theil des Ohrs bis zum Scheitel. Die Gleichheit dieser vier Linien bestimmt die Regelmäßigkeit der Schädelbildung. Im 18. Jahrh. hat die Campersche Kopfmessung das mehrste Aufleben gemacht, doch nur in wie fern die Winkelstellung des Gesichts davon abhängt; s. Gesichtslinien. Andere, nicht minder beachtungswerthe Versuche von Kopfmessungen nach ähnlichen Bestimmungen sind von Daubenton, Herder, Mulder, Blumenbach, Cuvier, I. A. Walther, Doronik, Oken gemacht worden. Vorzüglich bewährt sich noch immer die Spixische Schädelbestimmung. Den drei unter Gesichtslinien genannten Kopflinien fügt Spix nämlich noch bei: Scheitellinie, durch den höchsten Punkt des Scheitels, der Horizonlallinie des Gesichts parallel; u. Hinterhauptslinie, durch den hintersten Punkt d:6 Hinterhaupts, der Gesichtslinie parallel.

Quelle:
Pierer's Universal-Lexikon, Band 9. Altenburg 1860, S. 705.
Lizenz:
Faksimiles:
Kategorien: