Libanĭos

[335] Libanĭos, griechischer Sophist aus Antiochia (s.d. 2), geb. um 315 n. Chr., studirte erst in seiner Vaterstadt u. dann in Athen; von hier ging er als Lehrer der Beredsamkeit nach Constantinopel, wo er so großen Beifall hatte, daß ihn die andern Lehrer 346 vertrieben, doch kehrte er nach fünfjähriger Abwesenheit in Nikomedia nach Constantinopel zurück; indeß begannen die Streitigkeiten mit seinen Rivalen aufs Neue, u. L. kehrte nach Antiochia zurück, wo er nach 390 starb. Obgleich er für die Aufrechthaltung des Heidenthums thätig war (was ihm den ganz besondern Beifall des Kaisers Julianus erwarb); war er doch tolerant gegen das Christenthum u. hatte den St. Basilios u. Joh. Chrysostomos in der Beredtsamkeit zu Schülern. Sein Leben hat er selbst beschrieben in Λόγος περὶ τῆς ἕαυτοῦ τύχης. Er schr. Reden (darunter über 60 Προγυμνασμάτων παραδείγματα), Musterreden zu rhetorischen Übungen, gegen 50 Μελέται (Reden über fingirte Gegenstände) u. an 2000 Briefe (von denen viele nur noch in der lateinischen Übersetzung vorhanden sind), herausgegeben zuerst, Ferr. 1517, 4 Bde.; vollständig von Morel, Par. 1606–27, Fol., 2 Bde.; von Reiske, Altenb. 1791–97, 4 Bde.; zu den Reden kamen später noch zwei, in Siebenkees Anecdota gr., Nürnb. 1798, u. mit Fronto von A. Mai, Rom 1823; Briefe herausgegeben von Wolf, Amsterd. 1738.

Quelle:
Pierer's Universal-Lexikon, Band 10. Altenburg 1860, S. 335.
Lizenz:
Faksimiles:
Kategorien:
Ähnliche Einträge in anderen Lexika