Liciniānus

[356] Liciniānus, Cajus Granius L., römischer Historiker aus der Zeit Cäsars, schrieb eine römische Geschichte, welche von der Erbauung Roms begann u. bis zum Tode Cäsars reichte. Er wird noch im 4. u. 5. Jahrh. von Servius u. Macrobius erwähnt, dann waren seine Schriften bis in die neuesten Zeiten verloren; Fragmente derselben wurden von G. H. Pertz (s.d.) 1853 in London auf einem zweimal rescribirten Codex unter den syrischen Handschriften des Britischen Museums aufgefunden u. von ihm, als er bei einem zweiten Aufenthalte in London 1855 die Erlaubniß erhielt, die Handschrift mit chemischen Reagentien zu behandeln, zugleich mit seinem Sohne K. A. F. Pertz entziffert u. copirt. Dieser Palimpsest, welcher 1847 aus einem in der Nitrischen Wüste nordwestlich von Kairo gelegenen Marienkloster in das Britische Museum gebracht wurde, ist ein Bruchstück einer Pergamenthandschrift,[356] auf welche zuletzt die Predigten des Chrysostomus in syrischer Übersetzung in den Schriftzügen des 11. Jahrh. geschrieden worden sind. Das ganze Werk L-s hat 40 Bücher umfaßt; die aufgefundenen 12 Blätter enthalten Bruchstücke aus dem 26., 28., 33., 35. u. 36. Buche u. beziehen sich vorzugsweise auf den Cimbrischen Krieg, die Ereignisse unter Marius u. Cinna u. den Krieg gegen Mithridates. K. A. F. Pertz hat dieselben herausgegeben als: Gaji Granii Liciniani Annalium quae suspersunt, Berl. 1857.

Quelle:
Pierer's Universal-Lexikon, Band 10. Altenburg 1860, S. 356-357.
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