Mistra

[322] Mistra (Misthra, Misithra), 1) türkisches Sandschak auf Morea, jetzt zur Nomarchie Lakonien gehörig; 2) Stadt hier, am Ostabhange des Taygetos; Citadelle (jetzt verfallen), mehre Moscheen, Kirchen u. Klöster, Armenküchen, Schulen, griechisches Collegium, sonst 20,000, jetzt nur 1500 Ew.; fertigen Dolche, bauen Seide, bereiten Baumwollenwaaren. M. ist aus den Trümmern des alten Sparta gebaut, welche beim Dorfe Magoula 11/2 Stunde von M. am Eurotas liegen. M. war Anfangs eine Veste, welche im 13. Jahrh. von fränkischen Rittern erbaut wurde u. Messire Guillaume (Messiriori) hieß; die dabei angebaute Stadt Misitra wurde wegen der ungesunden Luft verlassen u. die jetzige Stadt etwas weiter am Abhange des Berges herunter angelegt. Zur Zeit der Frankenherrschaft in Morea war M. die Hauptstadt[322] des Thals, welche aber zuerst von allen Theilen der Halbinsel den Franken wieder verloren ging u. der Sitz ihrer byzantinischen Gegenfürsten wurde, unter denen später ein eigenes Despotat von M., bestehend aus einem großen Theile der Halbinsel, errichtet wurde. 1460 wurde M. von Malatesta von Rimini verbrannt u. im Befreiungskriege 1825 von den Bewohnern übergeben u. von Ibrahim Pascha verwüstet; seit 1836 ist von der griechischen Regierung befohlen worden, daß sich die Einwohner von M. von den Bergen herab ins Thal siedeln sollen, um das alte Sparta wieder aufzubauen; doch geht es nur langsam mit der Umsiedlung.

Quelle:
Pierer's Universal-Lexikon, Band 11. Altenburg 1860, S. 322-323.
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