Ibrahim [1]

[769] Ibrahim (arab., so v.w. Abraham). I. Regenten: a) Khalif zu Bagdad: 1) Sohn des Khalifen Mehadi u. Bruder von Harun al Raschid; war Dichter, Redner u. Tonkünstler u. wurde nach dem Tode seines Neffen Amin Khalif; da aber Mamun die Herrschaft beanspruchte, so dankte er ab u. st. 839 zu Samara. b) Sultan von Ghasna: 2) Sohn Massuds, regierte 1053–98, s. Ghasnaviden. c) Türkischer Sultan: 3) Jüngster Sohn des Sultans Achmed u. Bruder Murads IV., geb. 1614; erlebte unter der Regierung seiner Brüder Osman u. Murad in strenger Hast u. erhielt sich nur dadurch das Leben, daß er sich blödsinnig stellte, er wurde nach dem Tode des Letzteren 1640 Sultan u. regierte bis 1649, s. Türken (Gesch.). II. Großbeamte u. Feldherren: 4) Ben Aglab, im 9. Jahrh. Statthalter in Mauretanien, Stifter der Aglabiten, s.d. 5) I. Pascha od. I. Basmadschi (der Buchdrucker), Großvezier Achmeds III.; führte den Gebrauch der Buchdruckerpressen in der Türkei, gegen die Protestationen des vorurtheilsvollen Mufti u. der Ulema's, ein, u. schloß den Frieden von Passarowitz 1718. Gegen Nadir Schah war er nicht glücklich, u. 1730 wurde Achmed durch einen Aufruhr, der ihn den Thron kostete, genöthigt, I. auszuliefern, wo er dann, nebst vielen Großen, von den Aufrührern enthauptet wurde. 6) I. Bey, Mamlukenhey u. 1776 Pascha von Ägypten. 7) I. Pascha, Adoptivsohn des Vicekönigs Mehmed Ali, geb. 1819;, eröffnete seine Laufbahn mit Besiegung der Wechabiten u. wurde darauf zum Pascha von Mekka u. Medina ernannt, organisirte dann in Ägypten die Armee nach europäischer Weise u. bekam von seinem Vater den Befehl über die Expedition nach Sennaar u. Dongola übertragen, wo er zwar Sieger war, aber in der That nichts gewann; er befehligte 1825 die nach Morea abgehende ägyptische Flotte, eroberte Kandia u. verwüstete Morea, wurde jedoch in Folge der Schlacht bei Navarin, 1828, zu einem Vertrag genöthigt, vermöge dessen er Morea räumte. 1831 von Mehemed Ali nach Syrien entsendet, bemächtigte er sich Palästinas, u. nachdem er am 25. Mai 1832 St. Jean d'Acre genommen hatte, ganz Syriens, schlug die Türken bei Homs, Beitan u. (20. December) bei Konieh aufs Haupt u. nahm den Großvezier hierbei gefangen, worauf der Friede 1833 erfolgte. Doch 1839 brach der Krieg mit den Türken aufs Neue aus, I. schlug die Feinde 24. Juni bei Nesbi (Nisib), u. nur das Erscheinen einer englisch-russisch-österreichischen Flotte Ende 1840 u. die Vorfälle bei Beirut, Jaffa etc. zwangen ihn, Syrien vermöge Tractats mit den Verbündeten zu räumen. Er beschäftigte sich seitdem mit Organisation der Truppen u. mit Streifzügen nach dem Osten u. Süden. Später wurde ihm die Nachfolge in Ägypten gesichert u. er zum Vicekönig bestimmt u. noch bei Lebzeiten Mehemed Alis am 1. September 1848 in Constantinopel mit dem Ejalet belehnt; er starb jedoch schon 9./10. November d. I. in Kairo, nachdem er lange kränklich gewesen war u. vergeblich im Winter 1847 zu 1848 in den italienischen Bädern Hülfe gesucht hatte. Zunächst. folgte ihm Mehemed Ali's Enkel, Abbas Pascha; s. Ägypten (Gesch.) IX. Er hinterließ vier Söhne; Said Pascha, Achmed, Mustapha Bei u. Ismael Bei, von denen der älteste 1854 nach Abbas Pascha Vicekönig wurde. III. Gelehrter: 8) I. Haleby, geb. um 1464 in Aleppo, Jurist; war Lehrer bei der Moschee des Sultans Muhammed u. st. 1549; er ist Verfasser des Multera alabhar (Zusammenfluß der Meere), eines Gesetzbuchs.

Quelle:
Pierer's Universal-Lexikon, Band 8. Altenburg 1859, S. 769.
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