Berg [1]

[593] Berg, 1) bedeutende Erhöhung der Erdoberfläche; selten finden sich B-e einzeln, mehr in näherer od. entfernterer Verbindung mit anderen. Ist eine solche Verbindung weitumfassend, in Züge, auch Seitenzüge ausgehend, so heißt sie Gebirge, während die einzelnen bes. ins Auge fallenden Höhen indessen wieder als einzelne B-e unterschieden werden u. dann Gebirgsberge heißen. Zu ihnen gehören z.B. der St. Gotthard, der St. Bernhard, die Jungfrau auf den Alpen, der Brocken auf dem Harz etc. Stehen B-e in einem ebenen Lande ganz isolirt u. ist ihre Verbindung mit einer Gebirgskette auf den ersten Blick gar nicht od. nur wenig bemerkbar, so nennt man sie Landberge (z.B. der Inselsberg, die Landeskrone, der Zobtenberg). Bilden sich solche B-e nicht spitzig, steil empor steigend, sondern sind sie mehr flach ansteigend, jedoch in einer großen Strecke mehr in die Länge gedehnt, so heißen sie Landhöhen, Landrücken (z.B. der Fleming bei Wittenberg); sind sie zwar spitzig u. isolirt in der Ebene liegend, aber niedrig u. von geringer Ausdehnung, so nennt man sie Feldberge, u. bei noch geringerer Ausdehnung Hügel; Hügel sind Erhöhungen bis zu 300 F. Wichtig sind B-e in der Physik u. Geographie, in mancher technischen Beziehung, beim Straßenbau, der Feld- u. Waldcultur, dem Bergbau etc. Man unterscheidet als wesentlich notwendig zu jedem B. gehörig, den Rücken, den oberen Theil desselben; seinen Fuß, wo er in die Ebene od. das Thal übergeht; u. Abhang, den zwischen beiden befindlichen Theil. Ist der obere Theil eines B-es platt, so ist er eine Krone (Platte, Plateau); ist diese wagerecht, so ist der B. ein Tafelberg; ist sie etwas abhängig, ein Lehnberg, etwas gewölbt, ein Rückenberg, etwas hohl, ein Sattelberg (gekoppelter B.); hat die Krone eine Vertiefung, so heißt der B. ein Kraterberg. Läuft dagegen der obere Theil des B-es in einen Punkt zusammen, so heißt dieser der Gipfel, u. der B. ist ein Spitzberg (Zahn, Nadel, Thurm, Pik), wenn dieses Zusammenlaufen spitzig, u. ein Hutberg (Dach, Krone), wenn es stumpf ist. Ist der B. länglich u. treffen seine Abhänge dachähnlich zusammen, so heißt die höchste Stelle ein Forst (Kamm) u. der B. ein Forstberg. An den höchsten Theil des B-es stößt unmittelbar der Abhang (Hang, Abdachung) desselben an; der B. ist steil od. flach, je nachdem der Abhang mehr od. weniger senkrecht auf die Horizontalfläche trifft, auf der man den B. stehend annimmt. Man pflegt die Abdachung nach dessen Winkel, welchen der Abhang mit der Horizontale macht, zu bestimmen, jedoch nur immer diese Winkel von 5 zu 5 Grad anzugeben, so daß man von Abdachungs-(Böschungs-)winkeln von 5, 10, 15, 20, 25, 30, 35, 40, 45 Graden spricht. Letztere, die steilste Abdachung, natürliche Abdachung, ist die jäheste, die, wenn der B. nicht aus Felsen besteht, vorkommen kann. Noch steilere Felsabhänge, zuweilen auch schon Abhänge über 35 Grad, heißen Wände. Da, je steiler die Abdachungen werden, sie auch bergauf u. bergab schwieriger zu passiren sind, so ist es von höchster Wichtigkeit in militärischer Hinsicht, diese Abdachungen zu kennen, u. man deutet sie jetzt auf Plänen durch eine eigene Art, die B-e zu zeichnen (vgl. Bergzeichnung unter Planzeichnen), an. Gewöhnlich rechnet man, daß die Wirkung der Artillerie schon mit 10 Gr., der Reiterei mit 15 Gr. u. des geschlossenen Fußvolks mit 20 Gr. aufhört. Abhänge von 40 Gr. können nur von geübten Jägern, von 45 Gr. nur mit Hülfe der Steigeisen u. Hände erklettert werden. Ist die Abdachung vom Gipfel bis zum Fuße des B-es gleich steil, so heißt sie eine stete; ist sie oben saust, unten steil gewölbt (convex); oben steil, unten flach, hoh (concav). Oft ist der Abhang auch abwechselnd, bald steil, bald flach; dann heißen die Stellen, wo er wieder flach wird, Absätze. Endigt er nach einer flachen Abdachung, plötzlich sehr steil, so ist dies ein Absturz. Die Linie, wo die Krone in den Abhang übergeht, heißt der Saum (Kante), ist er scharf, auch Krete. Die Linie, wo der Abhang in die Ebene übergeht, heißt der Fuß (s. oben), finden sich dort mehrere Schluchten, die Wurzel. Außer den genannten kommen bei manchen B-en noch vor: eine Koppe (Höcker), ein sich auf dem Gipfel des B-es erhebender Hügel; ein Scheitel, ein längs der Krone hinlaufender, jedoch sie nicht deckender Vorsprung; ist derselbe scharf, so heißt er Kamm; eine Grube ist eine längliche, ein Kahn eine mehr runde Vertiefung, ein Backen ein vorspringender Theil des Saums, ein Schnabel derselbe, wenn er spitzig ist, eine Zunge, wenn er weit vorspringt, ein Altan ein kleiner Vorsprung am Abhang, ein Bollwerk eine größere, ein Busen eine sanft gerundete Einbiegung, eine Schlucht eine ähnliche, durch das Wasser ausgehöhlte, in das Thal hinabgehende Vertiefung, in welcher das Regenwasser abläuft. Die Höhen der B-e werden meist nach dem Spiegel des zunächst liegenden Meeres berechnet (absolute Höhe) u. theils durch trigonometrische Messungen, theils mit Hülfe des Barometers gefunden (vgl. Höhenmessungen u. Barometer). Man hat indessen auch noch eine relative Höhe der B-e, welche anzeigt, wie hoch B-gipfel über einem Punkte des nächsten Flußspiegels od. über einem anderen Punkte des Terraius liegen. Diese relative Höhe ist bes. in militärischer Beziehung wichtig. Die höchsten B-e erscheinen in Asien (Everest mit 27,212 par. F. Höhe, Kintschindjunga 26,419 F., Dhawalagiri 25,171 F., Tschumalari 22,468 F.) u. in Amerika (Aconcagua 21,767 F., Sahama 20,970 F., Parinacota 20,670 F., Gualateiri 20,604 F., Pomarapi 20,360 F., Chimborasso 20,148 F.); in Afrika der Atlas bis 15,000 F.; in Europa der Montblanc (14,760 F.) u. Monte Rosa (14,284 F.). Dem B. entgegengesetzt ist Thal (s.d.). Die Beschreibung der B-e ihrer äußeren Form nach heißt Orographie (s.d.). Die Entstehung u. Bildung der B-e wird von einigen Physikern dem Feuer, von anderen dem Wasser zugeschrieben; davon handelt die Geologie (s.d.). Der Inhalt der B. ist verschieden; meist ist bei den größeren Granit der Hauptkern, die Überlage[593] besteht aus den verschiedenartigsten Gebirgsarten; darüber belehrt die Geognosie (s.d.). Über die eigene Anziehungskraft der B-e s.u. Gravitation. B-e hatten bei vielen Völkern des Alterthums, weil man auf ihnen dem Himmel näher zu stehen meinte, eine religiöse Bedeutung, so der Meru der Indier, der Albordj der Perser u. Meder, u.a. B-e Mittel- u. Vorder-Asiens; bei den westasiatischen Völkern wurde der Baal auf' Höhen verehrt, u. selbst bei den Juden scheint die Nähe Gottes auf B-en geglaubt gewesen zu sein, da Abraham auf Morija opferte, Moses auf dem Horeb die Gesetze von Gott erhielt etc.; zur Zeit ihres Abfalls von Jehovah richteten die Juden den Götzen auf den Gassen hohe Altäre auf u. stellten sie auf hölzerne Gerüste (Bergaltäre). Bei den Griechen galt der Olympos als Sitz der Götter, der Helikon als Sitz der Musen, ja jeder B. galt bei ihnen als von Nymphen (Oreaden, s.d.) bewohnt; auf den phrygischen B-en. Dindymos, Berekynthos, Sipylos, Kybelos bildete sich ein eigener Cultus der Kybele, auf den B-en Arkadiens ein Cultus des Pan. Auch bei den Germanen u. Slaven waren B-e heilig u. fand darauf ein religiöser Cultus Statt. Solche heilige B-e waren der Blocksberg, einige Höhen des Fichtelgebirges, der Taurastein bei Burgstädel, der Meißner, der Töpelberg bei Massel, der Todtenstein bei Königshayn, der Broidschenberg bei Bautzen, der Zobtenberg, das Riesengebirge, die Extersteine im Lippeschen etc. Auch in Amerika fand sich dieselbe Neigung, die Götter auf hohen Punkten anzubeten, u. bes. in Peru, Mexico u. Florida war dies gewöhnlich. Vgl. Libusch, Bemerkungen über alte B-religion, Kamenz 1833. 2) (Bergb.), alles bei der Gewinnung nutzbarer Fossilien mitgewonnene taube Gestein; 3) (Jagdw.), so v.w. Burgstall, die Erhöhung des Erdreichs in der Hirschfährte (s.d.); 4) (Her.), der erhabene Boden, worauf eine Figur steht; sind deren mehrere, so muß man die Zahl der Erhöhungen angeben; sind ihrer 3, so nennt man es einen Dreiberg. Häufig kommen sie im Fuß der Schweizerwappen vor. Auch feuerspeiende B. gehören zu den Wappenfiguren; 5) ein Theil der inneren Hand in der Chiromantie (s.d.).

Quelle:
Pierer's Universal-Lexikon, Band 2. Altenburg 1857, S. 593-594.
Lizenz:
Faksimiles:
593 | 594
Kategorien:

Buchempfehlung

Ebner-Eschenbach, Marie von

Unsühnbar

Unsühnbar

Der 1890 erschienene Roman erzählt die Geschichte der Maria Wolfsberg, deren Vater sie nötigt, einen anderen Mann als den, den sie liebt, zu heiraten. Liebe, Schuld und Wahrheit in Wien gegen Ende des 19. Jahrhunderts.

140 Seiten, 7.80 Euro

Im Buch blättern
Ansehen bei Amazon

Buchempfehlung

Geschichten aus dem Biedermeier II. Sieben Erzählungen

Geschichten aus dem Biedermeier II. Sieben Erzählungen

Biedermeier - das klingt in heutigen Ohren nach langweiligem Spießertum, nach geschmacklosen rosa Teetässchen in Wohnzimmern, die aussehen wie Puppenstuben und in denen es irgendwie nach »Omma« riecht. Zu Recht. Aber nicht nur. Biedermeier ist auch die Zeit einer zarten Literatur der Flucht ins Idyll, des Rückzuges ins private Glück und der Tugenden. Die Menschen im Europa nach Napoleon hatten die Nase voll von großen neuen Ideen, das aufstrebende Bürgertum forderte und entwickelte eine eigene Kunst und Kultur für sich, die unabhängig von feudaler Großmannssucht bestehen sollte. Michael Holzinger hat für den zweiten Band sieben weitere Meistererzählungen ausgewählt.

432 Seiten, 19.80 Euro

Ansehen bei Amazon