Molken

[366] Molken 1) das Gemolkene, also so v.w. Milch; 2) (Serum lactis), die nach Abscheidung des Käses aus der abgerahmten Milch u. Klären mit Eiweiß zurückbleibende, wässerige, süßliche Flüssigkeit; je nach der Wirkung, welche man von ihrer Anwendung erwartet, durch Zusatz von Kälbermagen od. Labkraut, als süße M., od. auf 1 Pfd. Milch mit 1/2 Loth Weinessig, als gewöhnliche saure M., od. 1/2 Loth Tamarinden, als Tamarindenmolken od. 1 Drachme Cremor Tartari, als Weinsteinmolken, od. 2 Unzen Franz- od. Rheinwein, als Weinmolken, od. einige Theelöffel Citronensaft, als Citronenmolken, od. 20–30 Gran Alaun als Alaunmolken, od. 3 Loth Senfsamen, als Senfmolken, nach Absondern der coagutirten Theile, bereitet. Versüßte M. werden auch bereitet, indem zu 3 Pfd. kochender Milch 1 Drachme Weinsteinrahm hinzugesetzt u. die Weinsteinsäure durch Austerschalenpulver ausgeschieden wird. Die M. dienen als kühlendes für Viele nicht gerade angenehmes Getränke, welches bei schwachem Magen von schwächlichen Leuten nicht immer leicht ertragen wird u. werden bei Fieberhitze, entzündlichen Affectionen als Getränk benutzt. Bei chronischen Affectionen werden sie methodisch u. consequent als sogen. Molkenkuren gebraucht, wobei öfters noch frische Pflanzensäfte, Mineralwässer od. Wein, Pomeranzensyrup, Eisenpräparate u. dergl. zugemischt werden. Täglich läßt man 1–2 Nösel gewöhnlich warm genießen bei gehöriger Diät u. Bewegung in freier Luft. Die Molkenkur findet ihre Anwendung bei Gicht, Syphilis, Lungenschwindsucht, bei chronischen Hautaffectionen u.a. Zu Molkenkuren gibt es auch besondere dazu eingerichtete Anstalten (Molkenanstalten), jedoch finden sich jetzt auch solche bei allen Mineralquellen; die besuchtesten sind Gais, Kreuth, Glaisweiler, Carlsbrunn; vgl. Schneider, Über die Molkenanstalten u. Molkenkuren, Fulda 1835; Beneke, Über Molkenkuren, Hannov. 1853. 3) Der wässerige Theil, welcher sich aus der Milch ausscheidet, wenn sie zu Käse gerinnt; wird zum Futter der Schweine, auch wohl des Rindviehs benutzt.[366]

Quelle:
Pierer's Universal-Lexikon, Band 11. Altenburg 1860, S. 366-367.
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