Nessel

[796] Nessel, 1) die Pflanzengattung Urtica; 2) Brennnessel, die Arten Urtica dioica (Große Brennnessel), U. urens (Kleine Brennnessel, Eiternessel), ein Unkraut auf Feldern u. in Gärten, U. cannabina (Hanfnessel), welche groben Hanf liefert, U. Whitlow, in Amerika zu Fertigung des Hanstuchs benutzt, welche alle aber bei dem Berühren ein heftiges Brennen bewirkten. Alle diese Arten, bes. aber die Große Brennnessel, geben ein Surrogat für Lein ab, doch sind sie noch nicht allgemein in den Gebrauch gekommen, obgleich schon früher daraus das Nesseltuch (s.d.) u. jetzt noch das Nesselgarn (s.d.) bereitet wird. Auch dienen sie als Viehfutter, bes. für die Pferde u. junges Federvieh. Auch der Nesselsamen, im Ofen getrocknet, gepulvert u. dann täglich eine Handvoll unter das Futter gemengt, ist namentlich dem Pferde sehr zuträglich, früher war er Volksheilmittel gegen kaltes Fieber, Durchfall, Mutterblutfluß; der ausgepreßte Saft der Pflanze dient gegen Magen od. Lungenverschleimung. Als äußerliches Heilmittel wird die N. angewendet, um gelähmten Theilen Empfindung u. Bewegung zu geben. Die im Spätherbst roth gewordenen u. entblätterten Stängel enthalten einen rothen Farbestoff, der zum Färben der Seide benutzt werden kann. Die Große N. gedeiht bes. auf Humus haltendem, feuchtem Boden, kommt auch auf Steinhaufen u. an Orten, wo nichts anders wächst, gut fort. Man bereitet den Boden zum Anbau der N. möglichst locker u. mehr mit der Hacke als mit dem Pflug. Gesäet wird die N. gleich in den Samenhülsen möglichst dicht, wie Rübsen, Ende October. Man kann sie auch durch aus Zertheilung der Wurzeln gewonnene Setzlinge u. reihenweise, jede Pflanze (Fuß von der andern, verpflanzen. Die N. braucht nicht gejätet zu werden, da sie alles Unkraut unterdrückt. Aus Samen gewonnene N-n schneidet man das erste Jahr gar nicht, dann aber, da sie perenniren, des Jahres drei Mal. Die Reise des Samens erfolgt im August. Sollen sie zu Nähgarn benutzt werden, so werden sie ganz wie der Hanf behandelt; 3) Taube N.,[796] ist Lamium album; von ihm u. L. purpureum kommen die Resselblüthen; 4) Todte N., ist Galeobdolon luteum.

Quelle:
Pierer's Universal-Lexikon, Band 11. Altenburg 1860, S. 796-797.
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