Pflug [1]

[18] Pflug, ein Ackergeräth zum Pflügen (s.d.). In neuerer Zeit hat man den P. auf alle mögliche Weise zu verbessern gesucht, u. seine Erbauung auf sorgfältige Berechnung der Friction, des Keils u. der Wirksamkeit der Kraft gegründet. Der P. soll einen Streifen Erde senkrecht u. horizontal abschneiden u. denselben so umwenden, daß die untere Seite nach oben zu liegen kommt. Zugleich ist er so eingerichtet, daß man nach Willkür den Erdstreifen breiter od. schmäler, tiefer od. flacher abschneiden kann. Der P. besteht aus dem Pflugkörper, dem eigentlichen P., Hinterpflug od. Hintergestell; diesem dient zur Basis ein längliches rechtwinkeliges Bret, dessen gerade Seite links ist u. das Pflughaupt (Pflugkopf, Pflugsohle, Haupt, Heft od. Höft) genannt wird; es ist auf der untern Seite (Hauptsohle) u. an der linken Seite mit eisernen Schienen (Haupt-, Sohlschienen) beschlagen. Nach vorn zu steht auf dem Pflughaupte eine kleine Säule (Gries-, Griech-, Kriech-, Griff-, Gerüst-, Gret-, Hauptsäule), sie ist in einem Winkel von 80–85 Grad gestellt, so daß sie nach oben etwas zurückgezogen ist. Auf der vordern Seite gibt man der Griessäule eine scharfe Kante, od. befestigt eine scharfe eiserne Schiene daran. Die Griessäule trägt oben den Pflugbaum (Grindel, Grengel, Balken, Krümmel), einen 6–8 Fuß langen Baum von zähem Holz od. Eisen, welcher zugleich am Hintertheil des P-s an der linken Sterze befestigt ist; an dem Pflugbaum wird der Pflugkörper fortgezogen. An der vordern Seite des Pflughauptes ist die Pflugschar (Pflugeisen, Hintereisen) befestigt, welche den Erdstreifen horizontal abschneidet. Der Theil der Schar, mit welchem sie an das Pflughaupt geschoben wird, heißt Griff od. Heft u. wird mit einem Bolzen befestigt od. nur fest gekeilt; der schneidende Theil heißt die Feder, sie gleicht einem rechtwinkeligen Triangel; die rechte vorspringende Seite verrichtet das Schneiden, sie ist daher verstählt u. geschärft, 12–15 Zoll lang, hat eine parabolische Gestalt u. bildet mit der linken Seite einen Winkel von 35–40 Grad; nach der linken Seite läuft die Schar convex aufwärts, um den abgeschnittenen Erdstreifen schon etwas zu heben. Ganz nahe vor der Pflugschar u. 1/2–1 Zoll über derselben befindet sich das Pflugmesser (Sech, Säge, Kolter, Vorder- od. Voreisen); es ist mit seinem Stiel in dem Pflugbaum (daher Sechloch) befestigt, eingekeilt od. eingeschraubt u. schneidet den Erdstreifen senkrecht ab; das Messer ist 2–3 Zoll breit, in festem, steinigem Boden der Rücken bis 1 Z. dick; der Schneide gibt man eine gerade, säbel- od. sichelförmige Gestalt. Der Breite nach muß das Pflugmesser einen halben Keil bilden. In sehr lockerem Boden hat man auch Pflüge ohne Pflugmesser. Um den losgeschnittenen Erdstreifen ganz umzuwenden, dient das Streichbret (Kehr-. Erd-, Rüsterbret, Rüster, Ohr); es ist an der rechten Seite der Griessäule mittelst eines eisernen Bandes (Nasenschiene), u. an dem Pflughaupte mittelst des Pflugdaumens befestigt, bildet oft die scharfe Kante der Griessäule, ist auch unten mit einer eisernen Schiene (Streichschiene) beschlagen. Der Ort, wo das Streichbret an die Griessäule befestigt ist, heißt die Pflugnase. Die beste Richtung des Streichbretes ist die gebogene od. geschweifte. Zwischen der Schar u. dem Streichbret bringt man bisweilen ein Blech (die Kappe) an, damit die Erde nicht zurückfallen kann. Dem Streichbret gegenüber ist das Molderbret (Moll- od. Mühlbret); es ist an der Griessäule u. der linken Sterze befestigt u. hält die noch nicht losgeackerte Erde an der Landseite fest. Der Raum zwischen beiden Bretern heißt der Pflugkasten. An der hintern Seite des Pflughauptes sind endlich noch zwei schräg rückwärts stehende, oben gekrümmte, 31/2–4 Fuß lange Stützen angebracht (Pflugsterzen, Rüster, Hörner); sie dienen, den P. zu regieren, ihn in gerader Richtung zu erhalten, an die Landseite zu drücken od. zu wenden; die linke Sterze ist die nothwendigste, auch oft etwas stärker, u. heißt Sattelsterze. Beide Sterzen sind nach unten zu durch die Scheide, ein Querholz od. eine eiserne Schiene, verbunden. Bei dem Räderpflug (Stockpflug) wird das Zugvieh nicht unmittelbar an den Pflugbaum gespannt, sondern derselbe wird an einem Vor- od. Vordergestell (Pfluggestelle, Pflugstöckchen, Pflugkarre) befestigt. Es besteht aus einem viereckigen starken Stück Holz (Pfluglade, Pflugbusch, Rumpf, Busch), auf der oberen Seite ist es etwas ausgehöhlt, damit der Pflugbaum bequem darin liegen kann. An der Pfluglade sind zwei Räder befindlich, welche sich um eine Achse drehen, od. an einer sich drehenden Spindel (Pflugspindel, Pflugspille) befestigt sind. Da das rechte Rad in der tiefern Furche geht, so macht man, damit der P. nicht schwankt, das linke auf der Landseite gehende Rad um einige Zoll niedriger. Bei dem Amerikanischen P. haben zwar die Räder gleicht [18] Größe, aber das in der Furche gehende Rad kann mittelst einer, mit Kerben versehenen Stange niedriger gestellt werden. An der vordern Seite des Vordergestelles ist eine ganz kurze Deichsel, an welche das Zugvieh mit der Wage gehängt wird, sie heißt die Zunge (das Walterchen), ist beweglich u. kann an einem eisernen Bügel (Leier, Schrick, Spillewelle, Pflugwetter), welcher einen halben od. Viertelkreis bildet, mehr rechts od. links gestellt werden; wird die Zunge mehr rechts gestellt, so greift der P. weiter in das Land u. schneidet einen breiteren Erdstreifen ab. In manchen Gegenden hat man zu demselben Behuf statt dieser Vorrichtung das Kehrgestell od. Gezünge; an der Stelle der Leier geht ein Stück Holz (Zunge) durch die Pflugrade, auf diesem Holze kann die gebogene Deichsel (Nase, Schnabel) mittelst eines Vorsteckers (Kehrpinne) mehr rechts od. links gestellt werden; ein solcher P. heißt Nasenpflug. An das Vorgestell wird der Pflugbaum mittelst einer Kette u. daran befindlichem Ringe (Grindelkette, Zugkette u. Grindelringe, Sahlband) befestigt; die Kette ist am Vorgestell befestigt, der Ring wird auf den Pflugbaum, welcher von dem Pflugmesser an eine Reihe Löcher (Grindellöcher, Gretlöcher) hat, gesteckt u. mittelst eines eisernen Nagels (König, Vorstecker, Fortstecknagel), welcher in ein Grindelloch gesteckt wird, festgehalten. In manchen Gegenden befindet sich auf dem Pflugstöckchen eine zwieselige Ruthe (Anke, Enke), um die Ackerleine während des Pflügens darauf zu legen. Bisweilen sind auch am Vordergestell des P-s u. in der Lade eingezapfte Ständer, welche oben mit einem Querholz verbunden sind (Pfluggalgen). Damit kann der Pflugbaum erhöht werden, auch liegt die Ackerleine darauf. Da der Pflugbaum so gestellt ist, daß er vorn höher, hinten niedriger, als das Vorgestell ist, so greift die Pflugschar nur flach in die Erde, wenn das Hintergestell so nahe als möglich an das Vordergestell gehängt wird, u. umgekehrt greift es tief in die Erde, wenn Hinter- u. Vordergestell weit auseinander hängen u. also der Pflugbaum niedergezogen wird. Daher heißen die Grindellöcher zunächst des Pflugmessers Frohnlöcher, weil man zur Frohne nur seicht ackert, die vordersten Grindellöcher Herren-, u. die mittlern Lohnlöcher. Zur Stellung des P-s dient auch noch die Lichte, ein auf der Pfluglade aufliegendes dünnes Bret. Pflüge, bei denen das Vordergestell ganz fehlt, heißen Schwingpflüge; sie sind vorzüglich in England u. den Niederlanden gewöhnlich u. gehen sehr leicht, die Sterzen sind in der Nähe der Pflugschar befestigt, damit der Pflüger den P. ganz in seiner Gewalt habe. Das Zugvieh wird an den Pflugbaum gespannt, u. um den P. flacher od. tiefer stellen zu können, ist vorn am Pflugbaum ein eiserner Bügel angebracht, an welchem ein Haken, woran die Wage gehängt wird, höher od. tiefer gestellt werden kann, wodurch der P. im umgekehrten Verhältnisse tiefer od. flacher geht. Um den Schwingpflug so zu stellen, daß er einen breiteren od. schmäleren Erdstreifen abschneidet, ist die Sprengwage so eingerichtet, daß sie auf verschiedenen Punkten mehr links od. rechts an den Pflugbaum gehängt werden kann. In neuester Zeit sind an der Stelle der Schwingpflüge, welche keinen sichern Gang haben, die Stelzpflüge gewöhnlicher geworden, diese haben eine Art Fuß (Stelze, Schleife), welcher auf der Erde aufstößt, od. man bringt ein kleines Rad vorn an dem Grindel an.

Je nach der Arbeit, welche die Pflüge liefern, zerfallen sie in drei Klassen: Beet- od. Ebenen-, Wechsel- od. Gebirgspflüge u. Ruchadlos. A) Die Beet od. Ebenenpflüge haben ein feststehendes Streichbret, welches die Erdstreifen nach zwei Richtungen umlegt, wodurch Beete gebildet werden; Schar u. Streichbret gehen unmerklich in einander über u. stellen eine schraubenförmig gewundene Fläche dar. Besondere Arten des Beetpfluges sind: a) der Zugmaier'sche P., mit dreieckiger, spitziger Schar u. gewundenem Streichbret; geht tief u. wendet sehr gut; b) Knoche's Preispflug, hat breite Sohle, zweckmäßig construirtes Streichbret u. wendet vorzüglich; c) Kleyle's P., wendet sehr gut u. erfordert nur wenig Zugkraft; d) der Amerikanische P., fast ganz von Eisen, das Furchenrad des Vordergestelles kann tiefer gestellt werden, das Streichbret ist geschweift, vor dem Pflugmesser u. hinter dem Pflugkörper befindet sich ein Rad; er wird durch einen Bügel höher od. tiefer gestellt; e) der Schmallsche P., ein Schwingpflug, fast ganz von Eisen, das Pflugmesser steht sehr schräg, das Streichbret ist concav; er ist in schwerem Boden gut brauchbar; f) die Zoche od. Zogge, eine sehr leichte Art Schwingpflug, ist vorzüglich in Ostpreußen u. Lithauen gewöhnlich, hat eine in zwei Theile getheilte Schar, welche an den zwei Armen eines in der Mitte gespaltenen Hakenbretes steht, 14 Fuß langen Grindel u. zwei hinten an demselben angebrachte, etwas schräg stehende, oben mit Querhandhaben versehene Sterzen; g) die Stagutte, ein lithauisches Ackergeräth, mit einer Kluftdeichsel u. einer gespaltenen Schar, welche an einem Kiel befestigt ist u. ein Bodenstück u. daran zwei Handhaben hat, womit der P. geführt wird; h) der Flandrische P., ein Stelzpflug, hat geraden, mit der Sohle wagerecht laufenden Grindel, einfache Sterze, eine Stelze u. ein ausgeschweiftes Streichbret; i) der Grangesche P., ist complicirt u. nur auf schwerem Boden mit Vortheil anzuwenden; er wird durch zwei Hebel in der bestimmten Richtung so fest erhalten, daß er keines Führers bedarf; k) der Bailey'sche, ein Schwingpflug; der Pflugbaum ist mit einem Zapfen in die Sterze befestigt, ein Bügel wird durch einen Bolzen am Pflugbaum, ungefähr 3 Zoll hinter der Säule, festgehalten, welcher 1 Zoll vor dem Messer den Anfang einer Kette aufnimmt, welche über den Stellbügel bis zu Ende des Baums reicht; die beiden Enden des Stellbügels gehen an den Seiten des Pflugbaums in die Höhe, welcher durch einen Bolzen an letzterem auf- u. niedergestellt werden kann; an die in den Baum eingezapfte Pflugsäule sind das Molderbret aus Eisenblech, die Sohle u. das gewundene Streichbret befestigt u. an die Spitze derselben die Pflugschar; l) der Belgische od. Schwerzsche P., ein Stelzpflug, Scharn. Streichbret sind von gegossenem Eisen, die übrigen Theile von Holz; die Schar ist ein halber Keil, die Landseite desselben gerade u. platt, die Furchenseite schneidend, die Sohle hat einen eisernen Beschlag, der vorn in den Baum eingeschobene Pflugkamm ist mit fünf Löchern zum Einhängen des Schwengels versehen, die hinter dem Pflugkamme in dem Baum eingelassene Stelze kann auf- u. niedergeschoben u. so der P. tief od. seicht gestellt werden. An dem Pflugbaum ist eine Sterze, das Kolter hat an dem Griff eine Beugung zur Linken, die Schar steigt mit seiner Wölbung ununterbrochen u. schließt sich[19] eng in die Wölbung des Streichbrets an, das Streichbret bildet mit der Schar eine unabgesetzte Schneckenlinie. Der P. hat nur eine Sterze, eine sehr breite Säule gibt ihm seine Festigkeit; m) der Brab anter P., Schar u. Streichbret sind von gegossenem Eisen; die Schar ist halb Keil, die Landseite gerade u. platt, die Furchenseite schneidend u. mit der andern einen Winkel von 60° bildend, die Ferse der Sohle ist mit Eisen beschlagen; fünf Löcher in dem Pflugbaum dienen zum Einfangen des Schwengels, das Kolter hat am Griff eine Beugung zur Linken, die Schar hat gegen das Streichbret zu keinen Hals, sondern steigt mit seiner Wölbung ununterbrochen u. schließt sich in die Wölbung des Streichbrets ein, das Streichbret bildet mit der Schar eine unabgesetzte Schneckenlinie. Der P. hat nur eine wenig gesenkte Sterze; eine sehr breite Säule gibt ihm seine Hauptfestigkeit; auf dem Rücken des Streichbrets ist ein plattes Ohr zum Einhängen des Streichhakens. Dieser P. sticht die Furche sehr rein aus u. es kann mit ihm tief od. seicht, weit od. eng gepflügt werden; n) der Altenburger Staatenpflug (verbesserter Thüringer P.), hat keine ganze Sohle, verursacht wenig Reibung, läßt auf der Sohle der Pflugfläche keine erhärteten Erdstreifen zurück, verlangt wenig Zugkraft, lockert, wendet u. deckt gut, zerschneidet alle Unkrautwurzeln u. läßt sich leicht führen; o) Grignonpflug, Schwing- u. Räderpflug, hat vorzüglich gewundenes Streichbret, gute Form u. Verbindung der Schar, zweckmäßigen Regulator, geht leicht, schneidet eine genügend breite Furche 8 Zoll tief ab, krümelt sie gleichzeitig u. ist bequem u. leicht zu führen; p) Hefft's Räderpflug, nach amerikanischem System; q) der Hildebrandtsche P., einfach construirt, leicht zu führen, hat kein geschwungenes Streichbret, legt aber gut um, krümelt dabei mehr als der Schwerzsche P. u. erfordert sehr wenig Zugkraft; r) der Bergstraßer od. Pfälzische Räderpflug, hat geschweiftes Streichbret von Eisen, kommt dem Flandrischen P. sehr nahe; s) der Ostfriesische P., Stelzpflug, mit Sterze u. horizontalem Stellbügel, kommt dem Schwerz'schen P. sehr nahe; t) Sprengels Schälpflug, leistet zum Umbruch von Moor-, Gras- u. Haideland treffliche Dienste u. erfordert nur wenig Zugkraft; u) der Westfälische Räderpflug, mit eisernem Streichbrete; v) die Englischen Beetpflüge leisten zwar viel u. machen auch gute Arbeit, sind aber zu complicirt u. kostspielig.

B) Die Wechsel- od. Gebirgspflüge legen alle Erdstreifen nach einer Richtung, haben ein bewegliches Sech, ein verschiebbares Streichbret, sind zur Bearbeitung stark geneigten Bodens unentbehrlich u. deshalb in Hügel- u. Gebirgslandschaften gebräuchlich. Die verbreitetsten Gebirgspflüge sind: a) der gewöhnliche Wendepflug in der Schweiz u. in den gebirgigen Gegenden Süddeutschlands, mit umsetzbarem, ganz flachem Streichbret; b) der Leiter- od. Bockspflug, in Österreich u. den baierschen Alpen gebräuchlich, besteht aus zwei rechtwinkelig zusammengesetzten Beetpflügen, welche nur Vordergestell, Grindel u. eine Sterze gemeinschaftlich haben; die übrigen Theile sind doppelt vorhanden; bei der Arbeit wird mit beiden Pflügen, von denen der eine ein Rechts-, der andere ein Linkspflug ist, gewechselt u. der eine geht stets in der Luft; c) der Scherwenzelpflug, mit zwei hin- u. herschiebbaren Streichbretern, in manchen Gegenden Österreichs gebräuchlich; beim Gebrauch wird wechselsweise das eine u. andere Streichbret an die Sohle flach angeschlagen, so daß es als Molterbret dient, während das andere seine eigentliche Aufgabe erfüllt; d) der Belgische Wendepflug, mit eigenthümlich gewölbtem umsetzbarem Streichbret von Eisen u. einfacher Sterze; e) der Niederrheinische od. Bonner Wendepflug, auch Hundspflug genannt, bes. in den deutschen Mittel- u. Niederrheingegenden, hat ein sogenanntes Galgenvordergestell u. ist mit dem Grindel durch Ketten verbunden; Grindel u. Säule bestehen nur aus einem hinten nach abwärts gekrümmten Balken; das Umsatzstreichbret ist gewölbt u. von Eisen; f) der verbesserte Niederrheinische Wendepflug, mit zwei gewundenen, eisernen, versetzbaren Streichbretern; g) der Breisgauer Gebirgspflug, mit zwei abwechselnd gebrauchten, gewundenen, hölzernen Streichbretern; h) der Englische Schwinggebirgspslug, mit zwei Pflugmessern, welche abwechselnd in Thätigkeit sind, u. zwei Streichbretern, von denen das eine als Molterbret dient, das andere als Streichbret wirkt; i) der Zwillingspflug der Stadt Weil, besteht aus zwei an einem Grindel übereinandergesetzten Schwerzschen Pflügen, mit denen abwechselnd gepflügt wird; k) der Hessisch-Flanderische Wendepflug, mit zwei beweglichen Streichbretern u. Scharen, aus dem Flanderischen P. hergestellt; l) der Sächsische Wendepflug, mit einem um die Sohle drehbaren Streichbret, welches bei jedem Umkehren des Pfluges um die Sohle herumgeschlagen wird; die drehbare Schar besteht aus zwei rechtwinkelig zusammengesetzten Theilen.

C) Ruchadlos sind aus Böhmen stammende Pflüge u. stehen in der Mitte zwischen P. u. Haken. Die Eigenthümlichkeit besteht darin, daß die Schar zugleich das Streichbret u. das Streichbret zugleich die Schar ist. Das Scharblech senkt sich in schiefer Richtung schroff abwärts u. ist nur so weit horizontal von der rechten zur linken Seite unten schräg vorgebogen, als nöthig ist, um die Erde abzuschneiden, einzustürzen u. zu wenden. Der Ruchadlo kommt als Beet- u. Wechsel-, als Räder- u. Schwingpflug vor. Da er in seiner ursprünglichen Construction nur für leichten Boden geeignet ist, so hat man in neuester Zeit das Streichbret in einen mehr scharfen Winkel gegen die Sohle gestellt u. das Streichbret auch gewölbt, so daß man auf einem festen Boden gute Arbeit macht. Verschiedene Arten des Ruchadlo sind: a) der Stöckersche, die Schar aus Schmiedeeisen, die Sohle aus Gußeisen; b) der Jaspersche, mit meist abschraubbarer Scharplatte; c) der Adlerpflug, mit eiserner Sohle; d) Lanzer's P., Vereinigung des Flandrischen Pfluges u. des Ruchadlo, mit verschiebbarer, geschweifter gußeiserner Schar; a)–d) sind Beetpflüge ohne Streichbret; e) der Ottosche, hat statt dem Sech eine kleine Schar; f) der Fahnäuersche, mit hölzerner Sohle; g) der Schubertsche, mit eiserner Sohle; h) der Mährische, mit eisernem Streichbret; i) der Halbpflug, mit Streichbret, welcher einen spitzeren Winkel bildet als gewöhnlich; k) der Prager, mit amerikanischem Bastardsech; l) der Krutzsch'sche, eine Verbindung des Altenburger Staatenpfluges mit dem Ruchadlo, e)–l) sind Ruchadios mit eingesetztem Streichbret, die folgenden Constructionen sind Wechselpflüge: [20] m) der Böhmisch-Nassauische P., mit Sech, welches sammt Streichbret durch eine Bewegung umgestellt wird; das Getriebe besteht aus einem Sechstel eines gezähnten Rädchens von 3 Zoll Halbmesser, welches am oberen Ende der die Drehung des Streichbretes vermittelnden zweiten Eisenstange angebracht ist, u. aus der Hälfte eines gezähnten Rädchens von 1 Zoll Halbmesser, welches am oberen Theile des Sechs befestigt ist. Durch dieses Getriebe drehen sich nun in einem Ruck in entgegengesetzer Richtung das Streichbret auf die eine u. das Sech auf die andere Seite; n) der Sächsische Wenderuchadlo, mit drehbarem Streichbret. Zusammengesetzte Pflüge s. Pflugmaschine. Um den Kraftaufwand eines Pfluges zu ermitteln, bedient man sich des Pflugkraftmessers, s. Dynamometer.

D) Die Lockerungspflüge haben die Bestimmung, die Erde aufzulockern u. zu krümeln, u. daher kein Streichbret, die Schar ist immer lanzettförmig. Zu den Lockerungspflügen gehören die Haken u. die Untergrundpflüge: a) der Haken (Hakenpflug). Verschiedene Arten desselben sind: aa) der Mecklenburger; er besteht aus dem Hakenhaupt, einem viereckigen Stück Holz, auf welches unten ein Bret (Hakensohle) aufgenagelt ist; in demselben befindet sich hinten eine Hauptsterze, wohl auch auf jeder Seite eine Nebensterze; der Pflugbaum heißt hier Hakengründet od. Hakenkrümmel, das Pflugmesser Hakeneisen u. ist an dem Hakenbret befestigt. Das Hakenbret geht mit seinem Stiele durch den Hakenkrümmel u. ruht unten mit einem Fortsatz auf dem Hakenhöft od. dem Theil, welcher in der gemachten Furche hergeht. Die Hakenschar ist zweischneidig. Es kommt aber auch, namentlich an dem Springhaken, eine lange, breite Schar (Drittelschar) vor, welche zum Saatpflügen u. zur vollkommneren Bearbeitung des Bodens angesteckt wird. Das Auflockern der Erde befördern zwei in der Hakensohle od. auch in einem Querholze (Spillewetter) befestigte hölzerne Pflöcker (Steichpslöcker, Federn od. Ohren); an den Grindel kann eine lange Deichsel (Hakenbaum) befestigt werden. Gibt man dem Haken ein Vorgestell, so heißt er Hakenpflug; b) der Erzgebirgische, ruht auf einem Vordergestell, hat die Gestalt einer Schüttgabel, vorn an dem Hakenbaum ist das wenig gekrümmte Hakenbret u. an diesem die schaufelförmige Schar befestigt; cc) der Pirnaische Haken, mit Ohren u. Streichbretern, zum Aufreißen u. Lockern der festen Ackerkrume u. zum Stürzen der Stoppeln vor dem Winter; dd) der Voigtländische Haken, hat blattartige Schar, welche auf den abgeschärften Kopf aufgeschoben wird; der Grindel ruht auf einem Vordergestell; dieser Haken mit seiner aufliegenden Sohle hat einen festen, sicheren Gang; ee) der Rüsselhaken, vorzüglich in steinigem Boden anwendbar, besteht aus einem Haken mit einer längeren, oben breit zulaufenden, mit ein Paar eisernen Ohren od. Flügeln versehenen, vorn in eine lange Spitze auslaufenden Schar; ff) der Karrhaken, in der Weichselniederung gebräuchlich; besteht aus einem Haken mit Rädern, worauf sich der Arbeiter auch setzt; wird nur in dem strengsten Boden angewendet; gg) der Peryhaken, s. u. Haken 4). b) Untergrundpflüge, sie sind ähnlich construirt wie der Haken, gehen in der von dem gewöhnlichen P. aufgeworfenen Furche u. durchwühlen mit der Schar den Untergrund in der Regel 6–12 Zoll tief, ohne die Erde auf die Oberfläche zu bringen. Verschiedene Arten sind: aa) der Pietzbuhler, geht 9–12 Zoll tief; bb) der Schottische, ganz von Eisen; cc) der Möhlsche, mit flach aufliegender Schar in der Form einer breiten zweischneidigen Zunge, lockert den Untergrund 5 Zoll tief; dd) der Schmarsowsche, besteht aus einer flachen Wühlschar u. wird, wie der Beetpflug, angeschraubt; ee) der Rauthsche, wie der Möhlsche, aber ganz von Eisen, dringt 4–5 Zoll tief in den Boden; ff der Randsche, bes. für steinharten u. steinigen Untergrund anwendbar; gg) der Amerikanische, von Eisen, arbeitet 6–15 Zoll tief; hh) der Boecksche, ähnlich dem Rauthschen; ii) der Smithsche.

E) Dampfpflüge. Schon seit Anfang des 19. Jahrhunderts war die Anwendbarkeit der Dampfkraft zur Bewegung des Pfluges ein Gegenstand, welcher manchen Mechaniker beschäftigte. Man kennt bis jetzt fünf Systeme der Bodencultur mittelst Dampf: die Systeme von Bauer, Asher, Kientzig, Rickett u. Romaine, hier sind Dampfmaschinen u. Ackergeräthe in einem Körper vereinigt, das Ackergeräth hat eine rotirende Bewegung; das System von Boydell, Dampfroß genannt, besteht aus einer Dampfmaschine, welche sich über das zu bearbeitende Feld bewegt, dabei legt sie sich die Schienen selbst unter u. zieht den Pflug nach sich; dieses System ist auch auf Fuhrwerk, namentlich auf sumpfigem Boden ausgedehnt worden; die Systeme von Fowler, Crowley, Smith-Howard u. Robey, die Dampfmaschine steht fest u. bewegt mittelst einer Winde durch Taue od. Seile die Ackergeräthe; das System von Halkett, wo die Ackerbeete von Schienenwegen eingefaßt sind, auf welchen die Dampfmaschine in einem entsprechenden Gerüste hinläuft u. die Ackergeräthe nach sich zieht; das System von Rinkeis, noch nicht praktisch ausgeführt, eine feststehende starke Dampfmaschine soll mittelst hermetisch geschlossener Eisenröhren am Boden die Idee der atmosphärischen Eisenbahn verwirklichen. Von allen diesen Systemen hat sich aber nur das Fowlersche, Smithsche u. Halkettsche bewährt, das beste ist das Fowlersche. a) Fowlers Apparat, er besteht aus drei verschiedenen Theilen, der Windevorrichtung, durch welche die Dampfmaschine den P. über das Feld hin- u. herzieht, dem P. mit seiner besonderen Einrichtung des Streichbretes u. dem sich selbst regulirenden Anker. Da der P. bei jedem Zug vier Furchen macht, so müssen Anker u. Locomobile jedesmal so weit zur Seite fortgerückt werden, als vier Furchen betragen. Die Anker dienen als Widerstandspunkte der Locomobile u. des Pfluges u. sind in dem Boden befestigt; sie haben Räder, um welche mit der Locomobile verbundene Ketten gehen. Diese Ketten werden von der Locomobile vor- u. rückwärts gezogen. Der P. stellt einen schmalen, langen, rectangulären Körper dar, welcher auf zwei in der Mitte seiner ganzen Länge angebrachten Rädern ruht, an beiden Hälften dieses Gestelles sind vier mit Streichbretern u. Kolben versehene Pflugkörper angebracht; ganz in derselben Construction der vier Scharen gegenüber stehen vier eben solche Schare entgegen; die Pflugbäume, von denen jeder zwei Schare führt, ruhen auf zwei Rädern. Während die eine Hälfte des Pfluggestelles in der Luft schwebt, befindet sich die andere in Thätigkeit. Ist der P. am Ende des Ackers angekommen, so wird der in Thätigkeit gewesene Theil erhoben, der andere[21] auf den Boden herabgezogen. Die Locomobile hat 10 Pferdekraft u. bleibt am Ende der Furche so lange stehen, als der P. einmal hinauf- u. einmal herabgeht; sie zieht den P. mittelst einem langen Drahtseil nach sich um den am anderen Ende des Feldes befestigten Anker. Sobald der P. einmal hin- u. hergezogen ist, wird die Locomobile weiter gerückt, Anker u. sonstige Träger des Drahtbaues mit ihren Frictionsrollen werden neu befestigt, u. die Operation beginnt von vorne. Die Locomobile hat eine Trommel, um welche sich beim Zuge das Drahtseil legt. Gegen Pferdekraft erspart Fowlers Maschine durchschnittlich 40 Procent, die Kostenersparniß beträgt pro Acre 6 Schillinge. b) Smiths Apparat. Eine Locomobile von 7 Pferdekraft bleibt bis zur Beendigung des Pflügens an der Seite des Feldes stehen. Das zu bearbeitende Feld wird rings mit einem Drahtseil umschlossen, mit welchem zwei andere Drahtseile in Verbindung stehen, welche an jeder Seite der Pflugmaschine befestigt sind. Mittelst Göpel, welcher durch die Locomobile in Bewegung gesetzt wird, wird das Drahtseil abwechselnd um eine der beiden Trommeln gewunden, während es sich von der anderen abwickelt. Zu beiden Enden des Feldes befinden sich Anker, welche von Zeit zu Zeit fortbewegt u. in Löchern befestigt werden müssen. c) Halketts Apparat, die ganze Feldfläche ist von einem System von Schienen durchzogen, welche 45 bis 54 Fuß auseinander liegen. An den Anwänden u. längs der Wege liegen ebenfalls Schienen, aber weit näher an einander als auf den Feldern. Die Schienenstränge auf den Feldern dienen zur Fortbewegung der Arbeitsmaschine. Diese besteht aus einem Gestell in der ganzen Breite des Beetes von einer Schiene zur andern. Sie wird durch zwei Locomotiven bewegt, welche an jedem Ende angebracht sind. Diese Enden stehen auf den Schienen mittelst einer Reihe eingekerbter Räder, deren Grenzen genau auf das Prisma der Schienen passen. An jenem Gestell sind die Ackergeräthe befestigt, welche von einem Ende des Feldes bis zum andern geführt werden. Sobald man am Ende des Feldes angekommen ist, wird das ganze Gestell durch einen Schlitten auf eine zweite Schienenreihe gebracht. Die Vorzüge der Dampfcultur vor der gewöhnlichen Cultur bestehen in der Ersparniß an Betriebskosten, namentlich Zugvieh u. Arbeitern, u. in der Vermehrung der Production, da die Dampfcultur weit intensiver ist als die jetzt gebräuchliche Art der Bodenbearbeitung. Trotzdem hat bis jetzt der Dampfpflug nur in England Eingang gefunden.

Der P. war schon den Hebräern u. Ägyptiern bekannt, aber ganz einfach gebaut; er bestand Anfangs aus einem krummen Balken ohne Räder, an welchen das Zugvieh gespannt wurde, u. an welchem unten die Pflugschar befestigt war. Noch jetzt trifft man in Asien Pflüge mit hölzernen Pflugscharen an. Die Griechen, welche die Erfindung des P-s dem Buzyges od. Triptolemos zuschrieben, kannten schon in alter Zeit zweierlei Pflüge; einen künstlichen, vom Schmiede gefertigten, dessen Bestandtheile waren: die Deichsel (Histoboeus), an deren unterem Ende ein Krummholz (Gyes) war, in diesem war, parallel mit der Deichsel, der Scharbaum (Elyma) befestigt, u. darin stak die Schar (Hynis); am vorderen Ende der Deichsel war das mit einem hölzernen Nagel (Endryon) befestigte Joch (Zygon), worein die Rinde mittelst eines Riemens (Mesabon, Mesaboon, Zygodesmon) gespannt wurden; gelenkt wurde der P. mit der an dem Krummholze angebrachten Sterze (Echetle). Bei dem natürlichen P. (Autogyon, d. i. Selbstwuchs) war Deichsel, Krummholz u. Scharbaum aus Einem Stück, u. nur Schar u. Sterze wurden beigefügt. Beide Arten Pflüge beschreibt Hesiodos in seinem Gedicht Werke u. Tage. Etwas vollkommener war der römische P. (Aratrum); das Krummholz (Buris) war ein krummgewachsenes Stück Holz, auf dessen oberer Seite die Deichsel (Temo) u. darunter der Scharbaum (Dentale) mit der Schar (Vomer) angebracht war; an dem unteren Ende des Krummholzes, zwischen diesem u. der Schar, waren die Streichbreter (Aures), welche nicht zum Aufbruche u. Wenden, sondern zur Auffurchung des besäeten Ackers in hohe Erdrücken u. zu Wasserfurchen dienten. In der Spitze der Streichbreter war die Sterze (Stiva) befestigt. Vgl. Fr. G. Schulze, De aratri forma, Jena 1820; G. v. Boddien, Der mecklenburgische Haken, Oldenb. 1840; J. Bailey, Der bestmöglichste P., Berl. 1805; Der Grangesche P., Wien 1833; Richter, Der P., Lpz. 1843; Rau, Geschichte des Pfluges, Heidelb. 1845; Göritz, Flandrische u. Brabanter Pflüge, Karlsr. 1842; Sagnitz, Beiträge zu einer mechanischen Theorie des Pfluges, Greifsw. 1857.

Quelle:
Pierer's Universal-Lexikon, Band 13. Altenburg 1861, S. 18-22.
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Geschichten aus dem Biedermeier. Neun Erzählungen

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Biedermeier - das klingt in heutigen Ohren nach langweiligem Spießertum, nach geschmacklosen rosa Teetässchen in Wohnzimmern, die aussehen wie Puppenstuben und in denen es irgendwie nach »Omma« riecht. Zu Recht. Aber nicht nur. Biedermeier ist auch die Zeit einer zarten Literatur der Flucht ins Idyll, des Rückzuges ins private Glück und der Tugenden. Die Menschen im Europa nach Napoleon hatten die Nase voll von großen neuen Ideen, das aufstrebende Bürgertum forderte und entwickelte eine eigene Kunst und Kultur für sich, die unabhängig von feudaler Großmannssucht bestehen sollte. Dass das gelungen ist, zeigt Michael Holzingers Auswahl von neun Meistererzählungen aus der sogenannten Biedermeierzeit.

434 Seiten, 19.80 Euro

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