Amerika [1]

[403] Amerika (gesch. Geogr.). I. Älteste Zeit. Daß A. den Alten bekannt war, glaubte man aus der von ihnen angeführten Atlantis (s.d.) vermuthen zu können; indeß gehört die Atlantis der vorhistorischen Zeit an. Dann hat man für A. die große, fruchtbare, reizende Insel gehalten, welche nach Didoros Sikulos mehrere Tagereisen westlich von Libyen im Ocean liegen u. von den Phöniciern entdeckt worden sein sollte; indeß die Beschreibungen dieser Insel sind, wie die der Atlantis, zu phantastisch, als daß sie als aus der Wirklichkeit geschöpft gelten könnte, u. wären Phönicier wirklich dorthin gekommen, so würden sie bei ihrem Entdeckungs- u. Handelseifer gewiß jene Fahrt verfolgt u. Mittel gefunden haben, den seit der Versenkung der Atlantis dort zurückgebliebenen Schlamm zu überwinden od. zu umfahren. Aber wohl geht daraus hervor, daß schon die Alten, je mehr sie von der Kugelform der Erde überzeugt wurden, über den Säulen des Hercules hinaus ein Land vermutheten, wenn nicht gar Anzeichen od. Gerüchte davon hatten. Was die Urbewohner A-s nun anlangt, so haben Einige die Nephthuim in dem Völkerstammbaum des 1. Buchs Mosis dafür angenommen; Andere ließen sie aus Westasien od. Afrika einwandern; Andere, z.B. Huet u. Kircher, glaubten, A. sei von Ägypten aus bevölkert worden, indem sie sich auf die große Ähnlichkeit zwischen den Pyramiden, Hieroglyphen, der Zeitabtheilung, Gebräuchen, Kleidung etc. der Ägyptier u. Mexicaner beriefen (aber die Ägyptier waren kein seefahrendes, überhaupt kein reisendes Volk); Genebrand, Malvenda, Garcia, Adair haben die A-ner von den Hebräern abgeleitet u. zwar von den 10 Stämmen in Samaria, die Salmanasser nach Assyrien abführte u. die nicht nach Palästina zurückkehrten (aber die Ähnlichkeit liegt nur in einzelnen schwankenden Charaktereigenschaften u. wenigen Wortähnlichkeiten in den Sprachen beider Völker, die in Ermangelung anderer Beweise nichts beweist); Andere, wie Robert le Comte u. Horun, haben auf die Phönicier hingedeutet, deren Reise- u. Handelslust sie nach A. geführt haben könnte, u. unter ihnen bes. auf die Carthager, von denen Emanuel de Moraez sogar annimmt, daß sie unausgesetzt nach A. gefahren wären u. dort Colonien angelegt hätten, die aber, nachdem der Senat die Verbindung mit ihnen abgebrochen, verwildert wären; von diesen leitet Garcia auch die Überreste großer Bauten her. Andere leiteten die Bevölkerung A-s aus Ost- u. Mittelasien u. den Inseln; so ward nach Grotius u. Fischer Peru aus China, das übrige SAmerika aus Java u. den benachbarten Gegenden bevölkert, denn es sollten die Hauptfeste, Gesetze, Regierungsweise, Industrie u. einzelne Sitten der Peruaner denen der Chinesen ähnlich sein, u. die Spanier sollten in Peru Trümmer chinesischer Schiffe gefunden haben; de Guignes läßt 456 v. Chr. den Dienst des Lama nach A. verpflanzt werden, auch ging nach demselben jährlich ein chinesisches Schiff über Kamtschatka nach A., um Handel im NW. von Californien zu treiben. Auch Barton, Bell, Antermony, Forstern. A. meinen, daß der nach chinesischen Jahrbüchern unter dem Häuptling Punon in NSibirien verschwundene Stamm der Hiongnu vielleicht die in Mexico einwandernden Azteken gewesen sind. Jones fand Gebräuche der Hindu ähnlich mit peruanischen, u. ließ von den Hindu Süd-A. bevölkert werden; Forniel glaubte wegen der Sprachähnlichkeit, Japanesen u. Insulaner seien dort eingewandert; Brerewood hielt die A-ner für Verwandte mit den Tataren etc. Auch aus Europa haben Andere in alter Zeit Einwanderer nach A. kommen lassen; so vermuthet de Laet, daß vielleicht Spanier, bedrängt von Carthagern u. Römern, über die Azoren nach den Antillen geflohen sein möchten; Charron u. Postel wollten, daß Gallier nach Mexico gegangen wären, weil sich bei beiden Nationen Menschenopfer vorfänden; Celten aus den britischen Inseln u. Scandinavier kamen erst später dahin. Weil die A-ner an Sitten, Gebräuchen, Religion sehr verschieden sind, so haben wieder Andere die Bevölkerung A-s als eine gemischte angenommen u. die[403] oben angegebenen Vermuthungen von asiatischer, afrikanischer u. europäischer Einwanderung vereinigt. Aber mögen auch Einwanderer aus anderen Erdtheilen nach A. gekommen sein, so hat doch A. seine Urbevölkerung gehabt, wie physiologische Forschungen bewiesen haben. Nach Blumenbach ist die amerikanische Race durch ihre Zimmt- u. Eisenrostfarbe, durch das straffe, lange, dünne Haar, die kurze Stirn, die tiefliegenden Augen, etwas eingedrückte doch hervorstehende Nase, das breite aber nicht flache od. eingedrückte Gesicht u. weit hervorstehende Backenknochen von den Racen der 4 anderen Continente wesentlich verschieden. Nach dem amerikanischen Arzt Samuel Morton (Crania Americana, Philad. 1839) sind sämmtliche amerikanische Eingeborene, mit alleiniger Ausnahme der Eskimo, der sogenannten Polarmenschen, als Angehörige einer u. derselben großen Gruppe zu betrachten. Vom Cap Horn bis zum 50. u. Grad nördl. Br. tragen sie alle ein u. dasselbe physische Gepräge. Ebenso weisen sie eine nicht minder beachtenswerthe Übereinstimmung geistiger u. moralischer Begabung auf, durch welche sie von der übrigen Menschheit abweichen; die Glieder u. das Band, durch welche sie angeblich mit den Menschen der alten Welt zusammenhängen sollen, bleiben, falls sie überhaupt vorhanden sind, erst noch aufzufinden. In sehr frühen Zeiten mögen Europäer od. Asiaten mit der Absicht od. durch Zufall nach Amerika gekommen sein, wie vor 8 Jahrhunderten die Normannen. Diese fremden Zukömmlinge können möglicherweise einigen Einfluß auf die Sprache u. Lebensweise der eingeborenen Amerikaner gehabt, die Gesittung derselben geändert, dieselbe gesteigert haben; aber für Alles das mangelt es an jeglichem Beweise. Doch auch abgesehen von einem solchen, u. eine solche Einwanderung zugegeben, erhebt sich doch gleich die Frage: Wo sind jene Fremden geblieben? Und die Antwort lautet: Wenn deren wirklich jemals nach A. kamen, so sind sie längst in den Wellen einer zahlreichen einheimischen Bevölkerung verschwommen, die in ihrer ganzen physischen Eigenthümlichkeit auch nicht einen einzigen Zug fremder Dazwischenkunft od. Vermischung aufweist. In allen Örtlichkeiten des großen westlichen Continents ist der Indianer in seiner äußeren Erscheinung ganz u. gar ein u. derselbe Mensch, u. dem Wesen aller anderen Racen unähnlich. Die unzähligen indianischen Völker u. Stämme sind nicht blos durch eine ihnen gemeinschaftliche Gesichtsbildung u. Complexion, durch dieselben moralischen u. geistigen Eigenschaften mit einander verknüpft, sondern auch durch den Bau ihrer Sprache. Für diese durchaus einheimische Verwandtschaft zeugen ferner ihre Bauwerke u. ihre Alterthümer, an denen man überall dasselbe constructive Talent, nur in verschiedenen Graden der Ausdehnung u. Entwickelung, findet, in Yucatan u. in Palenque, auf den Inseln im Titicacasee, wie in den über das Mississippithal zerstreuten Erdhügeln. Überall trifft das Auge auf dieselben Erfindungen u. Künste, wenn sie auch hier roh u. noch in den Anfängen sind, dort dagegen für eine hohe Stufe von Ausbildung u. Kunstfertigkeit Zeugniß ablegen. Darnach sind die amerikanischen Menschen echte u. volle Autochthonen des großen westlichen Continents, u. in körperlicher wie in geistiger Beziehung unter sich auf das Engste u. Innigste verwandt. Daß die Casas grandes südlich vom Gila in Mexico, die kreisförmigen Festungswerke in Kentucky, die neulich aufgefundenen Städteruinen in dem Bassin zwischen dem Wahsatschgebirge u. dem Mormonenstaat in Utah, die vielen Anlagen, Terrassen, Obelisken, Pfeiler, wahrscheinlich theils zur Befestigung, theils zur Verschönerung od. zu Nationaldenkmälern bestimmt, Denkmäler an den Wänden fast unzugängiger Felsenklüfte in den Wildnissen von Süd-A., die Ruinen von Palästen (so die Pyramiden von Cholula) u. Bädern auf hohen Gebirgsebenen in Mexico u. Peru u. auf Trinidad: daß dies alles auf Einwanderungen cultivirter Völkerstämme hinweise, ist so gewiß noch nicht, sondern kann eben so auf einen verschwundenen Culturgrad der Urbewohner A-s hindeuten.

II. Entdeckung Amerikas seit dem 10. Jahrh. durch die Scandinavier. Schon 877 n. Chr. erblickte der Isländer Gunnbjörn zum ersten Male die gebirgige Küste von Grönland; aber erst über 100 Jahre später, 983, besuchte es der isländische König Erich der Rothe, u. weil er es mit Grün bedeckt fand, soll er ihm den Namen Grönland gegeben haben. Als er darauf nach Island zurückkehrte, erzählte er seinen Landsleuten so viel von den trefflichen Weideplätzen, Fischereien u. Waldungen, daß er eine Menge zur Mitreise gewann, diese 986 in 14 Schiffen nach A. führte u. dort die erste europäische Colonie an der südwestlichen Küste anlegte. Außer Erich waren die Führer noch: Einar, Rafn, Ketil, Herjulf, nach welchen die Meerbusen, an denen sie sich anbauten, genannt wurden, z.B. Erichsfjord. Erichs Sohn, Leif, unternahm nun im Jahre 994 von dem von dem Isländer Bjarne Herjulfson schon 986 entdeckten Neusoundland eine neue Reise nach Süden u. entdeckte die Inseln u. das Festland von A., er traf erst auf ein felsiges, unfruchtbares Land, das er Hällu- od. Helluland (Fels- od. Flachsteinland, j. Neusoundland), u. dann auf ein waldreiches Land, das er Markland (Waldland, j. Neuschottland) nannte. 2 Tage darauf kamen sie an eine fischreiche u. fruchtbare Küste, wo ein deutscher Matrose, Tyrker, auf einer Excursion einen Weinstock fand, weshalb Leif dies Land Vinland (Weinland, j. Neu-England) nannte. Die von Leif bei seinem Aufenthalt hier erbauten Häuser hießen Leissbudin (Leissbuden). Leif ging nun, nachdem er sich 999 in Norwegen hatte taufen lassen, auch nach Grönland zu seinem Vater Erich, der das Christenthum auch annahm u. es in Grönland einführte. Die Colonisten theilten das Land, wo Wein u. Weizen wild wuchsen, in Oster- u. Westerbygd (Ost- u. Westküste); in ersterer war die erste Niederlassung, u. nach u. nach fanden sich hier 190 Höfe, 12 Kirchen, 2 Klöster u. die Städte Gardar u. Albe; in Westerbygd waren nur 110 Höfe u. 4 Kirchen. In Gardar war der Sitz des Bischofs u. des königlichen Statthalters, u. hier ward ein lebhafter Handel mit Obst, Walfischen, Robben etc. getrieben. Auch wird von einigen Abenteurern erzählt, daß sie im 10. Jahrh. nach A. gekommen wären, so von dem isländischen Häuptling Are Marson, der 983 nach Hvitramannaland (Weißmannland), in der Nähe von Vinland, verschlagen wurde, dessen Einw. ihn bei sich behielten u. sehr hoch achteten. 999 fuhr der Jomsburger Held Björn Asbrandson nach A., der ebenfalls zurückbehalten u. Häuptling der Eingeborenen ward. 1003 setzte [404] Leifs Bruder, Thorwald Erikson, die Entdeckungen fort u. soll das j. Cap Cod (Kjalarnes) erreicht haben, aber 1004 bei einer Fahrt nach Norden von den Skrälingen (Eskimos) getödtet worden sein. Sein 3. Bruder Thorstein wollte seine Leiche abholen, st. aber dort. 1006 segelte der Isländer Thorfinn Thordson od. Karlsesne nach Grönland, heirathete hier Thorsteins Witwe Gudrid u. reiste in deren Begleitung u. mit 160 M. nach Vinland, wo er während seines 3jährigen Aufenthalts bald freundlich, bald feindlich mit den Eingeborenen verhandelte. 1027 ward der Isländer Gudleif Gudlaugson auf seiner Fahrt von Irland nach Island nach Vinland verschlagen; er fand das Ufer mit Menschen bedeckt, die ihn sogleich ergriffen, doch durch den Häuptling Björn Asbrandson wurde er befreit u. entlassen. Von nun ward der Verkehr zwischen A. u. Island sehr rege, u. noch viele Nachrichten u. Erzählungen über diese u. die folgenden Entdeckungen in A. durch Normänner liegen im Manuscript auf Island. 1170 soll auch der britische Prinz Madoc, Sohn des Häuptlings Owen Gwynedd, aus Verdruß über die zwischen ihm u. seinen Brüdern ausgebrochenen Thronstreitigkeiten, eine Flotte ausgerüstet, sich im Westen von Irland in einem fruchtbaren, unbewohnten Lande (dies erklärt man für A.) niedergelassen u. nachher dorthin noch mehrere Colonisten nachgeholt haben. Wenigstens nannten die normannischen Colonisten ein südlicher liegendes Land Groß-Irland. Von Gardar in Grönland aus unternahmen 1266 einige Priester eine Entdeckungsreise durch den Lancastersund u. die Barrowstraße nach Gegenden, die erst in neuester Zeit durch die Anstrengungen der britischen Seefahrer Parry, John u. James Roß u. A. recht bekannt worden sind. Außerdem machten Isländer 1285 im westlichen Ocean neue Entdeckungen, Norweger 1289 u. 90, u. eben so war ein starker Verkehr zwischen der alten Colonie auf Grönland u. Markland. Die letzte aus den isländischen Nachrichten nachweisbar hierher gemachte Reise geschah 1347. Man glaubt aus den isländischen Sagas ermittelt zu haben, daß Normänner bis nach Virginien, NCarolina u. Florida gekommen sind; daß sie Massachusetts u. Rhode-Island erreicht haben, ist außer allem Zweifel. Da indeß diese Colonien vom Mutterlande nicht gehörig unterstützt, od. die Communication sonst wie unterbrochen wurde, so verschwanden sie um 1418 wieder.

III. Wiederentdeckung Amerikas durch Christoph Columbus. Ob u. in wie weit man im südlichen Europa Kunde von diesen Entdeckungen der Scandinavier hatte, ist unbekannt, indeß finden sich schon auf der, von den Brüdern Zeni aus Venedig zu Ende des 14. Jahrh. gefertigten Karte die Länder Estotiland u. Drogeo (Neusoundland u. Neuschottland), von denen Ant. Zeno, wenn er wirklich in Island war, von den dortigen Leuten Nachricht erhalten konnte, nach Ein. war er selbst in A.; auch die Karte des Venetianers Andr. Bianco von 1436 u. des Nürnbergers Mart. Behaim von 1492 hatten in Westen von Europa eine große Insel, Antillia, wo jetzt A. Überhaupt ging der Ruf von Behaim, er sei schon vor der portugiesischen Entdeckung in Brasilien gewesen, ja er habe sogar die Magelhaensstraße gekannt; doch sind seine Beschreibungen von den, angeblich von ihm gesehenen Ländern u. Inseln so abenteuerlich, daß sein Dortsein wohl nur Erdichtung ist. Christoph Columbus, sei es, daß er blos durch wissenschaftliche Gründe geleitet, od. durch, auf seinen Reisen im Norden erhaltene Nachrichten angeregt wurde, das Dasein eines Festlandes in Westen zu suchen, bat in Genua, Venedig, Frankreich, England u. Portugal um Unterstützung seines Vorhabens, nach Westen zu fahren u. dort einen kürzeren Weg nach Indien zu finden. Er erhielt aber abschlägliche Antwort; endlich fanden seine Vorstellungen Gehör bei der Königin Isabella von Spanien. Er erhielt einen Freibrief, kraft dessen er zum Großadmiral aller Meere u. zum Statthalter od. Vicekönig u. Richter aller Inseln u. Länder, die er entdecken würde, ernannt, ihm auch, 1/10 aller Erzeugnisse dieser Länder zugesichert ward, mit der Freiheit, den 8. Theil der Kosten beizutragen u. in demselben Verhältnisse den Gewinn aller Schiffe u. Geschwader zu theilen. Alle diese Rechte, Ehren u. Freiheiten sollten auch auf seine Nachkommen erblich übergehen. Diese Urkunde ward in Santa Fé den 17. April 1492 von Ferdinand u. Isabella unterzeichnet. Den 3. Aug. 1492 verließ Columbus den Hafen von Palos mit 3 Schiffen, von denen er das 3. auf eigene Kosten gerüstet hatte. Die Bemannung der Fahrzeuge betrug 90 (nach And. 120) Mann. Columbus selbst befehligte das Admiralschiff S. Maria, die Pinta Martin Alonzo Pinzon u. die Niña des Vor. Bruder, Vinzent Janes Pinzon. Kaum hatte man den 9. Sept. auf den gebrechlichen, schon am 4. Tage der Reparatur bedürftigen Schiffen die Insel Ferro aus den Augen verloren, als einem großen Theil der Mannschaft der Muth sank. Columbus bot alle Mittel auf, ihren Muth zu erhalten; als aber nach mehrwöchentlicher Fahrt das ersehnte Land sich noch immer nicht zeigte u. die steten Westwinde immer weiter von Spanien führten, traten selbst die Offiziere der Verschwörung gegen den Admiral bei; man wollte ihn zwingen, umzukehren, od. ihn über Bord werfen u. allein nach Hause fahren. Nur durch das Versprechen, wenn binnen 3 Tagen das Land sich nicht zeige, mit ihnen zurückkehren zu wollen gelang es dem Columbus, die Ruhe wieder herzustellen. Untrügliche Zeichen hatten die Nähe des Landes verkündet: Vögel, die man als Landbewohner u. unfähig, weit über Meer zu fliegen, erkannte, abgeschnittene Stücke Rohr, frisch gebrochene Früchte etc. In der That erschien am 11. Oct. ein Licht u. die Küste in der Ferne, u. am 12. Oct. mit Tagesanbruch lat dete Columbus, pflanzte das Kreuz u. die königlich spanische Standarte auf u. nahm in Gegenwart der Indianer Besitz von diesem Lande u. ward einstimmig als Admiral, Vicekönig u. Statthalter anerkannt. Diese erste Insel, von den Eingeborenen Guanahani genannt, erhielt den Namen San Salvador. Den 14. Oct. verließ er sie wieder mit 7 Insulanern am Bord, entdeckte den 15. Santa Maria del Concepcion, den 16. u. 17. Fernandina u. Isabella u. landete den 27. auf Cuba (zu Ehren des Infanten Juanna genannt). Er suchte Cuba zu umschiffen; als sich aber die Schwierigkeiten häuften, kehrte er um, ungewiß, ob es Insel od. Festland sei. Von hier segelte er nach Hayti, wo er den 3. Dcc. landete u. bald mit einem Kaziken der Insel Verbindungen anknüpfte; er gab ihr den Namen Hispaniola, legte das Fort Villa de Natividad an, ließ 36 Personen, 3 Capitäns mit dem Oberbefehl, einen Arzt, einen Kanonier u. einige Zimmerleute mit [405] Waffen u. Lebensmitteln auf ein Jahr zurück u. verließ am 4. Jan. 1493 Hispaniola, stieß den 6. wieder auf die Pinta, welche sich lange von ihm getrennt hatte, indem ihr Führer Al. Pinzon für sich auf Entdeckungen der Goldgruben ausgegangen war. Columbus trat den 16. Jan. den Rückweg nach Spanien an, erreichte am 18. Febr. die Azoren, am 4. März Portugal, wo er mit den größten Ehren empfangen ward, u. ging nach Spanien, wo der König u. die Königin, öffentlich auf dem Throne stehend, ihn empfingen; sie bestätigten ihn in allen seinen Würden u. Vorrechten nach der erwähnten Capitulation. Mit 12 großen u. 5 kleinen Schiffen u. 1500 Menschen aus allen Ständen unternahm er nun die zweite Reisenach A. Den 25. Sept. fuhr er ab u. entdeckte nach einer glücklichen Fahrt den 3. Nov. die Insel Dominica, landete aber auf einer anderen, nach dem Admiralschiff Mariegalante genannten, erreichte dann Maria de Guadeloupe u. entdeckte von hier aus Montserrat, S. Maria Redonda, Jamaica (von ihm S. Maria de Antigua genannt) u. Santa Cruz. Nachdem er noch viele andere Inseln entdeckt u. untersucht hatte, kam er am 27. Nov. wieder in Villa de Natividad an, fand aber seine Colonie zerstört u. die Spanier ermordet. Er erneuerte sein Bündniß mit den Indianern u. traf Anstalten zu einer neuen Ansiedelung. Den 7. Dec. verließ er Natividad, landete auf der Ostseite der Insel u. legte hier die Stadt Isabella mit einem Fort an, welche bereits Anfangs März 1494 fertig war. Nun sendete er unter Befehl Antonio Torres 12 Caravellen mit Proben der Inselerzeugnisse, bes. mit Stücken Gold etc. nach Spanien zurück, dämpfte eine Empörung, ließ seinen Bruder Diego als Präsident u. Pater Buyi als Oberrath zurück u. ging nach dem Grubengebirge Cibao, wo er die Festung St. Thomas anlegte. Den 24. April reiste er ab, um Cuba genauer zu untersuchen, besuchte auch Jamaica u. entdeckte viele kleine Inseln. Bei seiner Rückkehr nach Isabella (29. Sept.) fand er seinen Bruder Bartol. Columbus; dieser war vom König von Spanien mit 3 Schiffen nach Hispaniola gesendet worden; Christ. Columbus ernannte ihn zum Adelantado u. Präfecten Indiens. Unterdessen hatten die Eingeborenen auf St. Domingo, durch die grausame Behandlung der Spanier zur Verzweiflung getrieben, sich empört; sie wurden jedoch besiegt u. ihr König Caunaboa gefangen nach Spanien gesandt. Inmittelst waren die Feinde Columbus in Spanien nicht unthätig geblieben u. hatten bei dem König Ferdinand Eingang gefunden; es erschien ein königlicher Commissär, Aguado, persönlicher Feind Columbus, zu Untersuchung der Beschwerden. Columbus fand es unter seiner Würde, während dessen Gegenwart in Indien zu bleiben, ernannte seinen Bruder Bartolomeo zu seinem Stellvertreter, ging am 10. März 1496 mit 225 Europäern u. 30 Indianern nach Europa zurück u. landete am 20. Juni in Spanien. Obwohl sein persönliches Erscheinen u. die mitgebrachten Schätze alle Verleumdungen niederschlugen u. ihm alles früher Gewährte bestätigt ward, so gelang es doch seinen Feinden, eine neue Ausrüstung beinahe 2 Jahre hinauszuschieben. Am 30. März 1498 ging er endlich mit 6 gebrechlichen Fahrzeugen unter Segel, um seine dritte Entdeckungsreise anzutreten. 3 Schiffe sandte er nach St. Domingo, er selbst ging mit den 3 anderen nach dem Vorgebirge der Grünen Inseln, entdeckte auf seiner nördlichen Fahrt Trinidad u. den 1. Aug. die Landspitze Costa, schiffte den Orinoco aufwärts u. untersuchte Paria u. Cumana. Besorgniß trieb ihn nach St. Domingo, wo er den 30. Aug. bei der Stadt gleiches Namens ankam, die von Bartolomeo gegründet u. durch eine, mit 5 Festungen geschützte Straße mit Isabella verbunden war. Die Colonie selbst traf er in großer Gährung u. er mußte zur Beruhigung der Mißvergnügten manche Ungerechtigkeiten gegen die Eingeborenen gestatten. Weit gefährlicher, als diese Unruhen, wurden ihm aber die Klagen heimgekehrter unzufriedener Colonisten, die bei Ferdinand Gehör fanden, der endlich auch Isabella gegen Columbus einzunehmen wußte. Es ward abermals eine Commission unter Francisco Bovadilla mit ausgedehnten Vollmachten nach Indien geschickt. Diese traf gegen Ende Augusts 1500 in Domingo ein. Sogleich erklärte sich Bovadilla, da Columbus eben in der Festung Concepcion u. mit den Indiern in Streit war, zum Präfect der Regierung, nahm das Haus, Vermögen u. die Papiere des Admirals in Beschlag, ließ diesen nebst seinen Brüdern Diego u. Bartolomeo in Ketten legen u. sandte sie nach Spanien. Den 20. Nov. 1500 hier angekommen, wurde er an den Hof nach Granada geschickt u. hier mit vieler Höflichkeit empfangen; zu seiner Genugthuung wurde Bovadilla abgesetzt, aber nicht er wieder nach Spanien geschickt sondern ein anderer Statthalter, Don Nicolas de Ovando, an Bovaditias Stelle ernannt. Columbus trat den 9. Mai 1502 seine vierte Reise mit 4 Schiffen, die 150 Personen, seinen Bruder Bartolomeo u. den Genueser Bartolomeo Fieschi, am Bord hatten, an. Er langte in 16 Tagen von den Canarischen Inseln in A. an; im Verlauf seiner Reise berührte er Brasilien, die Pozoinseln u. Guanari u. fuhr im Golf von Mexico am Festlande hin, welches Bartolomeo am 17. Aug. 1502 in Besitz nahm. Ein Sturm zerstörte 2 der Schiffe u. Ende Juni 1503 scheiterten die übrigen beiden auf Jamaica u. nur die Mannschaft wurde gerettet. Den 12. Sept. segelte Columbus mit Diego Mendez u. Fieschi auf einem erkauften Schiffe von Domingo ab u. kam im Hafen von San Lucar de Barrameda ans Land. Columbus selbst ward wiederholt krank; Isabella, seine Beschützerin, war indeß gestorben, u. Ferdinand trachtete, seine Freiheiten zu widerrufen, was er factisch schon dadurch gethan hatte, daß er mehreren Abenteurern erlaubte, zur Entdeckung neuer Länder auszuziehen. Von Kummer über den erfahrenen Undank überwältigt, st. Columbus am 20. Mai 1506 zu Valladolid. Auf dem Wege Rechtens erlangte Columbus Sohn, Diego Columbus, die Erfüllung des Vertrags von 1492; er ward an Ovandos Stelle nach Hispaniola gesandt. Auch ihm ward durch Kränkungen u. Demüthigungen seine Statthalterschaft verbittert, u. mit seinem Sohn Don Luis Columbus, der nur Generalcapitán von Hispaniola ward, erlosch der Mannsstamm des Columbus. Ovandos Amtsführung war eine für die Eingeborenen furchtbare Zeit; zur Anbauung des Zuckerrohrs, welches er in Hispaniola anpflanzen ließ, u. zur Bearbeitung der Bergwerke wurden die Indianer gebraucht, die durch Vertheilungen (Repartimientos) an die Colonisten zu Frohndiensten gegeben u. dabei auf das Unmenschlichste behandelt wurden. Versuche, sich[406] von dem Joche zu befreien, machten die Spanier noch grausamer, wie denn in der Provinz Xaragua, deren Fürstin Anacaona in den Ruf gekommen war, die Spanier anzufeinden, 6 Monate lang gemetzelt u. geplündert ward, nachdem Anacaona selbst u. ihre Umgebung ermordet worden war. So war die Bevölkerung von 1 Mill. Menschen, die Columbus vorfand, bald auf 60,000 geschmolzen. Das traurige Schicksal der Indianer zu mindern, ließ sich bes. Las Casas, der mit Columbus auf dessen 2. Reise nach A. gekommen war, angelegen sein. In seinen Bemühungen um die Freiheit der A-ner liegt der Grund der Überführung von Negersklaven aus Afrika nach A. (s. u. Sklaverei), deren Anzahl sich in Hispaniola bald sehr vermehrte. Die Ehre, dem für SEuropa u. überhaupt nun für die Dauer entdeckten Erdtheile den Namen zu geben, ward dem Columbus nicht zu Theil, sondern dem Florentiner Amerigo Vespucci; dieser war 1497 mit dem Spanier Ojeda nach WIndien gereist u. rühmte sich in einer Beschreibung dieser Reise, das Festland zuerst betreten zu haben. So ist es gekommen, daß das Land nach ihm A. genannt ward, wiewohl dieser Name erst später in allgemeinen Gebrauch kam, man nannte es damals nur die Neue Welt.

IV. Reisen anderer europäischer Völker nach A. u. Ansiedlung daselbst im 16. u. 17. Jahrh. Columbus Beispiel hatte Viele gereizt, Ähnliches zu unternehmen: die Venetianer Johann u. Sebastian Cabot halten 1.496 u. 1.407 für England Labrador, Neufoundland, die Inseln St. John u. die Küste des Festlandes von Nord-A. bis Florida hin entdeckt: Vincenz Yanes Pinzon drang 1499 an der OKüste Süd-A-s bis südlich von der Mündung des Amazonenstromes vor, die Portugiesen Corteregt u. Martens Hornen besuchten 1500 ebenfalls Labrador u. Neusoundland, um einen nordwestlichen Weg nach Indien zu suchen; Amerigo Vespucci hatte unter Admiral Alfonso Ojeda die NKüste von Süd-A. besucht u. dieselbe Terra firma benannt. Der Portugiese Pedro Alvarez Cabral hatte, durch Sturm verschlagen, 1500 Brasilien entdeckt, 1501 bereiste Amerigo Vespucci für Portugal die Küste Brasiliens vom 5–17° S. Br., gründete Bahia u. nannte das Land Santa Cruz, u. in demselben Jahre besuchte der Portugiese Juan de Nueva Galego die brasilianische Küste, sowie 1504 Vasco Nuñez de Balbao Guyana, das Land zwischen dem Orinoco u. Amazonenstrom. Die Franzosen Jean Denis u. Comart nahmen 1506 eine Karte von Neusoundland auf, welches damals Terra de baccalhaos (Land der Stockfische) hieß, u. seitdem begann der Stockfischfang betrieben zu werden. 1507 entdeckten die Spanier Diaz de Solis u. Pinzon Yucatan, Ponce de Leon 1512 Florida. 1515 fand der Spanier Perez de la Rua Peru, u. in diesem u. dem nächsten Jahre besuchte Diaz de Solis die Küsten von La Plata bis nach Rio Janeiro. Neu-Spanien, vom Cap Catoche bis Vera Cruz, wurde von Juan de Grijalva 1518 untersucht u. 1519 eroberte Fernando Cortez Mexico. Es war der Spanier eifrigstes Streben, durch die Barre, die mit A. sich ihnen fast vom Nord- bis zum Südpol in den Weg stellte, durchzudringen, um einen Weg nach den Molukken zu finden. Lange bemühten sie sich vergebens, eine Straße durch die Landenge von Darien, od. in einem der großen Flüsse Süd-A-s, die man für Meerengen ansah, zu finden. 1519 unternahm der in spanischen Diensten stehende Portugiese Fernando Magelhaens eine neue Entdeckungsreise dieser Art, er ging mit Pigafetta u. Sebastian del Cano von dem Rio de Plata die Küste Süd-A-s hinab, fand die nach ihm benannte Magelhaensstraße u. schiffte nun gerade ins Stille Meer hinein u. entdeckte die Ladronen u. Philippinen. Er selbst ward 1521 auf der Insel Matan erschlagen, aber eins seiner Schiffe, unter Sebastian Cano, kam auf den Molukken an, segelte dann um das Cap der Guten Hoffnung nach Spanien zurück u. hatte so die erste Weltumsegelung beendet. Gleich nach Magelhaens benutzten die Spanier die gemachte Entdeckung, um die Ostseite A-s in Besitz zu nehmen, wie sie denn auch die Westseite mehr untersuchten. Gil Gonzalez Avila untersuchte 1522 das Caraibische Meer u. die Küsten von Nicaragua u. Guatemala, der Florentiner Giovanni Verazzani beschiffte 1524 für Frankreich die OKüste Nord-A-s, landete zuerst im heutigen Staate Georgien, entdeckte Nautucket u. Marthas Vineyard u. fand unterm 56° nördl. Br. Neu-Frankreich. Rodrigo Bastides nahm die NKüste Süd-A-s in Besitz; Pizarro zog nach Peru u. eroberte diese goldreiche Provinz 1526–31; Seb. Cabot besuchte 1526 für spanische Rechnung die brasilianischen Küsten, die Länder am Platastrom u. drang bis Paraguay vor; von Karl V. mit Venezuela belehnt, nahmen die deutschen Kaufleute Welser diese Provinz 1529 in Besitz, u. die Deutschen Schmiedel (1534) u. Phil. v. Hutten (1541) durchzogen Süd-A., Letzterer um El Dorado (s.d.) zu finden. 1533 entdeckte Bezarra u. Grijalva, von Cortez ausgesendet, Californien, das 1536 de Valle u. 1539 Ulloa u. A. untersuchten; Marco di Niza besuchte 1533 als Missionär die Länder nordwestlich von Mexico, Simon d'Alcazova drang 1534 durch die Magelhaensstraße u. durchforschte die öden Steppen Süd-A-s, der Franzos Jacques Cartier entdeckte 1534–1535 Canada u. den St. Lorenzstrom, Diego d'Almagro erforschte 1535 Chile, Pedro de Mendoza untersuchte 1535 die Länder am La Plata u. gründete Buenos Ayres; Juan de Ayoba reiste 1537 im Innern von Süd-A. u. in demselben Jahre nahm Ferd. de Soto für Spanien Florida in Besitz. Francesco Vasquez Coronado zu Lande u. Fernando de Alarçon zur See erforschten 1540 die WKüste von A. bis 53° nördl. Br., um die Straße Anian zu finden; der Spanier Orellana befuhr 1541 den Amazonenstrom, François de la Roque de Roberval nahm Canada u. Acadia für Frankreich in Besitz, Juan Rodriguez de Cabrillo untersuchte 1542 die WKüste A-s bis 42° nördl. Br. u. entdeckte den Hafen Navidad u. Cap Mendocino; die Mündung des Mississippi fand 1543 Moscoso Alvarado. Die Portugiesen nahmen 1549 nach dem Ausspruche des Papstes Alexander VI. Besitz von Brasilien, u. 1555 bereiste Hans Stade, ein Deutscher, dieses Land. Der spanische Mönch Andreas Urdanietta stellte 1556 seine Entdeckungsreisen durch das westliche Nord-A. an u. soll die Straße zwischen A. u. Asien gefunden haben, während gleichzeitig der Spanier Hurtado de Mendoza in Süd-A. die Landschaft Chaco entdeckte u. eroberte. Juan Ladrilleros, auch ein Spanier, untersuchte 1557 die südliche Küste von Chili, Jean Ribaut entdeckte 1562 den Fluß Port Royal u. den Norden Floridas u. nahm das Land für Frankreich in Besitz; der englische [407] Admiral John Oxnam durchreiste 1575 die Landenge von Panama u. beschiffte den Großen Ocean, u. Francis Drake fand auf seiner Erdumsegelung 1577–1580 Feuerland, umschiffte, ohne es zu wissen, die Südspitze A-s u. befuhr einen großen Theil der Nordwestküste A-s u. nahm das Land unter dem Namen Neu Albion für England in Besitz; Sir Walter Raleigh nahm Virginien 1584 in Besitz u. brachte die Kartoffel nach Europa; Sir Richard Greenville landete auf Wokoken u. machte von da zu Lande Entdeckungen im Innern Virginiens; Thomas Cavendish fand 1586 Patagonien u. befuhr die ganze Küste von Chilen. Peru; Richard Hawkins fand 1593 die Falkland-Inseln; Raleigh besuchte 1595 Guyana, um El Dorado zu suchen; Sebastian Vizcaino reiste 1596 von Acapulco nach Port St. Sebastian u. untersuchte von dort aus die Küste A-s 100 Ml. weit nördlich; Marquis de la Roche entdeckte 1598 die Sandinsel u. legte hier eine Verbrechercolonie an, u. der Spanier Pedro Sarmiento de Gamboa durchforschte 1599 das Innere der Länder von Magethanien. Mit diesen Entdeckungen in dem neuen Welttheil stand die Aufsuchung einer Nordwestlichen Durchfahrt noch in der nächsten Beziehung (s. Nordpolreisen). Die Auffindung der Magelbaensstraße hatte es wahrscheinlich gemacht, daß A. eine Insel sei u. daß es eine Straße zwischen Asien u. A. nach Ostindien gebe. Letztere Straße mußte aber, wenn sie aufgefunden würde, weit näher nach Indien führen, als der bisherige Weg. Schon der Spanier Gaspar de Cortereal hatte die Möglichkeit einer solchen Durchfahrt im Jahr 1500 geahnt u. sie aufsuchend, aber nicht findend, Labrador entdeckt; die Spanier Estevan Gomez u. Aylon suchten sie 1524 u. Rodriguez de Cabrilho 1542 von Neuem; der Mönch Andr. Urdanietta bereiste 1556 das Festland Nord-A-s u. sah die Straße zwischen A. u. Asien wirklich, od. erhielt durch Erzählung der Eingeborenen von deren Dasein Kunde. Dänische Seefahrer suchten sie 1564 von Island aus, der Engländer Martin Frobisher aber unternahm 1567, 1577 u. 1578 3 Reisen nach jenen Gegenden, bestimmte die Lage Grönlands näher u. fand mehrere Punkte vom amerikanischen Continent. Auch Humphrey Gilbert suchte die Durchfahrt 1578 vergebens u. kam auf der Reise um. Gleiches Schicksal hatten die Fahrten Arthur Pets u. C. Jakmans 1580; glücklicher war aber John Davis, der 1585–873 Reisen unternahm, u. zwar nicht die Durchfahrt, aber die nach ihm benannte Davisstraße, zwischen Grönland u. dem Baffinsland, auffand. Der in spanischen Diensten stehende Grieche Juan de Fuca soll 1592 eine Straße von der WKüste A-s nach dem großen amerikanischen Mittelmeer gefunden haben, allein, obschon sich das von ihm Gemeldete durch die neueren Entdeckungen bestätigt hat, so ist es doch zweifelhaft, ob er dieselbe selbst sah. An die Untersuchungen de Fucas knüpften sich die Reisen des Spaniers Vizcaino 1596 u. 1602 nach der WKüste Nord-A-s, der Engländer John Knight u. James Hall 1605 nach der WKüste Grönlands u. zugleich des Dänen Gotske Lindenau nach der SWKüste desselben Landes. 1607–11 unternahm der Engländer Henry Hudson 4 Reisen, drei für sein Vaterland, eine für Holland, um den nördlichen Weg nach Indien aufzufinden. Er machte in Bezug auf Spitzbergen u. Grönland wichtige Entdeckungen u. fand auf der letzten Reise das Binnenmeer auf, das seinen Namen (Hudsonsbai) führt. Dahin reisten auch der Holländer Jan Mayen u. dir Briten Thom. Button u. Rob. Bylot nebst seinem Steuermann Bassin 1611–16, sie entdeckten die Jan Mayen- u. Southamptoninsel, die Bassinsstraße u. Baffinsbai. Die Unternehmen zeigten Gewinn, deshalb entstand 1614 eine Englisch-grönländische Compagnie zum Wallfischfang. 1614 machten die Briten Gibbons u. Fotherby ihre Fahrten nach Norden; 1619 der Däne Munk nach Nordwesten; 1631 liefen die Briten Lucas Fox u. Th. James in die Hudsonsbai ein. Aber Keinem wollte die wirkliche Auffindung der Durchfahrt gelingen; da verkündete 1640 der spanische Admiral Bartolomeo de Fuente die Durchfahrt gefunden zu haben; doch sein Vorgeben zeigte sich später als Erdichtung. 1668 drang Zachar. Gillam bis 75° nördl. Br. in die Baffinsbai ein u. segelte dann in die Hudsonsbai. Sparsamer wurden die Entdeckungsreisen im Innern von A.; am häufigsten noch von den Spaniern unternommen. Die Chesapeakebai u. der Jamesfluß in Virginien wurden 1607 von John Smith gefunden; 1608 ward Quebeck von Samuel Champlain gegründet, Johann Georg Oldenburg bereiste 1613 Brasilien u. die Länder des La Plata. Garcia de Nodal durchsegelte 1618 die le Mairesstraße, Vincent de los Reyes, de Villalobos u. Alonzo Mirands befuhren 1621 den Amazonenstrom, ebenso der Portugiese Franc. Carvalho im Jahre 1631; die Missionare der Jesuiten, besonders Dominic Brito, Andreas de Toledo u. Pedro Texeira, forschten 1635 in den Ländern am Amazonenstrom; Peter Gabriel Sagard hatte 1624 das Land der Huronen zwischen dem Erie- u. Ontariosee bereist, 1630 hatten die Holländer Brasilien erobert u. viel zur näheren Kenntniß des Landes beigetragen; 1668 war der Canadier de Grosseiller mit Indianern zu Lande bis an die Hudsonsbai vorgedrungen, John Narborough hatte 1669 die Südspitze A-s untersucht, La Roche 1675 SGeorgien, Robert Salle u. Pater Hennepin durchforschten 1676–1679 Louisiana u. gaben die ersten zuverlässigen Nachrichten über die Indianerstämme Nord-A-s; Baron de la Hontan bereiste 1683–1693 ebenfalls das Innere Nord-A-s; der Spanier Franc. Correal durchzog 1692 einen großen Theil Süd-A-s; Gemelli-Carreri, ein Neapolitaner, forschte 1697 in Mexico. Die Engländer, welche sich schon 1622 in Carolina angesiedelt hatten, ließen sich 1680 in Pennsylvanien nieder; seit 1653 hatten die Dänen eine Niederlassung auf den Caraibischen Inseln gegründet, u. die Holländer, nachdem sie 1654 Brasilien wieder verloren hatten, besetzten 1668 Surinam.

V. Reisen u. Erforschungen A-s im 18. u. 19. Jahrh. Von nun an wurden weniger Eroberungen in A. gemacht, als die eroberten Länder genauer untersucht. A) Das südliche A. untersuchte der deutsche Missionar Pater Samuel Fritz, der 1707 auf seinen Reisen eine vollständige Karte des Amazonenstroms entwarf; von 1707 an der Minorit Louis Feuillé, welcher die Antillen besuchte, eine treffliche Karte vom Caraibischen Meer aufnahm u. die geographische Lage der Küsten von Peru u. Chile bestimmte; der Franzose Henry Frezier, welcher bes. seine Thätigkeit 1712 den Küsten Brasiliens, Chile's u. Peru's zuwandte; ferner der Franzos Labarbinais le Gentil, welcher Chile u. Peru 1714 zu Lande bereiste; de la Condamine, der mit den [408] Spaniern Don Juan u. Don Ulloa 1736 in Peru unter dem Äquator Gradmessungen vornahm, namentlich auch den Amazonenstrom beschrieb. Der Spanier Quiroga durchforschte 1746 Magelhaensland; durch Bougainville wurde die Mündung des La Plata 1766 genauer bestimmt; der Spanier Felix de Azarra durchforschte von 1781–1801 das Innere Süd-A-s; Zacharias Helm ein Deutscher, bereiste 1788 Peru in bergmännischer Beziehung; der deutsche Naturforscher Thaddäus Henke bereiste von 1791 an Süd-A. In den Jahren 1799–1804 unternahmen Alexander von Humboldt u. Aimé Bonpland ihre denkwürdige Reise, landeten in Cumana, untersuchten Neu-Andalusien, durchstreiften Venezuela, Neu-Barcelona u. das spanische Guyana u. durchwanderten bis zum Äquator die Ebenen von Apure, Calabozo u. die Llanos. Nachdem die Reisenden dann den Orinoco u. dessen Verbindung mit dem Rio Negro durch den Cassiquiare erforscht u. hierauf den südlichen Theil der Insel Cuba geographisch bestimmt hatten, bereisten sie das Cauca-Thal, den Magdalenenfluß u. die Cordilleren von Quindiu, Choco, Quito u. Peru, erstiegen 1802 den Chimborasso bis zu einer noch von keinem Sterblichen erreichten Höhe u. betraten sodann das Gebiet des Amazonenstroms, von dessen Laufe Humboldt eine Karte entwarf. Dann nochmals die Anden übersteigend, kamen die Reisenden wieder nach Peru, begaben sich sodann nach Mexico u. kehrten 1804 über Havanna nach Europa zurück. Die Ergebnisse dieser Reisen, welche über Süd- u. Mittel-A. ein ganz neues Licht verbreiteten, hat Humboldt in einem großen, seit 1810 erschienenen Werke niedergelegt. In ebenfalls gründlicher Weise bereiste Stevenson von 1805–23 Arauco, Chile, Peru u. Columbia; Prinz Max von Neuwied durchforschte mit Freyreiß u. Fellow 1815–17 Brasilien, ebenso 1817 die Deutschen Spix u. Martius; der Engländer Hippestey unternahm 1817 eine Fahrt auf dem Orinoco u. Apure; Brasilien bereiste 1818 der Naturforscher von Eschwege; 1819 bereiste Caldolengh Peru u. Chile; die Küsten dieser Länder 1820–22 der Capitän Hall; in Columbien forschte 1822 Mollien; der russische Staatsrath von Langsdorff untersuchte 1823 das Orgelgebirge in. Brasilien u. begab sich 1824 mit Riedel, Rusgow u. Rugendas nach dem Innern; Schomburgk durchforschte seit 1830 Guyana; über Paraguay boten wichtige Aufschlüsse: Rengger, Sello, Beauchamp, Miers u. Head; Peru durchstreifte 1825 Temple; Pentland stellte trigonometrische Vermessungen der Cordillerengipfel an; Burchell bereiste 1829 u. 30 Brasilien, ebenso der Naturforscher Natierer; Boussignault bestieg 1833 den Chimborasso; Blankley untersuchte 1834 die Insel u. Provinz Chiloë; Pohl, namentlich aber 1835 Pöppig, untersuchte sehr gründlich die Verhältnisse Brasiliens; Darwin u. Descalzi 1833 den Rio Negro. Die deutschen Naturforscher Helmreichen u. Müller, der französische Graf de Castelnau 1843–47, Lefévre u. Duroussle, ferner Montravel u. Wood bine Parish, forschten in den Ländern am La Plata u. in Brasilien; Page befuhr den Rio Salado; Spence stellte seine Untersuchungen am Amazonenstrom seit 1850 an; die Amerikaner Hernden, Lardner u. Gibbon befuhren 1854 diesen Riesenstrom; der deutsche Zoolog Burmeister bereiste 1851 einige Theile Brasiliens u. hat sich 1856 von Neuem dahin begeben; der Amerikaner Gilliß untersuchte 1849–52 bes. Chile; Mansfield 1852–53 die Länder zwischen Plata u. Amazonenstrom; Voltz stellte geologische Untersuchungen in Surinam an; Berg bereiste Neugranada; Markham Peru, Jameson u. dann Philippi die Anden; Geiße, Fonck u. Hers forschten in den Cordilleren von Chile. Nicht wenig haben auch die einzelnen südamerikanischen Regierungen dazu beigetragen, über die Beschaffenheit der weiten Länder, ihre Producte, ihre hydrographischen Verhältnisse etc. Kenntnisse zu verbreiten. B) Auf den Westindischen Inseln stellten 1765 de Valverde, 1792 de St. Mery, 1799 Soulastre, 1800 Lyonet, 1802 Mac Kinnen u. Robin, 1809 Nieto, 1810 Walton, 1813 Leblond, 1818 Plee u. A. Untersuchungen an. C) Die Mittel-A-nischen Staaten sind bes. gründlich untersucht worden, seitdem der schon von Alex. v. Humboldt in Berücksichtigung gezogene Plan einer Durchstechung der Landenge von Panama zur Erlangung der genauesten Kenntnisse jener Länder antrieb. Palton untersuchte seit 1817 die Panamalinie, später auch Robinson; D. Juan Orbegoso erforschte seit 1827 den Isthmus von Tehuantepec, fast zu gleicher Zeit Lloyd u. der Schwede Falmaro; 1827 bereisten Mittel-A. auch die Gebrüder Glennie u. D. Juan Tayleur, sowie Birbeck, Gerolt u. Gros 1834. Die Alterthümer in jenen Ländern untersuchten Dupaix, Galindo, Gailhabaud, Nebel, Stephens, Squiers u. Jeffers, Waldeck, Normann. u. A.; 1837–38 reiste Baily in Nicaragua; bald darauf untersuchten die Franzosen Morel u. Salomon von Neuem die Panamalinie; 1842–43 Gaetano Moro mit mexicanischen Offizieren den Golf von Tehuantepec; etwas später Napoleon Garella wieder die Panamalinie, sowie von 1849 an die Lieutenants Cullen, Gisborne u. Forde, vorzüglich aber Oberst Codazzi den topographischen Verhältnissen ihre Thätigkeit zugewendet haben. Noch ist aber trotzdem keine Linie gefunden worden, welche die Anlegung eines Kanals zur Verbindung des Atlantischen u. Stillen Oceans ermöglichte, wohl aber hat man auf der Panamalinie eine Eisenbahn hergestellt, welche seit 1854 beendet u. in Gebrauch ist. Von den Reisenden in Mittel-A. sind neuerer Zeit noch zu nennen Don Mod. Mendez u. Sivers, der Maler Sattler, Franc. Irias, der den Cocofluß untersuchte, Seemann, Copeland, Pieschel, der 1851–54 bes. den Vulcanen von Mexico seine Untersuchungen zulenkte; 1854 Mor. Wagner u. Scherzer, welche umfassende Nachrichten bes. über Costa Rica boten; Truqui u. Craveri, welche 1855 den Popocatepetl untersuchten; Gaspar Sanchez Ochoa, der 1856 an diesem Riesenvulcane ungeheuere Schwefellager entdeckte; Gibbon, der den Titicacasee untersuchte. D) In Nord-A. gingen zahlreiche Reisen mit der mehr u. mehr vorschreitenden Colonisation Hand in Hand. Der Pater Charlevoix drang 1720 bis an die großen Seen vor; de Chaubert ging 1750 nach Akadien; Bertrand 1757, Burnaby 1759 u. Carver 1760 bereisten das Innere; Starke forschte 1766 in Florida; de Pages ging 1767 am Mississippi u. Red River aufwärts u. entwarf eine Karte von den noch ganz unbekannten Ländern; dann bereiste das Innere John Long 1768; Hutchinson 1769–75 Virginien, Carolina u. Pennsylvanien; Samuel Hearne drang 1769 nach NW. vor u. entdeckte den [409] Kupferminenfluß; Mackenzie kam 1789–93 noch 20° weiter nach W. u. gelangte längs des nach ihm benannten Flusses bis an das Polarmeer. Auch David Wood durchforschte 1793 Nordwest-A.; Vollney bereiste 1795 des Innere, ebenso de la Rochesaucoult u. Isaak Weld; Louisiana untersuchte 1794 Lozieres, 1801 Perrin de Luc, 1802 Michaux; Draptom bereiste 1802 SCarolina; 1804 drangen Lewis u. Clarke nach W. bis zum Großen Ocean u. entdeckten völlig den Columbiastrom mit seinen Zuflüssen; Pike bereiste 1805 das Innere; d'Arcy Boulton 1805 u. Gray 1808 Canada; Bolingbroke reiste 1812 in Demerary; Franklin durchzog 1819–22 mit Richardson, Hood u. Back den NW. bis zum Polarmeere; Schoolcraft entdeckte 1820 die Quellen des Mississippi; Long drang 1819–20 am Missouri aufwärts bis nach den Rocky Mountains; Graah durchforschte 1823 das Innere; der Herzog Bernhard von Weimar 1825–26 die nordamerikanischen Freistaaten; Washington Irving bot seit 1835 Nachrichten über die westlich wohnenden Indianer; Wix forschte 1836 in Neusoundland; Pattin, Willard, Wynth, van Quickenborn 1835 u. Schrader 1837 durchstreiften den Westen; Prinz Max von Neuwied 1835 das Innere; von Wrangel bereiste 1839 das russische Nord-A.; Nicollet drang 1838–39 mit Frémont nach dem oberen Mississippi vor; Frémont (s.d.) unternahm 1842 seine erste Reise nach dem Westen, erforschte den Südpaß in dem Felsengebirge näher, erstieg das Windrivergebirge, jenen mächtigen Knoten, in welchem die größten nordamerikanischen Ströme ihr Quellgebiet haben; 1843 untersuchte Frémont das Utahbecken zwischen den Rocky Mountains u. der Sierra Nevada, u. stieg über letzteres nach Californien hinab. Auf der 1845 unternommenen dritten Reise, um NCalisornien u. Oregon bis zum Columbia zu erforschen, nahm er 1846 Besitz von Californien für die Vereinigten Staaten. 1846 u. 47 bereiste A. Wislizenius NMexico (Mem. of a Tour to Northern Mexico, Wash. 1848; deutsch von G. M. v. Roß, Braunschw. 1850). 1848 wurden die Goldlager in Californien gefunden, u. seitdem haben sich mehr denn je Kräfte nach dem Westen gewendet, um, wenn möglich, Linien für eine Eisenbahnlinie durch das Felsengebirge u. zur Verbindung Californiens mit den Vereinigten Staaten zu suchen. Stansbury wanderte 1849 zum Utah-See; Möllhausen stellte Untersuchungen über die Indianer in Oregon an; Capitän Marcy entdeckte 1852 die lange vergeblich gesuchten Quellen des Red River; Frémont unternahm eine vierte Reise, um im Quellgebiete des Arkansas, südlich vom Südpasse, einen Paß für eine westliche Eisenbahn zu suchen; Bartlett u. Gray untersuchten 1849–53 Texas, Neumexico u. Californien (Reisebeschreibung Neu-York 1854, 2 Bde.); Amerikaner untersuchten den Rio Salado; Capron u. Wilkinson reisten 1853 in Californien; Steffens u. Clellan untersuchten 1853 den Westen; die Sardinier Parby u. Cipriani forschten in den Felsengebirgen; Donelson, Grover, Saxton bereisten 1853 Missouri; Moore, Goddart u. Ebbets drangen 1853 von Californien her in die Sierra Nevada; Stoneman durchstreifte von 1853 an mit Williamson u. Parke das südliche Californien. Von den neueren Reisenden in Canada sind bes. Bonnycastle, Strickland, Kingston, Teuscher, Hogan, Taché u. der Preuße Kohl zu nennen. E) Die Nordwestküste ward untersucht 1709 vom Capitän Frondat. Veit Behring fand 1726 die nach ihm benannte Straße, wodurch zugleich erwiesen wurde, daß A. u. Asien getrennt seien; Nowosilzoss fand 1745 die Aleuten, welche 1747–53 von Tólstyk u. Wsedidoss, 1762 von Iwan Krowin näher untersucht wurden. Krennitzin untersuchte die WKüste 1771, John Galvez 1772; die Spanier Juan de Ayala u. de la Bodegay Quadra entdeckten 1775 die Trinidadbai, die Insel Quadra u. den Hafen Bucarelli auf Prinz Wales-Insel; der Russe Cheliakow machte 1784 Alaschka näher bekannt. Dixon u. Portlock segelten 1785 nach diesen Küsten; Joh. Billing u. Fedor Sarytschew stellten 1785–94 ihre Forschungen an; die Briten Lawrie u. Guise entdeckten 1786 die Königin Charlotten-Insel; William Bligh entdeckte 1787 mehrere Inseln; der Spanier Don Estevan Martinez segelte 1788 nach Unalaschka u. dem Nutka-Sund, um eine Verbrechercolonie anzulegen; Marchand fand 1790–92 mehrere Buchten u. Häfen an den Küsten; Vancouvers u. Broughton nahmen 1790–95 die Küste vom 30° bis 6110/2 nördl. Br. auf u. entdeckten die Mündung des Columbia; Kotzebue entdeckte 1815–18 den nach ihm benannten Sund; die Russen Ustingow, Kalmakow u. Karszanowsky nahmen 1818–19 den Theil der Küste vom Schelachow-See bis zum Cap Nevenham auf u. fanden einen guten Hafen. Seitdem haben sowohl von Seiten der Engländer, als auch namentlich der Russen mehrfache Aufnahmen u. Untersuchungen jener Küsten stattgefunden, sowie auch die Entdeckung der Goldlager in Californien u. die Fahrten nach dem Nordpol zur näheren Kenntniß derselben geführt haben. F) Die Polarländer waren seit dem Beginn des 18. Jahrh. ebenfalls der Schauplatz zahlreicher Unternehmungen, zumeist allerdings, um das, wenn nicht mercantiles, doch wissenschaftliches Interesse bietende Problem einer Nordwestlichen Durchfahrt zu finden. Durch Behring's Reisen von 1725–28 war zunächst die Straße, welche A. von Asien trennt, gefunden u. bestimmt worden; 1741 hatte Behring jene Regionen nochmals untersucht. 1742 bestimmten Jones u. Middleton theilweise die Grenzen der Hudsonsbai, 1746 Henry Ellis; Hearne 1769 u. Mackenzie 1789 klärten einige Theile der Nordgrenzen des amerikanischen Continents auf; 1778 war James Cook durch die Behringsstraße indas Polarmeer bis 707° nördl. Br. eingedrungen; 1814 hatte Chappell die Küsten der Hudsonsbai näher bestimmt; 1815 drang der Hamburger Walfischfahrer Olaf Ocken bis 80° nördl. Br. vor u. bemerkte in dieser Höhe große Strecken des Grönländischen Meeres ganz frei vom Eise; 1815–18 stellte Kotzebue seine Forschungen nördlich u. östlich der Behringsstraße an, wodurch dargethan wurde, daß auch in höheren Breiten keine Verbindung zwischen A. u. Asien bestünde. Inzwischen hatte die britische Regierung durch Aussetzung eines Preises von 20,000 Pfd. St. die Anregung gegeben, daß mitgrößerem Eifer eine Nordwestl. Durchfahrt gesucht u. zugleich die Polarregionenmehr vollständig u. zusammenhängend erforscht würden. Die 1. Expedition unter Capitän Roß 1818 war ziemlich erfolglos, er fuhr durch die Baffinsbai, durch den Lancastersund, die Barrowstraße u. in die Prinzregenten-Einfahrt. Mehr Entdeckungen machte 1819 bis 1820, so wie 1821 u. 1824, drei Male in den nördlichen Gegenden überwinternd, [410] Parry, indem er die Einfahrt zwischen dem Festlande A-s u. einem nördlichen Archipel, der nach ihm Parrys Archipel genannt worden ist, fand. Zu Lande sollte dieser Expedition Capitän Franklin entgegenkommen. Er ging 1819 von der Factorei York an der Hudsonsbai u. gelangte 1821 an den Kupferminenfluß u. beschiffte dann die Küste des Polarmeeres, bis ihn Mangel an Lebensmitteln zur Rückkehr zwang. 1819 hatte Wasiljew von Kamtschatka aus das Eismeer befahren u. die Blegonameremiinsel entdeckt; 1822 untersuchte Capitän Scoresby, 1823 Clavering die Ostküste Grönlands, 1825 drang Wrangel zum zweiten Male von Osten her in das Nördliche Eismeer; der dänische Capitän Graah untersuchte 1823, 1824 u. 1828 die Küsten Grönlands, Guédon entdeckte 1825 die Insel Dieppe im Bassinsmeere, in demselben Jahre unternahm Wrangel seine zweite Reise in das Nördliche Eismeer. 1825 unternahm Franklin eine neue Reise zu Lande, um von dem Mackenziefluß aus die Küste westlich nach der Behringsstraße zu untersuchen; Richardson sollte die Gegend am Kupferminenfluß untersuchen. 1829 bis 1833 unternahm nun John Roß noch einmal auf eigene Kosten mit einem Dampfschiff eine Reise zur Auffindung jener Durchfahrt; er besuchte das Land in SW. von der Prinz Regenteneinfahrt, ein Land, welches er zu Ehren seines Freundes Felix Booth, der seine Fahrt mit 20,000 Pfund unterstützte, Boothia nannte u. von dem spätere Entdeckungen dargethan haben, daß es die nördlichste Spitze des continentalen A. bildet; eine Durchfahrt hat er zwar nicht gefunden, aber wohl hat er den magnetischen Pol entdeckt. Die Reise Backs 1833f. hatte zunächst den Zweck, den verschollenen John Roß aufzusuchen, er fuhr vom Sklavensee aus, entdeckte mehrere Seen u. den Großen Fischfluß (Thiujischa); die äußerste Spitze in N., die er erreichte, nannte er Cap Victoria; eine 2. Reise unterngbm er 1836 von der Hudsonsbai aus, die wenig Resultate ergeben hat. In demselben Jahre ward James Roßabgesandt. um 11 vermißte Walfischfahrer aufzusuchen. Franklins Entdeckungen setzten die auf Kosten der Hudsonscompagnie reisenden Dease u. Simpson 1837f. fort. Dieselben fuhren 1837 von der Mündung des Mackenzie westwärts bis zum Kupferminenflusse, u. in den beiden folgenden Jahren bestimmten sie die Südküste von Wollaston- u. Victorialand, fuhren durch den Coronationgolf u. um Cap Turnagain u. Alexander durch die Deasestraße bis in die Nähe des früher von Back von der anderen Seite gesehenen Cap Victoria. Hierauf kehrten sie 1839 an den Mackenzie zurück. Im Jahre 1845 ward dann zur abermaligen Aufsuchung der Nordwestlichen Durchfahrt eine Expedition zu Schiffe unter Franklin abgesendet, u. da dieser bis 1848 nicht zurückgekehrt war, folgten ihm von der Landseite her Richardson u. Rae 1848–49, welche die Küsten zwischen Mackenzie u. Kupferminenfluß untersuchten; 1849 Lieutenant Pullen, der die Küste von der Behringsstraße bis zum Mackenzie entlang fuhr, u. James Roß, der durch den Lancastersund segelte. 1850 drang M'Clure von Osten her in das Eismeer, untersuchte das Banksland, dessen insulare Lage er feststellte u. das er Baringinsel nannte. Bei diesen Untersuchungen entdeckte er mit der Banksstraße u. der Prinz Walesstraße die so lange vergeblich gesuchte Nordwestliche Durchfahrt. Von Westen her waren 1850–51 Austin, Penny u. John Roß, welche die Gegenden des Wellingtonkanals, den Peelsund, Prinz Walesland, Cornwall-Island u. die Melvilleinsel untersuchten, u. eine amerikanische Expedition, welche das Grinellland entdeckte, in das Polarmeer eingedrungen. 1851 untersuchte Rae, abermals von der Landseite her, Wollaston u. Victorialand, Lieutenant Pim, ein Russe, von der Behringsstraße aus die östlich gelegenen Landstriche, Maguire die Küsten, Collinson erforschte Prinz Albertland u. wies das Bestehen einer dritten nordwestlichen Durchfahrt längs der Küste des amerikanischen Continents u. durch die Victoriastraße nach; auf Schlittenexpeditionen ward von Mecham die Prinz Patrickinsel entdeckt, deren nördlichen Theil Macclintock bestimmte, von Omaney, Osborne u. Mecham ward die Nord- u. Westseite von Prinz Walesland untersucht. 1852 ging ein Schiff, welches die Gemahlin des verscholnen Franklin ausgerüstet hatte, durch die Behringsstraße nach Cap Jakan; unter Belcher, Kellett u. Pullen gingen Richards, Osborne, Bellot, Mecham, Kennedy in demselben Jahre nach dem Eismeer u. untersuchten mit nicht geringem geographischen Erfolg diese Gegenden, ohne jedoch Franklin mit den Seinigen zu finden. Namentlich wurden die nördlichen Umrisse der Melvilleinsel u. von Cornwalljs-Land bestimmt, der Norden des Wellingtonkanals aufgeklärt u. der Victoriaarchipel entdeckt. Capitän Inglefield hatte 1852 eine Fahrt nordwärts im Smithsunde bis über 79° nördl. Br. unternommen u. war 1853 u. 1854 noch 2 Male nach dem Polarmeere zurückgekehrt. 1853–55 war eine zweite amerikanische Expedition unter Kane durch der Smithsund nordwärts gedrungen u. hatte die Peabodybai, den Kennedykanal, den ungeheuerer Humboldtgletscher u. im höchsten Norden ein eisfreies offenes Polarmeer (?) entdeckt. Rae hatte 1853 von der Repulsebai sich abermals nach Boothialand begeben u. dessen Küsten näher bestimmt, wobei er die Nachricht von dem Verkommen der unglücklichen Franklinschen Expedition erhielt. Endlich 1855 ging unter James Stewart u. Anderson zu Lande eine Expedition nach der Mündung des Großen Fischflusses u. der Adelaidehalbinsel, ohne jedoch Wesentliches zu erreichen. Noch sind die für die Kenntniß Grönlands wichtigen Untersuchungen des Dänen Rink zu erwähnen. Literatur bes. für die 1. Periode: Die Nachrichten in isländischen Bibliotheken, herausgegeben seit 1837 von der Kopenhagener Gesellschaft für Norddeutsche Alterthumskunde durch Rafn, als Antiquitates americane od. Scriptures rerum Antecolumbianorum in America; außerdem: Smith, A Lecture an the Discov. of A. by the Nordman 500 Years before Columbus, Neu-York 1840; North Ludlom Leamish, Tho Discov. of A. in the tenth Century, Lond. 1841; Wilhelmi, Island, Hvitramanaland, Grönland u. Vinland, Heidelb. 1842; Fr. Chr. Rafn., Amerikas arktiske landes gamle Geographie, Kopenh. 1845; Man. Ferreira Lagos Memoria sobre o descobrimento da A. no seculo decimo; Acosta, Historia natural y moral de los Indias; Greg. Garcia, De los Indios de el Nuevo Mundo, Valenc. 1607, Madr. 1729; H. Grotius, De origine gentium americ., Amst. 1642; Hornn, De origg. American., Haag 1699; Recherches philos. sur les Americains, Berl. 1770, Adaīr, [411] History of the American Indians, Lond. 1775; Fischer, Gedanken von dem Ursprunge der Amerikaner, in Pallas Neue Nordische Beiträge 3. Bd. 289 ff.; Scheerer, Recherches sur le Nouv. Monde, Par. 1777; Smith-Barton, New Views of the Origin etc. and Nations of Am., Philad. 1798; Vater, Über A-s Bevölkerung, Lpz. 1810; Buache, Über die Insel Antillia u. den Zeitpunkt der Entdeckung von Amerika, im 24. Bd. der Geogr. Ephemer. S. 129 ff.; de Alcedo u. Thompson, Geograph. and histor. Dictionary of Am., Lond. 1812–15, 5 Bde.; Malte-Brun, Neuestes Gemälde von A. (aus dem Franz. von Greipel), Lpz. 1819; A. de Humboldt, Examen critique de l'histoire de la géographie du Nouveau Continent, Par. 1836–39, 5 Bde. (deutsch von Ideler, Berl. 1836–39); Macgregor, The Progress ot Amerika etc., Lond. 1847; Handelmann, Geschichte der Amerikanischen Colonisation, Kiel 1856. Siehe außerdem Amerikanische Alterthümer.

Quelle:
Pierer's Universal-Lexikon, Band 1. Altenburg 1857, S. 403-412.
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Geschichten aus dem Biedermeier. Neun Erzählungen

Geschichten aus dem Biedermeier. Neun Erzählungen

Biedermeier - das klingt in heutigen Ohren nach langweiligem Spießertum, nach geschmacklosen rosa Teetässchen in Wohnzimmern, die aussehen wie Puppenstuben und in denen es irgendwie nach »Omma« riecht. Zu Recht. Aber nicht nur. Biedermeier ist auch die Zeit einer zarten Literatur der Flucht ins Idyll, des Rückzuges ins private Glück und der Tugenden. Die Menschen im Europa nach Napoleon hatten die Nase voll von großen neuen Ideen, das aufstrebende Bürgertum forderte und entwickelte eine eigene Kunst und Kultur für sich, die unabhängig von feudaler Großmannssucht bestehen sollte. Dass das gelungen ist, zeigt Michael Holzingers Auswahl von neun Meistererzählungen aus der sogenannten Biedermeierzeit.

434 Seiten, 19.80 Euro

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