Riccobōni

[135] Riccobōni, 1) Ludovico, geb. 1677 in Modena, übernahm 1699 die Direction einer Schauspielergesellschaft, mit welcher er in Venedig u. den Städten der Lombardei 15 Jahre lang spielte u. der Reformator des Italienischen Theaters wurde, indem er dasselbe nach dem Muster des Französischen bildete, Übersetzungen französischer Tragödien u. Lustspiele, so wie Maffeis, Trissinos, Rucellis, Tassos etc., aufführen ließ u. auch den Arlechino von der Bühne verbannte; er ging 1716 nach Paris, wo er mit seiner Familie u. seiner Gesellschaft ein Italienisches Theater für den Herzog von Orleans im Hotel de Bourgogne errichtete; nahm 1729 seine Entlassung u. ging nach Parma, kehrte aber schon 1731 nach Paris zurück, wo er 5. Dec. 1753 starb. Er schr. zahlreiche Entwürfe zu dramatischen Dichtungen, welche er nach Art der Commedia dell' arte aufführen ließ (Canevas); ferner Storia di teatro ital., Par. 1727; L'art du théâtre, Par. 1750 (deutsch von Schröder, Hamb. 1828). Mehre seiner dramatischen Entwürfe hat Lessing in seiner Theatralischen Bibliothek mitgetheilt. 2) Antonio Francesco, genannt Lelio, Sohn des Vorigen, geb. 1707 in Mantua; kam mit seinen Eltern nach Frankreich, spielte von 1726–50 auf dem Italienischen Theater zu Paris, lieferte für dasselbe mehre Lustspiele, nahm auch an der Schrift L'art du théâtre, Par. 1750, Theil u. st. 1772 in Paris. 3) Marie Jeanne Laboras, geb. dela Berens, Gattin des Vorigen, geb. 1714 in Paris; betrat die Bühne u. zeichnete sich durch persönliche Anmuth u. durch ihr Spiel aus, verließ später das Theater u. widmete sich literarischen Arbeiten; sie st. 1792 u. schr.: Juliette Catesby, Le Marquis de Cressy u.a. Romane. Oeuvres, Neufchatel 1781, 8 Bde., 1783, 10 Bde.; Par. 1786, 7 Bde.; Einzelnes frei übersetzt von Anton Wall (C. G. Heyne), Lpz. 1781.

Quelle:
Pierer's Universal-Lexikon, Band 14. Altenburg 1862, S. 135.
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