[818] Selīnus (a. Geogr.), 1) Fluß in Südwest-Sicilien; an seinen Ufern wuchs viel Epheu, daher der Name, j. Madiuni; 2) (Selinunt), Stadt in Sicilien, am S., gegen 630 v. Chr. von dorischen Megarenfern unter Pammllos gegründet, in einer weizen- u. palmenreichen Gegend u. bald zu hoher Blüthe gelangt. Die Selinuntier führten 580 v. Chr. mit den Segesiäern Krieg; um 506 warf sich der Spartaner Euryleon zum Tyrannen auf u. unterstützte die Carthager in Sicilien. Mit Syrakus verbunden wurde S. von Segesiäern u. Athenern, dann von den Segesiäern u. Carthagern besiegt. Letztere belagerten, eroberten u. zerstörten 409 v. Chr. S. zum großen Theil, u. von nun an stand S. unter carthagischer Herrschaft, von welcher es erst durch die Eroberung des Dionysius befreit wurde. Später nahm es Pyrrhos ein u. im ersten Punischen Kriege zerstörten die Carthager S.u. hießen die wenigen Einwohner nach Lilybäum ziehen (249 v. Chr.). Die Stadt erhob sich nie wieder u. wurde 827 n.Chr. von den Sarazenen vollends vernichtet; Ruinen, bes. von drei Tempeln, beim j. Castel Vetrano. Auf den Münzen von S. war ein Eppichzweig gebildet; verehrt wurden Apollon u. Asklepios, die Götter der Heilkunde, weil in der Nähe von S. salzhaltige Mineralquellen (Selinuntĭae aquae, später Labodae aquae) waren, welche Dädalos in einen Felsen gehauen haben sollte. Vgl. Reinganum, Selinus u. sein Gebiet, Lpz. 1827; Franz Inghirami, Osservazioni sulle antich. di Selinunte, 1825; 3) Fluß in Achaia, im Gebiet von Agion, entsprang auf dem Erymanthos; j. Fluß von Vostizza; 4) Nebenfluß des Alpheos in Elis, mündete westlich von Olympia; j. Fluß von Krestena; 5) Ortschaft in Lakonika, nördlich vom jetzigen Gheraki; 6) Nebenfluß des Kaïkos in Mysien, mündete bei Pergamum; 7) Stadt in Westcilicien, in dem nach ihr benannten District Selentis, auf einem steilen, vom Meer umflossenen Felsen, bedeutende Seestadt, sank aber unter den späteren römischen Kaisern. Weil Kaiser Trajan hier 117 starb, erhielt sie auf einige Zeit den Namen Trajanopolis; jetzt Selenti.